Freitag, 4. September 2009

(Tag 247) Hoek van Holland Shootout -- Update

Also, mittlerweile hat sich die Sache mit der Schießerei bei diesem Strandfestival (PIRnews berichtete) aufgeklärt. Die Polizeiuntersuchung ergab, dass der Jugendliche, der erschossen wurde, von einer Polizeikugel getötet wurde. Und zwar geschah dass, als eine große Gruppe von Hooligans aus dem Umfeld Rotterdamer Fussballhools (ich sage nur Feyenoord Rotterdam...) ein paar Zivilpolizisten eingekreist und bedroht und auch nach der Abgabe von Warnschüssen aus den Dienstwaffen nicht von ihnen abliessen.
Nun zieht diese Sache Kreise. Offenbar war der Polizei vorab bekannt, dass möglicherweise Hooligans auf dieses Fest gehen wollten, um Ärger zu machen. Es wird diskutiert, ob die Polizeiführung und letztlich der Rotterdamer Bürgermeister Aboutaleb versagt haben. Von der Opposition in der Kommunalpolitik (aber auch auf höheren Ebenen) werden Rücktrittsforderungen laut. Ich bin mir nicht sicher, ob da nicht noