Montag, 21. Dezember 2009

(Tag 355) Ein Messer? ...

...Das ist kein Messer. DAS ist ein Messer!
Beziehungsweise: Schneefall? Das ist kein Schneefall. DAS ist Schneefall!

Mit diesem Crocodile Dundee Zitat meine ich: wenn ich letzte Woche noch dachte, dass der Schnee in den Niederlanden spektakulär ist und für einigen Ärger sorgt, dann hatte ich nicht mit dem Chaos in Wuppertal und Westdeutschland gerechnet. Und ausgerechnet für dieses Wochenende waren zwei schöne Ausflüge (New Model Army Konzert am Samstag, Aachener Weihnachtsmarkt am Sonntag) geplant. Na gut, eingepackt wie die Arktisforscher und mit dem unbedingten Willen wirklich anzukommen, hat alles geklappt...
Und wie war das New Model Army Weihnachtskonzert im Palladium in Köln? Wie man hier und hier beispielhaft lesen kann, bin ich nicht nur ein fanatischer Fan dieser Band, sondern auch schon seit 2000 jedes Jahr auf dem Konzert in Köln. Eigentlich steht immer schon im Voraus fest, dass es ein tolles Konzert wird. Auch diesmal war es wieder sehr gut, auch wenn die Vorband, die wir gesehen haben, nicht so der Renner war. Die Band Laibach nämlich, zeigte zwar eine interessante Videoprojektion und hatte merkwürdige Sounds im Repertoire, war aber nicht mein Geschmack.
New Model Army hingegen war klasse wie immer -- die neuen Songs sind alle sehr druckvoll und tanzbar-eingängig, wenn Live gespielt, und die alten Lieder rufen immer noch die beste Stimmung hervor. Eine sehr gute Mischung. Und ich bleibe dabei: der Gitarrist Marshall Gill ist einfach genial und kann nicht genug gelobt werden.

Allerdings habe ich mich bei diesem ganzen Herumgerenne und Herumgefahre in eisiger Witterung ordentlich erkältet bzw. bei AK angesteckt. Dementsprechend angeknockt bin ich heute und verbringe den Tag im Grunde im Bett. War wohl ein wenig viel alles, insbesondere weil wir dann gestern abend vom Bahnhof nach Hause laufen mussten, weil weder Taxen noch Busse sich der Witterung und den Straßenverhältnissen noch stellen wollten...

Samstag, 19. Dezember 2009

(Tag 353) Winterpause

Habe die Niederlande und meine Arbeit für den Rest des Jahres verlassen -- Winterurlaub! Mit den Resten meiner 23 Tage Jahresurlaub hab ich mir die letzten zwei Wochen des Jahres frei genommen und hänge nun am WLAN von AK, sitze bei Kaffee und Brötchen im Bett und lass es mir gut gehen.
Hier in Wuppertal sieht es aus wie in der Antarktis. Allerdings lag auch in den Niederlanden ordentlich Schnee, teilweise hat der Zug mit dem ich gestern gefahren bin, sibirische Schneeverwehungen erzeugt. Interessant. Ich erinnere mich immer noch mit schadenfreudigem Schmunzeln an die Worte meines Kollegen, aus dem letzten Jahr: "nein, es liegt so gut wie nie Schnee in den Niederlanden"
Hehe. Vermutlich die Klimaveränderung
Also, falls wir uns nicht mehr lesen, weil ich zu faul und vollgefressen bin, um zu posten: frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Freitag, 18. Dezember 2009

(Tag 352) Blogpanik

Huh, hier bin ich wieder. Das ist nicht selbstverständlich... denn mein Blog wurde von Google gesperrt. Angeblich weil er die Merkmale eines auf Malware verweisenden Spam-Blogs habe...
Nun, wie ihr seht, das ist nicht der Fall. Ein sogenannter "robot" hat sich geirrt, ein virtueller Angestellter von Google, der den lieben langen Tag Blogs durchwühlt und nach solchem Mißbrauch fahndet. Vielleicht hatte der robot einen schlechten Tag. Vielleicht hat sich seine robot-Freundin von ihm getrennt und er war fahrig und unaufmerksam. Jedenfalls hatte er den Finger am Abzug und mein Blog war ihm im Weg...
Naja, es gibt für einen solchen Fall eine gute Regelung: man hat ein wenig Zeit per Anfrageformular mitzuteilen, dass man kein Spambot ist und weiterhin an diesem Blog interessiert. Dann wird er anscheinend wieder hergestellt, wie man sieht. Garniert aber mit einer total verwirrenden Mail, die ich sofort noch hier zitieren muss:

"
Hallo,

Ihr Blog unter http://postdoc-in-rotterdam.blogspot.com/ wurde überprüft und es wurde folgender Verstoß gegen unsere Nutzungsbedingungen festgestellt: NONE. Gemäß dieser Bedingungen haben wir das Blog entfernt und die URL kann nicht mehr aufgerufen werden.

Weitere Informationen finden Sie unter folgenden Links:

Blogger-Nutzungsbedingungen: http://blogger.com/terms.g
Blogger Content-Richtlinien: http://blogger.com/content.g


- Ihr Blogger-Team

"

Donnerstag, 17. Dezember 2009

(Tag 351) Katastrophe

Als ich vorhin, wie jeden Morgen unter meiner Decke liegend meinem Radiowecker lauschte, wurde mir eine "amüsante" Szenerie dargestellt -- Katastrophe! Anscheinend ist über Nacht in den gesamten Niederlanden Schnee gefallen, enorme 5-10cm (hihi), was zu einem epischen Verkehrschaos führt gerade. Hier die Karte mit dem Drama, in blanken Zahlen...
hier der Beweis, dass es Schnee ist!
Man beachte die gesamte Staulänge im ersten Bild: über 600km! Und der längste Einzelstau, den ich in der "lijst met alle files" finde ist... "A12, Den Haag richting Arnhem tussen Reeuwijk en knp. Grijsoord, 75 km, Vertraging tot 1 uur en 32 minuten, Filelengte neemt toe". 75 km, Länge zunehmend! Und bereits nun schon zusätzliche Reisezeit (vertraging) von 90min. Ach du grüne Neune! Der Mann von der Verkehrszentrale wurde im Radio interviewt, seiner Aussage nach sei der Server mit den Staumeldungen kurzzeitig zusammengebrochen. Nicht schlecht.
Es fühlt sich gut an, dass mein Auto drüben in Wuppertal sicher geparkt ist, ggf. sogar in die Garage gefahren wurde.
Wieder einmal ist die Aussage - "nein, hier in Rotterdam fällt nie Schnee" ad absurdum geführt. Muss wohl die Klimaveränderung sein...

Dienstag, 15. Dezember 2009

(Tag 349) Verkehr, Klima, Geplauder

Brrrr, es ist ordentlich kalt. Diese Woche soll es nicht über 0°C werden in den Niederlanden. Mein Kollege freut sich schon auf über den Frost, weil er hofft bald wieder über Seen und Kanäle (und, vermutlich, auch ein paar Grachten) schlittschuhlaufen zu können. Er betrachtet schon fleissig eine eigens dafür existierende Webseite , welche über die Eisverhältnis "da draußen" informiert. Was auch sinnvoll ist, denn jedes Jahr "verschwinden" wohl einige Leuten beim Schlittschuhlaufen... coole Sache... nix für mich. Ich steh ja eh auf dem Kriegsfuß mit Frost, erinnere ich mich doch viel zu gut noch an die traumatischen Gefriererlebnisse mit meinem Auto diesen Januar.
Apropos Auto. Es gibt hier eine interessante Entwicklung in Sachen Auto, in den Niederlanden. Genauer: in Sachen Kraftfahrzeugsteuer. Denn Ende dieses Jahres wurde beschlossen ab 2012 nach und nach (erst LKW, dann alle PKW) eine kilometerweise Abrechnung der Steuer ("kilometerbeheffing") einzuführen, d.h. wer mehr Kilometer fährt, und mehr in den Stoßzeiten, zahlt mehr. Wie soll das gehen? Tatsächlich ist es so, dass ein Gerät ins Auto eingebaut wird, dass die zurückgelegten Kilometer und die Uhrzeit loggt, so dass schliesslich exakt dafür bezahlt werden kann. Das soll gerechter sein und, so denke ich, zum Sparen einladen indem man weniger fährt -- Ergebnis könnte weniger Verkehr sein. Ich finde das gut. Diesem Land hier, in etwa so wie alle Ballungsräume in Europa (die Niederlande sind eben hauptsächlich ein Ballungsraum) droht echt mehr und mehr ein "Verkehrsinfarkt". Dank der Finanzkrise und so ist es in letzter Zeit nicht so schlimm gewesen, aber die Menge der LKW und Pendler hier ist schon krass. Und es kann ja nicht die Lösung sein, immer noch breitere Autobahnen zu bauen.
Natürlich, wie immer wenn etwas wirklich verändert werden soll, gibt es eine Menge Protest. Insbesondere auch, weil die Angst besteht, dass die Daten (also, wer fuhr wann wo entlang) nicht nur zur Abrechnung sondern auch "Bespitzelung" benutzt werden könnten. So eine ähnliche Debatte hatten wir ja auch in DE mit der LKW-Maut und den damit verbundenen Ortungssystemen. Solche massenhaften Datenspeicherungen sind immer bedrohlich und laden zum "Misbrauch" durch die Behörden ein. Aber die Dringlichkeit nach einer Lösung für die Zukunft zu suchen, was Verkehr und Klima angeht, macht solche exotischeren und vielleicht "gefährlichen" Ansätze wie die Aufzeichnung der zurückgelegten Strecken, vielleicht nötig.
Was meint ihr?
Übrigens las ich letztens, dass ein weiterer Schritt in Richtung Klimaschutz hier in den Niederlanden gemacht wurde: in den Zügen der NS gibt es in Zukunft (im Laufe der kommenden drei Jahre soll es komplett eingeführt sein) freies Wireless-Internet ! Na, wenn das kein Argument ist, dass Auto stehen zu lassen und mit dem Zug zu fahren... kann man sich die endlosen Verspätungen und so durch surfen im Internet verkürzen... ;-)

Samstag, 12. Dezember 2009

(Tag 346) Redemption Songs

Ich weiß nicht, ob ihr das kennt. Aber von Zeit zu Zeit, wenn ich Zeit habe, vergeude ich einen Abend. Mit Alkohol und Musik. Vor allem Musik. Dann sitz ich daheim und fühl mich gut oder schlecht und spiel mir die Songs dazu, weil ich hab ja nicht ohne Grund diese fette Kiste voller CDs mit in die Niederlande umgezogen.
Weiß ja nicht, ob ihr das kennt. Aber es gibt Songs, die mich "da" berühren, die alles andere in den Schatten stellen. Es gibt Songs, die sind wie ein hydraulisches Dinges, die heben mich mühelos aus den tiefsten Tiefen. Weil rotzig. Weil unabhängig. Weil wie früher. Das sind Songs, die sind oll und die sind alles was ich hab, die sind meine Erinnerung. Ich hab nie sonderlich viele Fotos aufbewahrt. Und detailierte Erinnerungen waren nie so mein Ding. Aber ich hab diese Songs. Und wenn ich auf dem Fußboden liege, egal welcher Fußboden, und diese Platten höre -- jaja, dann kann mir der Rest den Buckel runter und es ist egal, dass ich ein Jahr hier und nix und so...
Eine kleine Hitliste gefällig? Die paar besten Songs ever?
Achtung: ich bin bekanntermaßen ein großer NewModelArmy Fan. Aber die fünf besten Songs aller Zeiten, heute abend, sind für mich:

5. Pennywise - Bro Hymn
4. NOFX - The Longest Line
3. The Bates - Shine
2. Tuxedomoon - No tears
1. Apology - Pass you by

Woah. Morgen ist alles schon wieder anders.
Aber The Bates, das ist mal eine gebrochene Lanze wert. Das war so eine coole Band. Und der Sänger, ein absolut rotziger Typ namens "Zimbl" (Markus Zimmer), der vor ein paar Jahren (2006?) viel zu früh verstorben ist. Drogen. Und so. Eine der besseren Bands. Die besten erwischt es immer zuerst. Irgendwie kratzen sie alle ab. Mensch, werd ich alt?

Donnerstag, 3. Dezember 2009

(Tag 337) 32

Gestern war mein Geburtstag. Nun bin ich 32 Jahre alt. Nachdem die Zahl 31 ja so ein gutes Omen war, fragte ich mich natürlich, was die 32 für mich bereit hält.
Also, mal wieder Wikipedia und WolframAlpha bemüht...

Also, 32 ist in Binärsystem 100000, das ist schon mal cool, solches Alter erreichen sonst nur Fossilien oder Gesteinsschichten. Auch im Hexadezimalsystem ist 32 eine attraktive Zahl, nämlich 20, das ist knackig, klingt nach Party und Grundstudium und so. Aber Oktal bin ich 40 geworden. Ugh. Das tut weh. Das klingt nach Haarausfall und nächtlichem Harndrang... :-)

Zahlentheoretisch hat 32 aber nicht so viel zu bieten. Sie ist die neunte der "glücklichen Nummern" (happy numbers), das ist aber im Grunde auch schon alles.

32°F ist der Gefrierpunkt von Wasser. Ja, das passt, kalt ist es hier in Rotterdam im Moment mal wieder ordentlich. Doch möchte ich an dieser Stelle mal wieder betonen: die Fahrenheitskala für die Angabe der Temperatur ist einfach nur blöd blöd blöd -- bitte, Amerikaner, verwendet SI-Einheiten. Unzivilisiert ist das doch, Fahrenheit, Meilen, Fuß und solche kindischen Fantasieeinheiten zu verwenden.
(An dieser Stelle möchte ich zudem noch anmerken, dass ich jeden Tag ca. 1.5 Pico-Lichtjahre weit mit dem Fahrrad fahre. So, da habt ihr noch eine dämliche Einheit!)

Das Germanium-Atom hat die Ordnungszahl 32, das ist ja schon mal wieder ein Omen, wenn man denn in alles etwas hineininterpretieren möchte.

Interessant finde ich, wenn wir schon nach Omen für mein neues Lebensjahr suchen, dass in ASCII die Zahl 32 das Leerzeichen angibt -- na, Leere kann auch gut sein, Leere ist immerhin auch die Abwesenheit von negativen Dingen...

Am besten finde ich aber, dass 32 die Rückennummer von Shaquille O'Neal, einem wunderbar unbegabten aber herrlich brutalen Basketballspieler, war. Das mag ich, der konnte Slamdunks machen, wie sonst was, ich glaub der hat des öfteren mal die Körbe demoliert.

Also, in diesem Sinne, auf in das "happy" Leerzeichenjahr, mein frostiges, oktales, fossiles Vierzigstes...

Dienstag, 1. Dezember 2009

(Tag 335) 90 Minuten

Meistens dauert ein guter, knackiger Hollywood-Actionfilm ziemlich genau 90 min. Darin verpackt: Unterhaltung, Spannung, Kurzweil. Idealerweise merkt man kaum, dass die Zeit vergeht, zwischen all den Verfolgungsjagden (Bullit!), Schiessereien (Heat!) und schnappiger Dialoge (Reservoir Dogs!)

90 Minuten ganz anderer Art hab ich am Sonntagabend in Eindhoven erlebt. Was zum Geier mach ich sonntagabends in Eindhoven, fragt ihr euch? Ja, das hab ich mich auch gefragt. Bin diesmal mit dem Zug aus W'tal nach R'dam gefahren, weil ich Nerven und Kilometerzähler mal schonen wollte. Aber immer wenn ich mit dem Zug fahre, geht was schief.

Diesmal wurde verkündet, dass wegen einer Weichenstörung ("wisselstoring"), keinerlei Zugverkehr aus Eindhoven in irgendeine relevante Richtung mehr möglich wäre. Muss eine verdammt wichtige Weiche gewesen sein, die da ihren Geist aufgegeben hat. Naja, der Zugführer wusste auch nichts genaues, möglicherweise gäbe es Ersatzbusse.

Nun kommt in Eindhoven gleichzeitig zu dem Zug Venlo-Den Haag noch ein Zug Maastricht-Amsterdam an. Beide Züge sind ziemlich lang, doppelstöckig und voll. Anscheinend gibt es eine Menge mehr Leute, die das gleiche wie ich tun - nämlich das Wochenende am liebsten an einem anderen Ort als ihrem Hauptwohnsitz zu verbringen. Also schütteten sich ca. 1000 ratlose Pendler auf den Bahnsteig aus. Info dort, nach ca. 15 bis 20 min: bitte runter und raus aus dem Bahnhof, zu den Bussen, mit denen man nun weiterverfrachtet werde. Wegen des Gequetsches wartete ich etwas ab. Allerdings trafen inzwischen zwei weitere Züge auf anderen Bahnsteigen ein, die 30min spätere Variante der beiden vorher erwähnten Züge. Weitere 1000 Menschen quollen heraus und drängten sich in die Bahnhofshalle.

Busse, nehmt die Busse, hiess es!

Also bin ich mal schauen gegangen, draussen. Dort rangen 2 (!) Mitarbeiter der NS mit den nun etwa 2000 aufgebrachten Menschen. Es ging das Gerücht, dass 2 Busse angekommen und wieder abgefahren seien. Als sich ein Reisebus näherte - von dem niemand sagen konnte, ob er überhaupt für den Schienenersatz gedacht war, rannten Massen von Menschen ziel- und kopflos auf ihn zu. Hupen. Fäuse bollern gegen Scheiben. Und was passiert? Der Busfahrer ergreift die Flucht, er manövriert sein Gefährt frei und braust mit Vollgas davon. Besonders spektakulär, völlig gefährlich und mir total unverständlich: verfolgt von einer Horde Jugendlicher mit riesigen Reisetaschen, die dem Bus johlend ca. hundert Meter hinterherrannten. Das keiner unter die Räder kam (wörtlichst!), ist ein Wunder.

Kopfschüttelnd ging ich wieder auf den Bahnsteig. Dort standen, abseits und eher unbeachtet, zwei wichtig aussehende Typen mit Mobiltelefonen und Funkgeräten. Ich fragte einfach mal nach... kommt man bald weiter? Jaja, in 10 min fahren die Züge wieder, der auf Gleis 2 würde mich nach Rotterdam bringen.

Auf Gleis 2, gähnende Leere und ein leerer Zug. Die zugehörige Schaffnerin wusste von nichts, neeeeeeeein, der Zug fährt zurück nach Venlo in einer halben Stunde... jedoch, der Lokführer, den ich einfach mal gefragt hab, meinte: "klar, wir fahren in 10min, Strecke ist wieder frei".
Uffz. Also saß ich im (noch leeren) Zug... und wartete... dann haben sie wohl eine Durchsage gemacht, denn zunächst nach und nach, dann in gewaltigen Massen, stürzten die Leute auf den Bahnsteig. Rannten. Schupsten. Sprangen. Da hatte ich dann doch noch den Action-Film. Alle wollten in den Zug! Es war so schlimm, dass der Lokführer durchsagte, dass unser aller Sicherheit gefährdet sei, wenn der Zug überfüllt würde...
Naja, am Ende ist alles gut gegangen, und ich bin letztlich mit fast 2h Verspätung in Rotterdam angekommen. Bei so einer langen Verspätung bekommt man von der NS 100% des Fahrpreises zurückerstattet... hehehe... aber ich hab ohnehin "noch eine Fahrkarte" übrig, da natürlich bei all dem Trubel kein Schaffner rum kam... aber psst... ;-)

Freitag, 27. November 2009

(Tag 331) Fokke & Sukke

Kennt ihr eigentlich Fokke und Sukke? Dabei handelt es sich um die Protagonisten im "beliebtesten täglichen Cartoon der Niederlande". Das sind zwei Vögel, die keine Hosen haben, dafür aber mit ganz vogel-untypischen Genitalien ausgestattet sind. Die Cartoons erscheinen täglich im "NRC Handelsblad", einer Tageszeitung, ich schau sie mir ab und an wenn ich die Internetausgabe ansehe*.
Die beiden recht minimal gezeichneten Flattermänner kommentieren jeden Tag ziemlich ätzend die aktuellen politischen Geschehnisse. Mehr oder weniger, glaub ich zumindest. Denn für mich sind die Cartoons natürlich nicht ganz leicht zu verstehen, da man sich in Fremdsprachen mit Humor ja eh nicht so leicht tut und mein Niederländisch immer noch im "ähm...ja..."-Stadium feststeckt.
Trotzdem, manchmal sind Fokke und Sukke Cartoons irgendwie enorm witzig. Auf der Webseite kann man sich die aktuellen Werke anschauen: www.foksuk.nl (leider funktioniert der Link, während ich das hier poste, gerade irgendwie nicht... komisch...)

Oh, ah: Nachtrag... hihi, es gibt sie tatsächlich auch auf deutsch!! Unter dem, leicht geänderten, Namen "Fokke und Sokke"... tss... http://www.dnews.de/fokke--sokke/



*: nein nein, ich bin kein Börsenmakler geworden, das NRC Handelsblad ist eine "normale" seriöse Tageszeitung, soweit ich das beurteilen kann, und kein reines "Handelsblatt", wie man denken könnte...

Mittwoch, 25. November 2009

(Tag 329) Wind

Meine Güte, es ist physikalisch nicht möglich, aber mehrfach geschehen: egal in welche Richtung man fährt, um eine Hausecke, auf offener Straße oder am Fluß entlang, immer hat man Gegenwind in den letzten Tagen. Und der Wind peitscht Regen herum, das sag ich euch. Hier ist Herbst. Ich weiß nicht, wie es in anderen Teilen der Welt ist, aber in Rotterdam bedeutet Herbst: morgens auf dem Weg zur Arbeit und abends auf dem Heimweg von der Arbeit pitschnass auf dem Fahrrad werden, während einem 200km/h schnelle Regentropfen Löcher in die Stirn ballern...
Übrigens ein guter Zeitpunkt mal eine (vieleicht: die!) am meisten besuchte niederländische Webseite zu propagieren: buienradar.nl -- direkte Verbindung zum Wetteradar der königlichen Wetterfrösche, mit dessen aktuellen Daten es möglich ist zu entscheiden, ob man den Trip nach hause zwischen zwei Gewitterzellen schafft oder nicht...

Übrigens hat der Wind mit meiner langen Postpause nichts zu tun... es gab einfach irgendwie zu viel zu tun... aber ich gelobe Besserung...

Sonntag, 15. November 2009

(Tag 319) Schnapsladen

Hier in Rotterdam, vielleicht in den gesamten Niederlanden, wer weiß, bekommt man in normalen Supermärkten keine hochprozentigen Getränke. Dazu muss man in einen "Schnapsladen" gehen. So gibt es eine Kette namens "Gall & Gall" (sehr interessante Assoziationen ergeben sich), welche alkoholhaltige Getränke verkauft. Diese findet man hier in Rotterdam immer in der Nähe von Albert Heijn Supermärkten, ebenso wie "Etos" Drogeriemärkte... die drei treten immer zusammen auf, quasi rundum Versorgung.
Jedenfalls, hab am Samstag zum ersten Mal im Schnapsladen was gekauft. Bei diesem stürmischen Herbstwetter muss man manchmal ein wenig Wärme in seinen Tee gießen. Also hab ich mir eine Flasche höchst leckeren Rum gegriffen und bin zur Kasse marschiert. Und, siehe da: man bekommt seine Flasche in Papier eingepackt - vermutlich damit die anderen Menschen auf der Straße nicht sehen, was man sich für einen Fusel reinpfeift. Irgendwie hat mich die Papierumhüllung begeistert - dadurch bekommt mein Schnaps so so eine verruchte Aura des Verbotenen... hehe... naja, ohne Schonbezug sieht die Flasche doch aber viel besser aus.

Samstag, 14. November 2009

(Tag 318) klassische Reparatur

Hab einen platten Reifen gehabt. Nachdem ich erst dachte, es wäre das Ventil, musste ich doch zu einem klassischen Flickset greifen und das Loch im Schlauch (ein winzig kleines Ding in der Seite) mit einem Gummipflaster und Vulkanisierkleber verschliessen. Voila, so einfach kann es sein...

Donnerstag, 5. November 2009

(Tag 309) Huisarts

Bin heute zum ersten Mal beim Arzt hier in den Niederlanden. Soweit ist das nichts Aufregendes: doch man muss sich registrieren für einen Hausarzt. Das niederländische Gesundheitssystem funktioniert so. Der Hausarzt ist der zentrale Ansprechpartner für alles und macht wenn nötig Überweisungen und so weiter, eigentlich so wie es in Deutschland auch sein soll. Zudem hat der "huisarts" ein echt weites Spektrum an angebotenen Methoden, das sind also richtige Allgemeinmediziner im besten Wortsinne. Im Grunde kennen wir das ja aus DE auch, allerdings scheint alles einen Tick formeller zu sein. Ich musste mich eben richtig verbindlich "einschreiben" bei der Hausarztpraxis und dabei wurde auch die Apotheke festgelegt, die nun "zu mir gehört". Ich nehme mal an, ich soll nun nicht ohne Aufforderung zu anderen Ärzten und Apotheken gehen. Interessant.
Und noch was is anders: es gibt kein "Dazwischenschieben" von Patienten im Wartezimmer - obwohl ich denen erklärt hab, dass ich im Grunde "akut" bin, hat man mir in Seelenruhe einen Termin für heute am frühen Nachmittag gegeben. Naja, eigentlich auch ok, wenn das bedeutet, dass ich dann nicht 2 Stunden warten muss oder so, ne?!

P.S.: ach so, keine Sorge, ich bin nicht todkrank. Aber in Zeiten von Schweinegrippe und so muss man besonders vorsichtig sein, gell? Lieber einmal zu viel zum Arzt...

Mittwoch, 4. November 2009

(Tag 308) Denk Vooruit

Im Moment läuft hier eine Werbekampagne (vom Innenministerium, glaub ich) die ich sehr ulkig finde. Es geht um eine Notfallpaket, so eine Art minimales Survival-Set, dass man dabei oder im Haus haben sollte. Man kann das den Anleitungen der Webseite nach zusammenstellen, oder fertig gepackt kaufen -- enthalten sind Kerzen, Taschenlampe, Erste Hilfe Set, ein Radio und viele andere Dinge, je nachdem welche der Größen man erwerben will.
Auf der Webseite sind zudem Checklisten zu finden, was man zu tun hat im Falle von Großbränden, Seuchen, Verkehrsunfällen, Terroranschlägen, Überflutungen, Auschreitungen und so weiter.
Das ganze hat definitiv einen Hauch von Atombunker anlegen und so. Eine kleine Zeitreise in das letzte Jahrhundert. Aber als Besitzer mehrerer (!) Survivalhandbücher kann ich die dahinter stehende Idee nur begrüßen!
Allerdings fehlt mir eindeutig in der Liste der abgedeckten Katastrophen, was im Falle einer Zombie-Katastrophe zu tun ist. Das darf man den Leuten nicht vorenthalten! Daher: Ich kann jeden echten "survivor" nur an dieses Buch hier verweisen (link bei Amazon), das in keiner Sammlung fehlen sollte und auch ein schönes Weihnachtsgeschenk abgibt. Wenn es schnell gehen muss: auch diese Webseite ist lesenswert. Wenn man dann noch ein ordentliches Gewehr in sein Survivalpack tut, mit dem man die verdammten Zombies wegpusten kann, ist man wirklich auf jede Evantualität vorbereitet... :-)

Montag, 2. November 2009

(Tag 306) Lakenvelder

Auf einer Wiese am "Ringdijk" hier in Rotterdam habe ich kürzlich merkwürdig aussehende Rinder gesehen (und natürlich geknipst, siehe unten). Eine kurze Recherche ergab: dabei handelt es sich um sogenannte Lakenvelder, eine Rinderrasse die als "sehr niederländisch" angesehen wird und mit fast schon angsteinflößender Liebe von ihren Fans verehrt wird.
Auf der zum Rinderkult gehörenden Webseite (Vereniging Lakenvelder Runderen) hab ich unter der Rubrik englisch description of a "perfect Lakenvelder" eine lesenswert liebestolle Beschreibung gefunden. Ich nehm mir die Freiheit hier mal zu zitieren und zu übersetzen:

Ein wohlerzogenes Lakenvelder Rind ist neugierig und gerät nicht leicht in Panik. Allgemein kann man sagen, es ist eine ruhige Zucht, die dem Tierarzt oder Besamer keine Probleme bereitet.
[A well bred Lakenvelder is curious and doesn't easily panic. Generally speaking, it is a quiet breed, not causing any problems for the vet or inseminator.)]
-- na also, das hört man gern, sich ohne Angst besamen lassen, so soll sich ein braves Rind verhalten, nicht so ein hysterisches Gemuhe und Getrampel wie andere Kühe immer...

Der Euter sollte an seinem Vorderrand angewachsen sein und eine gewisse Länge aufweisen. Er sollte nicht zu tief hängen, zudem sind schön platzierte, gerade Zitzen gern gesehen. [The udder (...) should be attached firmly at the front of the udder and posses some length. It should not be too deep and one likes to see well placed, straight teats.]
-- zweifellos, zweifellos... dennoch beginnen die lüsternen Beschreibungen mich zu ängstigen...

Der Kopf sollte ausdrucksstark sein. Keine deutlich sichtbaren Adern zwischen Nase und Augen, eine schwarz pigmentierte Nase, wunderschöne Wimpern und "bezaubernde" Augen. [(...) the head which should be 'expressive' (..) : no clearly visible veins between the nose and the eyes, a black pigmentated nose, beautiful eye lashes and 'engaging' eyes.]
-- oh mann, oh mann, wunderschöne Wimpern und bezaubernde Augen... das Landleben muss ganz schön einsam machen...

Jedenfalls steht für mich fest: ein Lakenvelder hat man ganz offenbar nicht einfach so im Stall, wie man einen ollen Golf 2 in der Garage hat. Nein, ein Lakenvelder liebt man. Ich vermute mal, draußen auf dem Land, werden Samstags die Lakenvelder gewaschen, eingewachst und dann stolz in der Auffahrt zum Hof abgestellt, damit die Nachbarn neidisch sind. Nasenpolitur nicht vergessen.
oh, diese Augen, diese bezaubernden Augen...

Sonntag, 1. November 2009

(Tag 305) Nachtrag zu den Möwen

Bin auf Fotopirsch gegangen und hatte Erfolg, hab Bilder und ein Video (muss noch herausfinden, wie und wo ich die am besten hochlade). Jedenfalls: die "trappsenden" Möwen sehen wie folgt aus...

eine Möwe beim "Regentanz"

(Tag 305) Möwe, ick hör dir trapsen

Schon mehrmals ist hier, auf dem morgentlichen Weg mit dem Rad in die Stadt, folgendes Phänomen aufgefallen. In der nassen Wiese am Wegesrand tummeln sich etliche Vogelarten in erstaunlich großer Zahl. Stattliche Gänse rupfen nur Gras aus. Aber Amseln und kleine Krähen, verschiedene Möwen... alles starrt konzentriert auf den Boden, vermutlich auf der Jagd nach Regenwürmern. Eine Sorte kleiner Möwen jedoch, verhält sich ein wenig anders. Sie trippeln herum, als wäre ihnen das kalte, nasse Gras an den Füßen unangenehm. In schneller Folge heben sie ihre Füße aus dem Gras und hopsen und trapsen herum... fast möchte man sich dabei vorstellen wie sie sagen "Iiiih, ist das kalt, iiih ist das nass, iiihh, iiih, iiih..."
Na, nach mehrmaliger Beobachtung dieses Verhaltens und Diskussion mit meinem ornithologisch interessierten Kollegen kann die wirkliche Bedeutung nur sein: diese eine Art Möwe, aber keine der anderen Vogelarten hier auf diesen Wiesen, trampelt vielleicht auf dem Boden herum um Regenwürmer hervorzulocken?! Weil der Regenwurm an sich dumm ist, und wenn es oben rhytmisch pocht heißt das Regen für ihn, dann kriecht er lieber an die Oberfläche anstatt zu ertrinken. Also ist es viel mehr so, dass die Möwen sich denken: "Trapp, trapp, trapp ... komm raus du Leckerbissen... trapp trapp trapp... ich bin der Regen... trapp trapp trapp". Ein Regentanz, also.
Fragt man sich, ob es noch andere Vogelarten gibt, die dieses Regentanzverhalten beherrschen, oder ob diese kleinen Möwen das exklusiv entwickelt (womöglich: erlernt! Kultur!) haben? Ich werde ab sofort allen Vögeln auf die Füße schauen... ;-)

Freitag, 30. Oktober 2009

(Tag 303) Ampel, die zweite

Nein, ich bin nicht wieder über eine rote Ampel gefahren... vielmehr hab ich ein weiteres mal "Kunst" an einer Fahrradampel entdeckt. Diese kreisrunden Lichter in Hüfthöhe scheinen eine geradezu magische Anziehungskraft auf die Leute auszuüben. Da muss einfach was hinzugefügt werden, am besten eine schwarze Folie, die aus dem schnöden Licht die Hintergrundbeleuchtung für etwas besonderes macht! Wie bereits berichtet, z.B. ein Herzchen. Oder, wie hier gleich zu sehen: ein grün beleuchtetes Tigergesicht.

Auch nett, gell?

Mittwoch, 28. Oktober 2009

(Tag 301) Turbozeit

Man, wie die Zeit rennt. War ich nicht gestern noch am Meer und hab mir den Wind um die Nase wehen lassen? Ach nein, das ist schon 10 Tage her... Also, der Oktober hat es dieses Jahr besonders eilig, wie es mir scheint. Fährt Turbo mit Vollgas.

Und, was ist so geschehen? Eigentlich nicht so viel, alles geht seinen Gang. Aber es ist mal nichts schief gelaufen! Das Rad hält und fährt! Ich bin fleissig bei der Arbeit, wo ich eigentlich die meiste Zeit bin. Unterdessen ist mein Auto in Deutschland in der Werkstatt und wird neu "beschuht", d.h. mit neuen Reifen versehen und ausserdem wintertauglich gemacht.
Dass ich kein Auto habe, ist sowohl gut als auch schlecht. Gut ist, ich muss mir keine Gedanken machen, weil er so allein da auf dem Parkplatz steht. Hier ist nämlich letztens ein Auto, ein Golf allerdings, der schon lange mit einem Plattfuß da stand, des Nachts ausgeschlachtet worden, Scheibe eingeschlagen und Scheinwerfer geklaut (!) und so. Das soll dem armen Astra nicht passieren! Darf sich mal im sicheren Deutschland ausruhen. Allerdings fehlt er mir auch - erst heute musste ich mein Wasser zu Fuß vom Supermarkt hier herschleppen. Nervig.

Ansonsten verfolge ich mich distanzierter Abscheu die politischen Entwicklungen in der Heimat. Meine Güte. Was für eine Regierung... puh... da könnte ich glatt statt einem noch 4 Jahre hier bleiben! Interessanterweise hat der Antritt der neuen Regierung Merkel auch hier in den Niederlanden einige Wellen geschlagen. Ein niederländischer Journalist nämlich hat, bei der Pressekonferenz zum Koalitionsvertrag und so, ein kritische Frage über Schäubles finanzielles Gedächtnis gestellt und eine (peinliche, wie ich fand, für Merkel) Abfuhr erhalten. Der Gute ist hier nun populär. Daran nehm ich Teil: hier ist der Link zum Video. Hehehe. Go, stammelnder niederländischer Journalist, go! Und ja, die Finanzen von 82 Millionen Deutschen SIND eine ziemlich große Summe... :-)

Sonntag, 18. Oktober 2009

(Tag 291) Hoek van Holland im Herbst

Am Samstag war wunderbar stürmisches Wetter. Also sind AK und ich ans Meer gefahren. Meine Güte, war das eine Brandung! Solche Wellen hab ich an der Nordsee noch nicht gesehen. Und das zusammen mit dem kräftigen Wind gab eine wunderbare Herbststimmung am Meer. Die wegen der Wirtschaftskrise beschäftigungslosen Containerkräne haben ihren Teil zur düster-frischen Stimmung beigetragen...

Einige Zeitgenossen nutzten das Wetter für spektakulären Wassersport. War ein großer Spaß diesen Typen beim, fortgeschrittenen, Kite-Surfen zuzuschauen...

Mittwoch, 14. Oktober 2009

(Tag 287) Placebo- bzw. Gremlineffekt

Also, ich hab ja am Anfang meiner Zeit hier öfter mal erzählt, dass ich und mein Chef in unserem Labor eine ziemlich zusammengeschusterte Messanlage gebaut haben. Hauptproblem der Sache ist, dass es einen Computer gibt, der den Stimulus erzeugt und abspielt (Töne und sowas) und ein anderer Computer die Reaktion der Nervenzellen darauf aufzeichnet. Klingt einfach, ist aber schwer: denn ich will mit hoher Präzision (+/- 10 Mikrosekundenbereich) Stimulus und Nervenzellantwort vergleichen. Und so zwei Computer dazu zu bringen sich so genau abzusprechen, erfordert mehr Aufwand als man denkt.
Kurzfassung der Lösung: der eine Computer fragt den zweiten, ob er bereit zum Aufzeichnen eines Batzens von Messungen ist (z.B. 21 verschiedene Tonhöhen, 10 mal wiederholt). Wenn der mit "ja" antwortet, macht sich Computer 1 bereit zum Stimulus-Abspielen und beginnt dann damit, die z.B. 21 verschiedenen 10er Sets abzuspielen -- nicht ohne vor jedem Zehnerset ein spezielles Signal, einen Synchronisationspuls, vorwegzuschicken. Wenn der zweite Computer diesen Synchpuls bemerkt, weiß er dass nun ein neuer Zehnerset anfängt.
So, nun wisst ihr Bescheid. Genau damit gab es am Anfang Probleme, denn Computer 2, bzw. die (leider proprietäre) Software für das Aufzeichnen von Nervensignalen dort, ist scheiße... eine unbestimmte und von der Belastung der CPU abhängige variable Zeit ist nötig, um die Daten auf die Festplatte zu schreiben. Manchmal verpasste deshalb Computer 2 einen der Synchpulse, ohne dass man ohne weiteres nachvollziehen konnte, welchen. Also haben wir, im März oder so, einen Hack in die Software auf Computer 1 eingefügt -- er solle einfach eine sichere Zeit lang (ca. 200 ms) warten, ehe er den nächsten Zehnerset vorspielt.
Gestern haben wir bemerkt, dass dieser Hack nie funktioniert hat! Er war an einer Stelle in den Programmcode eingefügt, wo er keinen Effekt hatte, der Computer wartete während die Soundhardware den Stimulus abspielte, und nicht danach! Aber, und das ist das beste: ich hab die Probleme mit den verpassten Synchpulsen seitdem nicht mehr gehabt! Immer problemlose Experimente!!
Verrückt, aber der reine Glaube (verquer, hörst du das??!) daran, das Problem behoben zu haben, hat ausgereicht! Ein echter Fall von Computer-Placebo. Beziehungsweise ein echter Fall von wohlwollendem Gremlin-Effekt (GE+). Da die Gremlins in dem Setup merkten, wie brav ich mich angestrengt habe und wie liebevoll wir versucht haben, die Anlage ans Laufen zu bringen, haben sie monatelang Computer 1 im richtigen Moment ein klein wenig aufgehalten (vielleicht an der Southbridge gekitzelt oder am Speicher gekniffen) und so Fehler vermieden.
Danke, Gremlins! Nun haben wir den Wartebefehl an der richtigen Stelle eingefügt und ihr könnt euch wieder anderen Dingen widmen... aber nicht fies werden, ne?

:-)

Sonntag, 4. Oktober 2009

Samstag, 3. Oktober 2009

(Tag 276) Romantik

Oh, diese Stadt hier mag mit gewaltbereiten Hooligans, blutigen Festen und dergleichen Dingen in den Nachrichten auftauchen. Aber Rotterdam ist eine romantische Stadt!
Ich war auch überrascht!
Aber als ich die Woche zur Arbeit geradelt bin (ja, das Rad hält!), hab ich den Beweis an einer Fahrradampel gesehen. Nun muss man wissen, dass diese Radampeln etwa auf Bauchhöhe hängen und aus drei kreisrunden Lichtern (in den klassischen Trendfarben rot, gelb und grün) bestehen. Und was seh ich? Jemand hat aus schwarzer Folie eine Schablone auf das rote Licht geklebt, so dass bei roter Ampel ein rotes Herzchen, anstatt eines langweiligen runden Lichts, zu sehen war. Und an der nächsten Ampel auch. Jemand hat offensichtlich eine ganze Spur von diesen Herzchen gelegt.
Was steckt da wohl hinter? Hat da jemand seine heimliche Liebe beweisen wollen? Vielleicht Vorbereitungen für einen Heiratsantrag? Oder einfach das selbstlose Verbreiten von warmen, flauschigem Gefühl ("ooooh, wie süß") in den Bäuchen der Rotterdamer Bevölkerung?
Wir werden es nie erfahren. Aber irgendwo da draußen ist ein Rotterdamer, der ein romantisches Herz hat... who would have thought...

Sonntag, 27. September 2009

(Tag 270) Wahlabend

Grmpf. Ich kann mich ja eigentlich nicht beschweren, weil ich nicht mitgemacht hab. Ich war zu... ja... faul und verpeilt, um mir "Briefwahl zu bestellen". Aber nun sitz ich hier, ess eine Avocado und sehe mir erstaunt an, dass für meine Landsleute "drüben" der vermeindlich beste Weg war, eine rechtskonservativ-finanzliberale Koalition zu wählen. Ich darf mich nicht beschweren, ich hab ja nicht mitgemacht. Aber nun sitz ich hier, trink ein Glas tiefroten Weins und schüttel den Kopf darüber, dass die SPD das schlechteste Ergebnis aller Zeiten abbekommen hat. Steinmeier, heißt es, sei es nicht gewesen. Hat sich so reingehängt, mit seiner Schröder-Parodie. Hab immer herzlich gelacht, über Franz-Walther "Gerhard" Steinmeier. Aber war er Schuld? Oder ist es die Mehrheit der Menschen wirklich überzeugt, dass die FDP die bessere Alternative ist? Ich darf mich nicht beschweren, ich hab ja nicht mitgemacht. Aber ich glaube ich brauch einen starken Schnaps, jedesmal, um die Qualen zu ertragen, dass so ein Politclown wie Guido Westerwelle unser Land dann vermutlich bald als Aussenminister vertritt. Reist er dann mit seinem Guidomobil zum G20 Gipfel, oder reichen 15% Wahlergebnis um selbst die größte Kanaille erwachsen werden zu lassen?
Ich kann mich nicht beschweren, ich hab ja nicht mitgemacht. Aber kaum bin ich mal nicht im Land, wählt ihr Deppen euch die denkbarste deppigste Option in die Regierung! Ihr wollt wohl nicht, dass ich wieder heim komme, was?

Sonntag, 20. September 2009

(Tag 263) Grundschule

Habe vor ein paar Tagen eine sehr lustige Doku im Fernsehen gesehen, oder ein Interview oder was weiß ich, ich hab es nur für ca. 1 min angesehen. Aber da ging es um eine Grundschule, in der die Zwerge (ca. 6-8 Jahre alt) gerade lernten, wie man Bücher sortiert. Anscheinend wird einem in niederländischen Grundschulen echt was geboten: denn die Hälfte der Klasse war als Buch verkleidet, d.h. sie steckten in großen Pappkartons, die einem Buchrücken (mit Buchstaben drauf) nachempfunden waren. Die andere Hälfte der Klasse lernte nun, durch Anbrüllen der "lebenden Bücher" und deren Umsortieren mit Hilfe der Lehrerin, wie man Bücher dem Alphabet nach anordnet. Links wackelte das Kind, dass in dem Buch mit der Aufschrift "Aa" steckte hin, angerempelt von "B", ehe sich dann "Ac" zwischen die beiden drängelte, von Geschrei der anderen Kinder begleitet. Hab herzlich gelacht, muss ich sagen.
Goldig, gell?

Hier in den Niederlanden besucht man die Grundschule (basisonderwijs) übrigens vom 4. oder 5. bis zum 12. Lebensjahr. Interessant ist, dass das Schulsystem hier sehr offen ist. Laut diesem niederländischen Wikipedia-Artikel, waren 2006 nur 30,8% der Grundschüler in einer "öffentlichen", also staatlichen Schule. Die anderen 69,2% verteilen sich auf eine Sammelsurium an Schulformen! Das sieht aus wie ein Inhaltsverzeichnis aus dem Lehrbuch für merkwürdige Schulformen. Davon sind aber nur 6,5% der Schüler "betroffen", die sich in Montessori- und Jenaplan- und Leonardo- (??) und was weiß ich nicht für Schulen tummeln. Die allermeisten Schüler (62,7%) gehen auf konfessionelle Schulen! Während katholisch (33,7%) und evangelisch (24,4%) den Löwenanteil der religiösen "geprägten" Grundschüler einnehmen, gehen doch immerhin 0,1% der niederländischen Grundschüler (das sind immerhin 1500!) auf eine hinduistische Grundschule! Merkwürdig, oder? Wie der Unterricht in einer hinduistischen Grundschule wohl aussieht?

Samstag, 19. September 2009

(Tag 262) Petrus Bier

Zur Feier des Tages, weil mein Rad für einen sehr fairen Preis wieder fahrbereit gemacht wurde, hab ich mir ein Bier gekauft. Die Auswahl war, als ich es dann gesehen hatte, leicht: denn ich kann mir ein Bier gönnen und meinen Bekannten mit seinem "Glaube-ist-Heilbar" Blog ärgern... es ist nämlich heiliges Bier! "Petrus Blond - The key to heaven"
Hier ist ein Bild:Auf der Rückseite sagt es: "Petrus Blond ist ein obergäriges Bier, gebraut mit reinem Quellwasser und sorgfältig ausgewählten Hopfen- und Malzsorten. Servieren sie dieses helle Bier mit seinem milden und vollen Geschmack am besten kühl. Enthält Gerstenmalz."
Hm, das klingt dann relativ profan. Gebraut wird es übrigens von der Bavik Brauerei in Belgien. Soso...

:-)

(Tag 262) break-uneven-point

Ich hab nun den Punkt erreicht, an dem Reparaturen an meinem Fahrrad den ursprünglichen Kaufpreis aufwiegen bzw. überwiegen -- ich hab, wie zuvor berichtet, ja vermutlich wegen meiner rabiaten Fahrweise oder rabiater Mitmenschen wieder eine Anzahl kaputter Speichen im Hinterrad gehabt. Da ich aber nun doch nicht wegen dieser Sache ein neues Rad kaufen will, lass ich es reparieren. Hat die niederländische Sparsamkeit doch auf mich abgefärbt, was? Naja, jedenfalls ist nun, mit dieser Reparatur, insgesamt mehr als der Kaufpreis an Reparaturen in das Rad gegangen. Wobei man allerdings sagen muss, das der Kaufpreis auch sehr niedrig war.
Mir ist das Rad ausserdem über die vergangenen Monate so ans Herz gewachsen. Es steht, mit seiner ständigen Neigung zum Versagen und Unglücken, so sehr als Symbol für meinen Aufenthalt hier, dass ich es einfach nicht weggeben kann!
Ausserdem gefällt mir die Farbe :-)

Mittwoch, 16. September 2009

(Tag 259) Schon wieder...

...ist mein Rad kaputt. Diesmal sind wieder einige Speichen im Hinterrad gebrochen. Ich hab meine Mitmenschen in Verdacht -- die beim "Ausparken" aus den engen und dichtgepackten Fahrradständern mit ihren Pedalen mein Hinterrad traktieren. Oder ich bin einfach zu fett und schwer und demoliere das Bike durch bloßes drauf Sitzen. Wer weiß?
Grmpf.
Ich denk mal, bis zum Wochenende hält das Rad noch durch. Dann werd ich überlegen -- investiere ich nochmal in eine Reparatur, neue Speichen, ein neues Rad... oder kauf ich mir gleich ein neues Fahrrad, weil das Alte mir so auf den Zeiger geht? Was, wenn meine freundlichen Mitmenschen das neue Rad auch wieder aus Unachtsamkeit demolieren?
Schwierig, schwierig...

Sonntag, 13. September 2009

(Tag 2-hoch-8) Politische Comedy

Ihr habt die Wahl. Die Bundestagswahl. Ich hab nix. Zu faul, um Briefwahl anzumelden. Ich hab doch was: ich hab den Spaß.
Ich schau mir das Kanzlerduell, auf ARD, ZDF und RTL... also, RTL hab ich nicht, aber ARD und ZDF. Viel zu Lachen gab es nicht. Wenn das Comedy sein soll, muss in Deutschland noch viel gelernt werden.
Morgen, am 14.9,. kehren "The daily show" (link, full episodes online) und der "Colbert Report" (link, full episodes online) wieder aus der Urlaubspause zurück. DAS ist politische Comedy...

:-)

Mittwoch, 9. September 2009

(Tag 252) Coffeeshops bleiben bestehen!

Ich glaube, neben Camping, Käse, spuckenden Fussballern und Holzschuhen wird nichts so sehr mit den Niederlanden verbunden wie das Kiffen. Sozusagen, Mythos Coffeeshop.
Dabei sind Coffeeshops eine merkwürdige Sache. Zwar ist der Besitz und Konsum von Marihuana nicht strafbar, aber der Verkauf wird nur geduldet, ist eigentlich nicht legal. Schon gar nicht in großen Mengen. Ebenso der Anbau, auch illegal. Ein wenig verwirrend und inkonsequent ist diese Regelung schon, aber - und das ist vielleicht auch sehr niederländisch - es funktioniert, ist ein Kompromis. Doch tatsächlich wird sich das vielleicht bald etwas ändern. Denn an dieser ganzen Coffeeshopperei ist doch einiges an Kriminalität und Problemen anhängig. Angefangen von Leuten, die vor Coffeeshops in zweiter Reihe parken und den Verkehr behindern, über nervende Franzosen/Belgier/Deutsche, die in den grenznahen Städten als Drogentouristen, vermutlich stoned bis dorthinaus, die Straßen bevölkern, bis hin zu handfester Kriminalität (denn irgendwo muss das illegale Zeug ja herkommen und irgendwer muss es dem geduldeten Coffeeshop ja liefern). Grundtenor: die Sache ist im Kern gut, aber aus dem Ruder gelaufen in den letzten Jahren.
Ich glaube daher, der Wunsch besteht hier in den Niederlanden diese Duldung abzuschaffen, bzw zu revidieren. Heute hab ich zunächst mal gelesen (hier ein Link zu einem Zeitungsartikel, nur niederländisch allerdings) dass die Coffeeshops bleiben dürfen und die Duldungsregelung weiter geht. Man will wieder zurück zu den Anfängen -- kleine Coffeeshops für lokale Konsumenten, ala User-Clubs oder so. Ausländische Konsumenten sollen nicht mehr erwünscht sein, bzw. per Ausweissystem sollen nur Niederländer (also, vermutlich heisst das, Leute mit Wohnsitz in NL) in den "Genuß" des Einkaufs in einem Coffeeshop kommen. Oha! Das reißt doch die ganze Camping- und Wochenendausflugsindustrie in den Ruin, wo fahren die Ströme von Jugendlichen aus dem Ruhrgebiet nun hin? Wird der Regionalexpress nach Venlo also bald eingestellt, bzw. wird er zu einem ganz normalen, erträglichen Zug? Wissen die Niederländer eigentlich, was sie den deutschen Jugendlichen da antun?
Na, ich finde diese Neu-Debatte der Drogenpolitik, auch ohne Scherze, ziemlich hirnlos. Es ist ein Problem, dass Herstellung und Anlieferung des Zeuchs illegal ist? Warum legalisiert man es nicht? Es ist doch auch legal, eine Schnapsbrennerei zu haben. Und zack, Steuern druff, haben wir wieder mehr Geld für das Gesundheitssystem. Aber vermutlich kann ein Staat, schon gar nicht einer, wo zwei Parteien mit dem Wort "Christ" im Namen an der Regierung beteiligt sind (die "Christen Unie" und die "Christen Democratisch Appèl" nämlich), es sich nicht leisten solche subversiven Substanzen wie Marihuana an ihre Schäfchen... ähm, Bürger abzugeben.
Pfft. Bin mal gespannt wie das weitergeht. Nicht, dass es mich in irgendeiner Form berühren würde, ich hab seit ich hier wohne noch keinen Coffeeshop betreten. Aber aus rein theoretischem Interesse ist das doch eine interessante Sache.

Samstag, 5. September 2009

(Tag 248) onbewust asociaal

Es gibt eine Werbekampagne hier in den Niederlanden, die heißt "onbewust asociaal", in der beworben wird, "asoziales" Verhalten im Alltag, also Dinge wie Müll einfach auf die Straße werfen oder rücksichtlos Musik zu hören oder dergleichen, nicht zur Gewohnheit werden zu lassen.
Ich hab heute gedacht, ich hätte auch in so einem Werbespot auftauchen können, allerdings aus Versehen und eigentlich unberechtigt.
Bin nämlich gerade einkaufen gefahren. Auf dem Parkplatz, wo ich sonst immer mein Auto abstelle, war natürlich nichts frei. Also bin ich ein wenig in der Gegend herumgekurvt, hab einen Lücke entdeckt, gewendet und eingeparkt. Ein paar Sekunden später (mein Motor war schon aus) hielt eine Frau in einem Kleinwagen neben mir und begann mich zu beschimpfen. Ich glaube sie war der Meinung, Anspruch auf diese Parklücke gehabt zu haben. Allerdings hatte ich sie, bei meinem Wende- und Einparkmanöver zuvor, nirgendwo gesehen. Tja. Sorry. Aber ich sah dann auch nicht mehr ein, für diese Frau wieder auszuparken und weiterzusuchen. Was sie sichtlich noch mehr erbost hat, so daß sie wutschnaubend wegfuhr.
Also. Ich würde sicherlich nicht jemanden, der offenbar mit Einparken beschäftigt ist und womöglich schon den Blinker gesetzt hat, den Parkplatz wegschnappen. Das wäre wirklich asozial. Aber ich denke mal, diese Frau hat es so empfunden, auch wenn sie ganz offensichtlich hunderte Meter entfernt den Blinker setzte, für mich unsichtbar.
Es tut mir auch nicht sonderlich leid. Meine Güte, muss sie halt noch 2-3min länger nach einem Parkplatz suchen. Sorry. Aber vermutlich denkt die nun wieder "Scheißdeutscher" oder so, weil ja deutsches Nummernschild und so.

Freitag, 4. September 2009

(Tag 247) Hoek van Holland Shootout -- Update

Also, mittlerweile hat sich die Sache mit der Schießerei bei diesem Strandfestival (PIRnews berichtete) aufgeklärt. Die Polizeiuntersuchung ergab, dass der Jugendliche, der erschossen wurde, von einer Polizeikugel getötet wurde. Und zwar geschah dass, als eine große Gruppe von Hooligans aus dem Umfeld Rotterdamer Fussballhools (ich sage nur Feyenoord Rotterdam...) ein paar Zivilpolizisten eingekreist und bedroht und auch nach der Abgabe von Warnschüssen aus den Dienstwaffen nicht von ihnen abliessen.
Nun zieht diese Sache Kreise. Offenbar war der Polizei vorab bekannt, dass möglicherweise Hooligans auf dieses Fest gehen wollten, um Ärger zu machen. Es wird diskutiert, ob die Polizeiführung und letztlich der Rotterdamer Bürgermeister Aboutaleb versagt haben. Von der Opposition in der Kommunalpolitik (aber auch auf höheren Ebenen) werden Rücktrittsforderungen laut. Ich bin mir nicht sicher, ob da nicht noch politisch was nachkommt.
Ein weiterer Effekt dieser Sache: es wird viel diskutiert, wie man ein "sicheres" Fest in Zukunft zu organisieren hat. Bei dem pauschalen Verbot von frei zugänglichen Veranstaltungen, wie es der Bürgermeister hier für die nächsten paar Jahre vorschlug, kann es ja wohl nicht bleiben.
Was für mich zu kurz kommt in der Debatte, die zumindest ich in der Lage bin zu verfolgen, ist die rassistische Desinformation, die in der Folge der Vorfälle z.B. die Landschaft der Umsonst-Tageszeitungen (von denen es in Rotterdam drei oder vier an Bahnhöfen usw einzusammeln gibt) zu sehen war... obwohl es einfach anscheinend keine wirklichen Informationen gab und sie im Nachhinein auch völlig falsch lagen, haben diese Medien ja sofort Jugendliche von den Antillen ("antilliaanse jongen") als Täter fest gemacht. Das hat mich ziemlich bestürzt, den das ist schon echt happig wie unverfroren da rassistische resentiments geschürt wurden.
Was bleibt, ist die große Angst in der niederländischen Gesellschaft vor "den Hooligans", die immer brutaler und hemmungsloser mit der Polizei und sonst allen umspringen. Wie groß diese Angst ist sieht man daran, dass über die Stadt Enschede, wo morgen das Länderspiel Niederlande - Japan stattfindet, eine Art Notverordnung verhängt wurde, die mehr Möglichkeiten der Sicherheit bieten soll und es der Polizei erlaubt, Menschen aus der Stadt zu verbannen etc... dort haben sich wohl Anhänger verschiedener Hooligan-Clubs (und, pikant, auch deutsche Hools) angekündigt. Ob die Hooligan-Gruppen wohl vorhaben, die Eskalation, die in Hoek van Holland vorerst ihren Höhepunkt erreicht hat, weiter zu treiben? Man wird sehen. Aber ich kann verstehen, dass man sich als Gemeinde gerne, was die Sicherheit angeht, vorbereiten möchte. Eine ausser Kontrolle geratene Gruppe von ein paar hundert völlig enthemmten Schlägertypen, die auch vor dem gezielten Angriff auf Polizisten nicht halt machen, ist auch nichts was man bei sich in der Innenstadt oder so gerne erleben mag.

Montag, 31. August 2009

(Tag 243) Crackdown

Boah. Nach all den grässlichen Nachrichten hat sich die Rotterdamer Polizei heute ausgesprochen präsent und entschlossen gezeigt. Es wurde massiv aufgetreten, es wurde gar keinen Raum mehr für Zweifel gelassen -- wir sind stark und wir sorgen für Ordnung in dieser Stadt, dass war die klare Message.
Und ja, es wurde ein sehr ernstes Problem angegriffen. Ein Problem, dass die gesamte Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzt...
... was wird es sein? Gewalt? Hooliganismus? Waffenbesitz? Drogendeals?
Nein.
Als ich heute um kurz vor neun auf dem Weg zur Arbeit war und auf dem Fahrradweg radelte, hielt ich wie immer (man bedenke eines meiner ersten prägenden Erlebnisse mit der Justiz hier in den Niederlanden!) brav an einer roten Fahrradampel. Ebenfalls wie immer rauschten drei oder vier Radler direkt über Rot an mir vorbei. Da fiel mir der Polizist auf, der neben der Ampel an die Hausecke gedrückt war und drei oder viermal (na, sollte das die Anzahl der Radler sein???) auf sein Funkgerät drückte und sehr konspirativ wirkte. Als ich dann vielleicht fünfzig Meter weiter den Weg runter über die Kreuzung blickte sah ich sie. Eine Menge Verkehrspolizisten und -innen, bestimmt 8 oder so, stürzten sich auf die Rotsünder, winkten sie auf den Bürgersteig und begannen sogleich mit Belehrungen. Das war eine richtige Razzia, ein Crackdown on red-light running!
Ziemlich befriedigt mit meiner Rotlicht-Phobie wartete ich bis die Ampel grün wurde und fuhr lächelnd an der sich bunt mischenden Menge aus Polente und Berufspendlern vorbei, die bereits wortreich im Clinch lag... geht doch...

Aber was für eine blödsinnige Aktion, oder? Da waren bestimmt insg. 9 Polizisten im Einsatz! Wegen Radfahrern, die über Rot fahren?!?
Es ist ein komisches Land, ich sage es euch, ein komisches Land.

Sonntag, 30. August 2009

(Tag 242) Kinderdijk / Blijdorp / Lucky Luke

Also, nach dem letzten Post, den ich dann mangels Zeit und Motivation (ich gelobe Besserung!) auch noch so allein stehen gelassen habe, kann man ja meinen ich wohne in South Central LA oder Caracas oder so. Aber so schlimm ist es nicht. Man kann ohne Schußweste vor die Tür und Ausflüge machen!
Natürlich haben AK und ich an dem letzten Wochenende auch ne Menge interessanter Sachen gemacht und angesehen. Hier berichte ich mal von zweien davon (inklusive Bildern)...

Kinderdijk
Am letzten (eigentlich vorletzten, es geht um den 22.8.) Samstag haben wir eine Fahrradtour gemacht. Wir haben es gewagt unsere Kurzstrecken-Drahtesel auf eine lange "fietstocht" zu treiben. Das war nett. Wir sind in einem ordentlichen Bogen in Richtung Südosten gefahren, bis wir bei Krimpen aan de Lek (google map link) wieder auf die Maas oder den Rhein oder was auch immer das nun für ein großes Fließgewässer ist, getroffen sind. Dort sind wir mit einer kleinen Autofähre für 65 cent pro Person mit Rad (!) auf die andere Flußseite übergesetzt und haben dann mit freudigem Erstaunen festgestellt, dass wir uns nun in der Gemeinde "Nieuw-Lekkerland" befanden. Lecker! Jedenfalls ist es von da aus nur noch ein Katzensprung nach "Kinderdijk", einem Stückerl Land auf dem es irgendwie einen Haufen Windmühlen aus dem 18 Jhd. gibt, welche dort der Entwässerung von Polderland dienten. Hier mal ein Bild.Es ist sehr pittoresk und ziemliche Postkartenidylle, was dementsprechend gefühlte 5000 japanische Touristen anlockte, welche dort gleich busladungsweise ausgeschüttet wurden. Scheint zu der Reise "altes Europa in 3 Tagen -- Paris, Kinderdijk, Neu-Schwanstein" zu gehören oder so. Krasses Gewusel jedenfalls.
Naja, wir haben uns dank Fahrrad ein paar hundert Meter entfernt zum idyllischen Picknick niedergelassen und alles war gut.
Auch die Rückfahrt durch extrem gefährliches Sumpfland (siehe Bild 2) haben wir überlebt, aber am Abend, nach dann doch ~40km auf den klapprigen Drahteseln, haben wir durchaus unsere "hinteren, unteren Rücken" sehr schmerzhaft gespürt.


Blijdorp
Rotterdam hat einen Zoo. Da sind wir dann vergangenen Sonntag, bei strahlendem Wetter, hingegangen. Jaaaaa, ich kann mir denken was ihr nun alle denkt... KINDER! SCHREIENDE KINDER! Und so war es auch, teilweise haben sich die Löwen und Brüllaffen vor Angst versteckt, weil die kleinen Homo sapien sapiens so ein Tohuwabohu erzeugt haben.
Erstmal muss man überhaupt den üppigen Eintrittspreis von 18€ pro Person verdauen, da hab ich dann auch einen kleinen Schrei ausgestoßen. Aber egal, es lohnt sich. Ist nämlich ein ganz cooler Zoo, in dem es eine Menge zu sehen gibt und der ausserdem ziemlich Labyrinth-artig angelegt ist, so dass man nett-verpeilt herumirrt. Ein großer Orientierungs-Spaß...
Bei unserem Besuch waren zwei Dinge witzig -- zum einen haben wir in den ersten 15min oder so gar keine Tiere gesehen! Alle hatten sich versteckt. Als wären die Gehege leer gewesen! Später konnten wir uns doch überzeugen: es gibt Tiere in diesem Zoo! Und die zweite Merkwürdigkeit war, sobald es dann irgendwas zu sehen gab, und AK und ich eine Minute irgendwo standen, tauchten aus dem Nichts stets ein oder zwei Grüppchen Menschen auf und stellten sich unangenehm nah an uns heran und lugten mir über die Schulter oder knufften uns nervig in die Seite. Auch schön, einige der anderen Gäste warfen einen meterlangen Schatten mit ihren obszön riesigen (phallischen?) Tele-Objektiven. Das sind sie, die Tierfilmer! Was die wohl für Komplexe kompensieren, wenn sie mit unterarmlangen Objektiven armlange Würgeschlangen ablichten... jaja, nur ein unschuldiges Foto, ich weiß...
Naja, es gab trotz dieser kleinen Schrulligkeiten eine Menge cooler Viecher zu sehen. In der Sonne schlafende Eisbären, in der Sonne schlafenden Polarfüchse, in der Sonne schlafende Wölfe, verhaltensgestörte Löwen, seltene Meerschweine und unsichtbare Wüstenrennmäuse. Alles in allem, bis auf das Löwengehege aus der Vorkriegszeit (WW1!) hatten alle Tiere auch ansehnliche und schöne Gehege. Der Zoo Blijdorp ist also definitiv einen Besuch wert.
Meine Favoriten an dem Tag: die Erdmännchen, die man aus enorm kleinen Abstand bewundern konnte (Bild 3)......und die Giraffe mit dem Mülleimer auf dem Kopf (Bild 4)...:-)

Lucky Luke
Eine Schlussbemerkung von heute noch: wie macht das Lucky Luke eigentlich immer, wenn er in den Sonnenuntergang reitet? Ich bin vorhin über eine Stunden lang, ab der niederländischen Grenze, in Richtung Westen in die untergehende Sonne gefahren. Nach einiger Zeit stand sie so tief, dass meine Sonnenblende sie nicht mehr abhalten konnte. Nun seh ich immer noch bunte Flecken vor den Augen. Ich sollte mir vielleicht einen staubigen Hut zulegen, den ich mir tief ins Gesicht ziehen kann, eine Fluppe in den Mundwinkel, Zügel locker in der Hand...

Sonntag, 23. August 2009

(Tag 235) Strand, Pech, Vollidioten

Eigentlich wollten wir heute zum Strand von Hoek van Holland fahren. Es ist wunderschönes Wetter und warm genug, um ein wenig in den Fluten zu schwimmen.
Aber das geht nicht. Denn die Polizei der Region bittet die Menschen heute nicht an den Strand zu kommen, ganz viele Parkplätze und der Großteil des Strands sind abgesperrt. Warum dies?
Gestern abend fand dort ein eintrittsfreies Strandfest (Veronica Sunset Grooves) statt, dass anscheinend völlig aus dem Ruder gelaufen ist. Zunächst kamen offenbar um Größenordnungen mehr Leute angereist, als erwartet wurden. Die Autobahn wurde gesperrt und es fuhren keine Züge mehr, um der Massen herr zu werden. Dennoch war ein Ort (Massluis) fast die ganze Nacht wegen enormen Verkehrschaos von der Außenwelt abgeschnitten.
Und in diesem Gewusel kam es dann auch noch zu einer Schlägerei, bei der irgendwelche Idioten ihre Feuerwaffen eingesetzt haben. Mitten in der Menschenmenge! Ergebnis: ein Toter und acht Verletzte! Aber, als wär das nicht schon alles, es wurde noch krasser. Als die Polizei eingreifen und die Vorfälle untersuchen wollte, bildeten sich offenbar größere Gruppen von Hooligans, welche die Polizisten angriffen, so daß Warnschüsse abgegeben werden mussten.
Videos, auf denen man zwar nichts sieht aber die unheimlich-chaotische Stimmung eingefangen wurde, verlinkt dieser Artikel des NRC Handelsblad online hier.
Nun fahren wir nicht an den Strand. Selbst wenn wir dahin kommen würden, wäre es schon ein wenig merkwürdig da friedlich zu sonnen, wo ein paar Stunden zuvor noch jemand erschossen wurde.
Was ist das mit der Gewalt und diesen Hooligans hier in der Gegend? Letztens, beim Zomer Carnival (einer Tanzveranstaltung in Rotterdam) hat es schon eine Messerstecherei gegeben, bei der jemand gestorben ist und, so weit ich mich erinnere, auch die zur Hilfe eilenden Polizisten attackiert wurden. Und dann hab ich dumpf in Erinnerung, dass im Frühjahr irgendwann ein Fest an der Erasmusbrücke auch so eskaliert ist, dass die Polizei in arge Bedrängnis kam...
So hab ich mir, ehrlich gesagt, die Niederlande nicht vorgestellt. Andererseits scheint es tatsächlich (ganz vorurteilsfrei) einen bestimmten Typus höchst gewaltbereiter und völlig lobotomierter Jugendlicher zu geben, die auf solche Feste gehen um a) vielleicht ein wenig Spaß zu haben aber b) hauptsächlich an gewaltigen und gefährlichen Schlägereien teilzunehmen. Bitte, wer bringt scharfe Schußwaffen mit auf eine Tanzveranstaltung am Strand? Wie bekloppt muss man sein?
Klar, nun ist man schnell bei der Hand mit Schlußfolgerungen wie "ich werde auf keinen Fall mehr auf irgendwelche öffentlichen Veranstaltungen gehen" oder "die sollten überall Waffenkontrollscanner aufstellen, überall" oder "wo kann ich mir eine kugelsichere Weste bestellen".... aber vielleicht sollte man erstmal den Ball flach halten.
Trotzdem bin ich mal gespannt, was das für eine Diskussion auslöst. Der dritte Fall nun innerhalb von 8 Monaten, wo ein (eigentlich fröhliches) Fest von so hirnlosen Vollidioten "gewaltsam beendet" wurde. Schade ist das. Und kann definitiv nicht so weitergehen.

Donnerstag, 20. August 2009

(Tag 232) Lehre!

Puuuh... es ist immer noch warm. Heute und gestern war hier für mich rotterdamer Temperaturrekord, sengende Hitze bei 31°C. Nun weht zwar draussen ein ordentlicher Wind, aber die angedrohten Unwetter blieben aus. Typische Wetteramt-Panikmache also, hier ist es der KNMI (het Koninklijk Nederlands Meteorologisch Instituut). Naja, jedenfalls leider kein schönes Gewitter zum Abkühlen hier.
Ausserdem hab ich ein Schlafdefizit aufgebaut, quasi innerer Jetlag. Ich habe nämlich am Dienstag endlich mal wieder ein Experiment gemacht und war erst um 3:15 nachts wieder daheim. Und irgendwie, irgendwie ... jaja, das Alter macht sich bemerkbar. Ich steck solche "Nachtschichten" irgendwie nicht mehr so gut weg. Fühl mich jedenfalls merkwürdig. War den ganzen Tag todmüde, nun ist es zehn Uhr abends -- und ich bin plötzlich wieder wach.
Das gibt mir die Gelegenheit zu erzählen, dass ich heute nach mittlerweile fast 8 Monaten zum ersten Mal ein wenig Lehre gemacht habe heute. Weil, eigentlich mache ich ja keine Lehre, weil ich verständlicher Artikulation nicht mächtig bin... also zumindest nicht in der Landessprache. Heute war aber ein Workshop für internationale angehende Master-Studenten/-innen in unserem Institut. Und da durfte ich dann mal, weil ja Englisch erlaubt, was über unsre Arbeit erzählen und ein paar Sätze über Zeitkodierung im auditorischen Stammhirn verlieren und so. Man wird es kaum glauben, aber ich vermisse das schon. Mir hat Lehre als Teil meines Jobs an einer Hochschuleinrichtung eigentlich immer sehr viel Spaß gemacht, besonders zuletzt wo ich relativ eigenverantwortlich eigene Kurse und Seminare machen konnte. Klar, es ist viel Arbeit, all das Ausarbeiten und Erklären und dann benehmen sich die Studenten wie Fünftklässler und ach und seuftz und klag. Aber wie gesagt, ich freu mich drauf - hoffentlich - eines Tages wieder in Deutschland an einer Universität zu arbeiten und regelmässig an der Lehre teilnehmen zu dürfen. Im Moment werde ich mich jedoch in mein "Schicksal" fügen meine volle Arbeitskraft in meine Forschung stecken zu können... (hat man auch mehr Zeit sich der Kaffeemaschine zu widmen).

Montag, 17. August 2009

(Tag 229) Deutsche Botschaft

Jaja, gerade wenn zwischen zwei Ländern wie den Niederlanden und Deutschland eine so zerrüttete Beziehung voller Mißverständnisse und Verbitterung vorherrscht, dann ist es wichtig dass man aufeinander zugeht. Brücken schlagen dabei Menschen, die der jeweils anderen Nation zu verstehen helfen. Sie sehen lassen, welch Zeitgeist geatmet wird und welche philosophischen Denkschulen gerade vorherrschen. Ungefähr so jedenfalls.
Wir in Deutschland hatten Rudi Carrell, Linda de Mol und Big Brother. Die Flodders und Frau Antje, sowie eine nahezu unendliche Anzahl an niederländischen Bundesligatrainern... man ist also gut gebildet in Deutschland. Wie der typische Niederländer so tickt scheint uns also nicht fremd.
Jedoch -- wie sieht es auf dieser Seite der Grenze aus, anhand welcher Fernsehfiguren (die ich stillschweigend als die massenwirksameren "Botschafter" annehme) kann der tvschauende Niederländer sich am "deutschen Geist" bilden?? Klar, es kann da nur eine Famile geben: die Ludolfs.

Argh.

Genau, richtig. Hier läuft, zur besten Sendezeit (wochentags um Mitternacht... hehehe) seit neustem die Serie "die Ludolfs", die bei uns daheim eine gewisse Berühmtheit und Fremdschäm-Popularität hat. Ja, das sind die dicken, ungewaschenen Jungesellen vom Schrottplatz! Gesendet wird das ganze im deutschen Originalton mit niederländischem Untertitel, damit man auch in den vollen Genuß der hodenklemmigen Piepstimmen und der ureigenen verschrobenen Grammatik kommt. Hier ist die niederländische Webseite vom Sender (Discovery Channel NL) zur Serie: "Nieuwe wijsheden vanaf de schroothoop"... ich lach mich weg...

Freitag, 7. August 2009

(Tag 219) Pullern

Also, ein Witz den ich ganz ulkig finde (eigentlich geht das auf einen Cartoon zurück) geht ungefähr so:
Vier Leute sitzen am WG-Tisch zusammen. Sagt einer: "Hey, pinkelt ihr auch schon mal in die Dusche?"
Die drei anderen antworten: "Nein." - "Nie." - "Igitt, nein."
Sagt der erste wieder: "Ach, ich auch nicht."

Hätte er aber besser mal!

Denn, was hab ich gestern morgen im Radio gehört?? In der Dusche Pipi-machen (Nl.: "plassen") spart Wasser!! Diesem Artikel hier zufolge (aus der Umsonstzeitung "De Pers"), der sich auf eine brasilianische Werbekampagne bezieht, ist das zumindest so. Aaaaaalso, ich weiß ja nicht wie brasilianische Duschen aussehen, aber meine Dusche ist ohne "Duschtasse" direkt in den Fußboden meines Mini-Bades integriert. Würde ich da hin pinkeln... also, delikates Thema, aber jeder kann sich denken was passiert... Kann ich auch gleich einfach so mitten im Raum auf den Boden pullern oder so :-)
Immerhin -- ein Thema, dass mir schon lange am Herzen liegt (siehe Witz), endlich mal im Lichte der Öffentlichkeit! Dem Sommerloch sei Dank!!!

Mittwoch, 5. August 2009

(Tag 217) Sonnenbrand; Müll im Meer

Ahhh, das war mal wieder ein erholsamer Urlaub. Bin quasi gerade zurück von ein paar Tagen Zelten am Meer in Zandvoort bzw. in Bloemendaal. Wie immer haben ich und meine Kumpels aus Schulzeiten viel gegrillt, Bier getrunken, Fussball gespielt, jede Menge merkwürdiger Konversation geführt und einen Sonnenbrand bekommen. Herrlich. Wundersamerweise, ganz im Gegensatz zu sonstigen Jahren, hat es nur einmal kurz geregnet. Ansonsten war es schön sonnig und warm, man konnte vorzüglich im Meer schwimmen gehen, was ich dann auch mehrmals getan hab (und spart euch die Robbenwitze). Bei spaßiger Brandung wäscht es sich so am besten den Sand von kurz zuvor stattfindenden Beach-Soccer Duellen ab. So dreckig, wie manche meiner Camping-Collegas glauben (ne, HB!?) ist es nämlich gar nicht in der Nordsee. Was für Robben gut ist, kann für Menschen schliesslich nicht schlecht sein.
Dabei fällt mir eine Geschichte ein, auf die ich beim Zappen gestern abend gestoßen bin. Nämlich, dass eine Expedition aufgebrochen ist, um eine "PLASTIKMÜLLINSEL DER FLÄCHE VON TEXAS" zu erforschen (das war auf CNN international). Woah, offensichtlich von Meereströmungen getragen sammelt sich eine Meeeeeenge Müll im nördlichen Pazifik, wo er so vor sich hin treibt und hässlich ist und die Umwelt stört. Das Phänomen ist, wie man hier nachlesen kann (Wikipedia, aber mit vielen sinnvollen Links), wirklich gigantisch. Aber es ist, und das ist mal wieder eine typische CNN Übertreibung, keine Insel im Sinne von "hey, lass uns mal da anlanden und drauf herumlaufen", denn anscheinend ist die Dichte an Partikeln nur (Zitat) "3.34 pieces with a mean mass of 5.1 miligrams per square meter"... nicht gerade das, was man eine Insel nennen kann. Trotzdem ist die Gesamtmasse vielleicht über 100 Mio Tonnen!! Heiliger Ozean, das ist eine Menge Müll! Und hier bei uns haben die Müllverbrennungsanlagen Schwierigkeiten an Brennstoff zu kommen. Warum?? Weil das alles im Pazifik rumdümpelt! Wir sollten da hinfahren und es einsammeln, mit riesigen orangefarbenen Schiffen auf denen hinten zwei Seeleute stehen und hin und wieder genervt abspringen um ein besonders dickes Stück (wertvollen!) Plastikmülls einzusammeln.
Was hat das alles mit den Niederlanden zu tun? Nichts. Ich hänge heute daheim herum, mache Waschmaschinen und ruhe mich aus, ehe ich wieder arbeiten gehe morgen. Da hat man auch mal Zeit um, im wahrsten Sinne des Wortes, über Müll nachzudenken.

Freitag, 31. Juli 2009

(Tag 212) Zelten in Holland

Hey, ich fahr gleich, wie jedes Jahr, wieder "nach Holland" zum Zelten. Ok, diesmal ist der Reiz des Besonderen nicht mehr so groß, ich werd mich also "wie zuhause" fühlen. Schliesslich geht es nur ein Stündchen die Küste hoch.
Aber es ist trotzdem immer wieder eine schöne Sache. Strand, Grillen, Bier, Fussball, Skat, hirnlose Gespräche in der Sonne, mehr Bier... ich denke man kriegt ein Gefühl für unser Ferienprogramm?
Also, dann "bis die Tage"...

Mittwoch, 29. Juli 2009

(Tag 210) Unfall ... :-)

Hatte heute auf der Heimfahrt einen ulkigen Unfall. Irgendwie, und das war vor zwei Wochen schon mal, ist heute irgendeine Inline-Skate Aktion in der Stadt, denn die achtrolligen Flitzer waren zu dutzenden (ja, gefühlten hunderten!) auf den Radwegen unterwegs. Und einige, möglicherweise sogar ein erheblicher Anteil, sahen nicht wirklich so aus als hätten sie alles unter Kontrolle. Anscheinend ist das Bremsen nicht das allereinfachste. Und überhaupt, Lenken, Kontrollieren im Allgemeinen. Also, Inlineskater-Amateure sind gefährlich.
Wie gefährlich, hab ich heute abend erlebt. Ich wartete an einer Fahrradampel auf grün, als ich von schräg links hinter mir ein Surren und ein leicht gekreischtes "soooorrry" hörte, und dann gegrapscht und angerempelt wurde. Im nächsten Augenblick hing mir eine, zum Glück nicht sehr gewichtige, blonde Frau halb auf dem Gepäckträger, halb auf dem Rücken. Fast wär ich umgefallen, weil ich nicht so recht mit einem Aufprall gerechnet hatte. Schliesslich wartete ich friedlich an der Ampel.
Naja, es ging ja zum Glück glimpflich aus. Nach einer etwa 30sekündigen Entschuldigungs-Zeremonie fuhren wir beide unserer Wege...

Montag, 27. Juli 2009

(Tag 208) Ferienzeit

Man merkt deutlich das Ferienzeit ist: keine Staus, kein Gewarte am Aufzug und in der Cafeteria, entspannte Stimmung im Supermarkt. Dafür war es ein wenig wuselig am Flughafen Schiphol gestern, als ich von der Konferenz am Chiemsee zurückkam. Klar also, wo die Niederländer im Moment alle so sind: verteilen sich vermutlich grad über die Campingplätze Europas. Wenn ihr also irgendwo massenhaft gelbe Nummerschilder seht, dann wisst ihr bescheid -- das sind die, die im Moment keinen Gedrängel hier in den Niederlanden erzeugen...
Ansonsten bereitet man sich hier so langsam auf die kommende Fussballsaison vor. Ich werde aber, der Einfachheit halber, trotzdem nur die deutsche Bundesliga verfolgen, die am 7. August beginnt -- wo kommen wir denn da sonst hin? Sich anpassen und so ja, aber ein wenig "Heimat" muss schon sein, gell? :-)

Donnerstag, 23. Juli 2009

(Tag 204) so wenig Posts...

Vermutlich hat man es gemerkt: Mein Mitteilungsbedürfnis war relativ gering in der letzten Zeit. Das kam, weil ich soviel um die Ohren hatte. Allerdings waren das hauptsächlich schöne Dinge, die ich um die Ohren hatte. Ich hab (zum ersten Mal) viel Besuch bekommen und dementsprechend viel touristische Aktivitäten unternommen -- also sehr zufrieden mit ein paar Bier intus im "Dizzy" gesessen und Jazz-Musik gelauscht, eine Hafenrundfahrt gemacht, im besten Pizza-Restaurant der Stadt gegessen (das "O Pazzo" in der Marinierstraat), eine Rundfahrt mit einer historischen Tram durch gaaaanz Rotterdam gemacht, auf meinem Balkon gegrillt, viel mit dem Fahrrad herumgeradelt und und und und...
Puh! Man kann sich denken, dass allein das alles schon ausreicht um wenig zu posten.
Aber dann war ich letzte Woche auch "im Urlaub", nämlich auf einem Lübeck-Schwerin Roadtrip... das war auch nett, in Lübeck haben wir AKs Onkel besucht, in Schwerin eine Hochzeit. Alles ein wenig stressig, weil weit weg und so, aber auch sehr nett. Auch wenn der Astra mal wieder Mucken gemacht hat und in Schwerin zum "Arzt" musste... nun scheint angeblich das chronische Elektrikprobleme gelöst zu sein. Jedenfalls hat er die Rückfahrt problemlos gemeistert.
Uuuuund dann fahre ich heute auch noch auf eine Tagung am (bzw. auf bzw im) Chiemsee, wo einiges an Vorbereitung für nötig war. Uffz.
Wenn all das geschafft ist, kann ich wirklich ein paar Tage Urlaub gebrauchen.

Montag, 6. Juli 2009

(Tag 187) Auto- und Bananenrätsel

Also, es war schon wieder was mit dem Auto. Ich weiß, so langsam geht es mir auch auf den Sack. Als ich am Wochenende nach Deutschland gefahren bin, brannte mir auf der Autobahn beim Blinken mal wieder die Sicherung durch, an der der Blinker und auch die Bremslichter hängen. Na prima. Also hab ich sie gewechselt, aber sie ist immer wieder durchgebrannt, wenn ich den Blinker betätigen wollte. Ich bin dann über 120km (von der Grenze an) ohne zu blinken gefahren! Manche Leute fahren ja immer ohne Blinker, aber für mich ist das nichts--- ich fand das war purer Stress.
Natürlich hab ich den Wagen dann in die Werkstatt gebracht. Und natürlich haben die nichts gefunden, ausser dass irgendwelche Birnchen in der gleichen Platine wie die Blinker (ich hab hinten im Auto so Platinen, in denen das ganze Set hinten, also Blink-, Brems-, Rück-, Nebel- und Rückfahrleuchten stecken) sehr locker waren. Ausserdem haben sie alle relevanten Stecker mal an und wieder abgezogen und gereinigt. Pfff.... auf der Rückfahrt gestern und heute auf dem Weg zum Supermarkt war jedenfalls alles ok. Vielleicht haben sie den mysteriösen Fehler nun behoben??

Ein anderes Mysterium hab ich im Supermarkt erlebt. Ich hab ein kleines Bündel Bananen aus dem Regal genommen. Und, das muss ich sagen, ich checke bei Obst und Gemüse immer sehr genau nach Matsch und Schleim und so, also die Bananen waren schön glatt, kühl und frisch. Ausserdem, bevor jemand einen schlauen Kommentar macht -- ich hab die vorsichtig in ihre Ecke im Einkaufswagen gesetzt, nicht geschmissen oder einen Kasten Bier draufgeknallt oder so. Auch an der Kasse waren sie noch ok. Und ich hab sie besonders vorsichtig, oben auf, in die Einkaufstüte gepackt.
Nun, wo ist das Rätsel?? Als ich sie daheim auspacke sind ALLE VIER Bananen der Länge nach aufgeplatzt, wie eine Brühwurst die man zu heiß gemacht hat!! Was soll das? Haben die sich zu schnell ausgedehnt, weil ich sie aus der kühlen Gemüsetheke ins sommerwarme Auto geräumt hat? Sowas ist mir jedenfalls noch nie passiert!!!
Und da mir das sowieso niemand glaubt -- hier noch das Beweisfoto (eine Banane hab ich inzwischen verspeist... Beweise vernichten und so...):

Donnerstag, 2. Juli 2009

(Tag 183) Ausflug und merkwürdige Bräuche

Ich sollte eigentlich längst schlafen. Aber die Tropenhitze ist unerträglich, und das um Mitternacht. Da droht ja das Bier schneller aus der Dose zu verdunsten, als man es trinken kann.

Was ich mal erzählen könnte: am Sonntag haben AK und ich einen schönen Ausflug gemacht. Wir sind nach Brielle gefahren. Das ist ein altes Städtchen südlich von Rotterdam, das dank eindrucksvoller Bastionen (aus dem 18. Jhdt) sehr interessant auf Google Maps aussieht (da). Auch so ist es schön -- kleine Gässchen, alte Häuser, eine seeeeeeeeehr große Kirche (eine der größten in den Niederlanden, angeblich) und Kanäle in denen die einheimischen Jugendlichen Baden. Nett. Ausser ein wenig schauen, Schafe betrachten (ja, ich!) sich die Füße ablaufen kann man aber nicht viel machen an einem Sonntag -- wenn die kleinen Geschäfte (anscheinend viel Kunst und so) aufgehabt hätten, hätte man sicher noch mehr sehen können. Aber gelohnt hat es sich.
Der Weg dahin war auch nett: man fährt auf der A15 durch die Hafenanlagen von Rotterdam: riesige Öltanks, Schiffe, Kräne und so. Interessanter Kontrast zur mittelalterlichen Beschaulichkeit von Brielle.
Hier ein paar Impressionen:
Nun noch eine kleine Geschichte zu merkwürdigen Bräuchen. Diesen hier musste ich mir von meinem Kollegen erklären lassen -- der nach eigener Aussage aber nur "alte Bräuche" mag, mithin also als Traditionalist zu titulieren ist:
Warum hängen an einigen Häusern an den Fahnenmasten nun nicht nur Fahnen, sondern auch Rucksäcke? (abgesehen davon, dass es erstaunlich ist, wie viel niederländische Häuser Fahnenmasten über den Türen und so haben). Weil das aussagen soll: hier im Haus hat ein Kind das "Gymnasium" (siehe da zum Schulsystem... total kompliziert) abgeschlossen! Klar, im Sommer machen die alle ihren Abschluss, wie bei uns auch. Ich find das ja ungewollt goldig -- wir hängen unseren Schulranzen auf. Quasi rituelle Hinrichtung. Hat was archaisches, so ein bisserl wie Blut an den Türrahmen klatschen oder eine Tasse Schnaps ins Feuer gießen. Ich seh das also eher mit anthropologischem Interesse. Aber mein Kollege findet es doof - er sieht darin "Angeberei", quasi Bildungschauvinismus den Nachbarn gegenüber... muss ja jeder selber entscheiden.

Sonntag, 28. Juni 2009

(Tag 179) labuitje

Am vergangenen Freitag wurde der "Betriebsausflug" unseres Instituts, das "labuitje" abgehalten. Es wurde im Vorfeld eine ziemliche Geheimniskrämerei aus dem tatsächlichen Ziel der Reise gemacht -- aber der Tip, Badesachen, Wechselkleidung und alte Schuhe mitzunehmen, deutete auf das Meer hin. Es war eine durchorganisierte, ganz schön ereignisreiche Angelegenheit, muss ich sagen.
Zu nachtschlafender Zeit, um 7:30, fuhren wir mit dem Bus nach Norden. Schnell stellte sich heraus -- das Ziel der Busfahrt war Den Helder. Und in Den Helder kann man nichts weiter tun, als mit der Fähre nach Texel überzusetzen.
So war es dann auch. Dort angekommen wurden wir, Stichwort "forced socializing" auf Tandems verteilt und mit einer fahrlässig-schlecht kopierten Wegbeschreibung quer über die Insel gejagt. Die Schwierigkeiten der Tandemfahrt, die Größe der Gruppe (~90 Leute) und die chaotische Routenplanung sorgten dafür, dass bald schon diverse Zweier- bis Viererteams verloren über die Insel radelten.
Ich hab letztlich, mit nur kleineren Blessuren durch wirbelnde Pedale (es ist KEINE gute Idee während der Fahrt nicht mehr mittreten zu wollen), das Ziel der ersten Etappe erreicht: der Ort, wo wir Lunch einnehmen sollten. Es war ein Schrottplatz. Dachte ich zumindest. Aber bald stellte sich heraus, der Hof gehörte einer Gruppe oder Organisation namens "De Vriendschap", die unseren weiteren Tag unter ihre Fittiche nahm. Es war eine Mischung aus verstrahlten Hippies, starrköpfigen Einsiedlern und abgebrühtem Touristennepp -- aber sehr zu empfehlen. Der Hof sah aus wie ein Schrottplatz, weil alles dort gefunden oder geschenkt oder selber gesammelt war. Also, vom Strand aufgeklaubt. Für uns Städter wurde ein extra rustikales Essen aus selber gefangenem und geräuchertem Fisch (lecker!), selbst gemachtem Käse und vermutlich gekaufter Wurst bereitet, dazu gab es Wein (vermutlich von Albert Heijn), ein Lagerfeuer und Akkordeonmusik von einem schrägen Opa. Ansonsten schwirrten der freundliche braungebrannte Kerl im löchrigen Hemd und die Frau mit Kopftuch und Batikrock herum. und verbreiteten gute Laune. Eigentlich ganz nett.
Richtig skuril wurde der erste Programmpunkt nach dem Essen: ein alter Typ im schmierigsten Overall aller Zeiten gekleidet, zeigte uns sein privates "Zeuch-das-ich-am-Strand-fand" Museum und erzählte in einem total widrigen Akzent diverse Rollen Seemannsgarn, von angeschwemmten Containern voller Zigaretten, deren Inhalt er des Nachts durchs Wattenmeer schleppte und so. Sehr bizarr.
Dann ging es Schlag auf Schlag: wir machten uns auf zum Strand und fuhren mit dem Schiff der "Vriendschap" auf die "robbentocht", also die Robbentour -- die texelsche Variante des Whale-Watching. Wir haben also ein paar Bierchen getrunken, die Nase in den Wind gehalten und dicken, faulen Meeressäugern beim Abgammeln zugeschaut. Auch nett.
Zeit zum Erholen blieb nicht. Denn sofort ging es in die Hände des nächsten Insel-Faktotums auf einen Spaziergang durchs Watt. Auftritt, alte Schuhe. Das ganze Ereignis hatte eine tolle Dramaturgie. Zu Beginn, nah am Ufer -- lange Gesichter: der Matsch war fest und kaum knöcheltief. Aber der harmlose alte Mann mit dem Rauschebart und der Mistgabel, mit der er hin und wieder Getier aus dem Schlick baggerte, war ein beinharter Fiesling: er führte uns tiefer und tiefer in suppige, sumpfige Schlammgruben. Ganz am Ende, schon in Sichtweite des Ufers, führte er uns Zivilisationsmenschen durch den Rand einer gebaggerten Fahrrinne... also, ich bin - ohne angeben zu wollen - groß und stark genug um nicht in Panik zu geraten, wenn ich bis zur Hüfte im schlürfenden Modder feststecke... aber die spitzen Schreie und Angstseufzer der kleingewachseneren Mitreisenden um mich herum hüllten die Szenerie in gruseliges Wehklagen. Horror auf dem Schlammplaneten! Das Beste: bei jedem Schritt in den cremigen Morastbrei entwichen Dämpfe, die man nur als schweflig-faulig bezeichnen kann. Wenn da nicht der Teufel im Spiel war, dann weiß ich es nicht... oder zumindest sauerstoffmeidende Bakterien und jede Menge organischer Materie...
Als wir es wieder an Land geschafft hatten, schwarz und verschlickt wie wir waren, kam Horror, Phase zwei: der Opi erwartete, dass wir uns mit nur zwei Eimern und dem brackigen Wasser aus der ausgebaggerten Fahrrinne reinigten: während schon der Bus ungeduldig wartete, um uns zum Abendessen zu befördern. Großartige Szenen spielten sich ab, Szenen des Mitleids und der gegenseitigen Hilfe. Ich sag es euch, das Teambuilding-Konzept ist voll aufgegangen!
Solcherart oberflächlich gereinigt, aber geruchlich nicht von einem Wattwurm zu unterscheiden, fuhren wir mit dem Bus zurück zum Fährhafen wo wir Dinner einnehmen sollten. Ich machte mir Gedanken, wie ich mit meinen schlammverkrusteten Händen ordentlich an einem Restauranttisch sitzen sollte. Aber weit gefehlt! In ihrer unendlichen Weisheit hatten uns die Organisatoren des Labuitje in eine Imbissbude eingeladen, wo die Friteusen auf Hochtouren liefen; und zum Dosenbier wurden so tablettweise die niederländischen Spezialitäten wie "kroket", "frikandel", "kipcorn" oder auch "kaassouffle" gereicht, und natürlich Pommes und Mayo. Großartiger Abschluss für einen großartigen Tag. Abgekämpft, stinkend und mit Fett eingeschmiert machten wir uns auf den Heimweg...

Hier noch ein paar Impressionen vom Tag...
.
.
.
-ein echter Räucherfisch ohne Gene und Atome:

-ein fetter Meeressäuger:

-verschlammte Neurowissenschaftler: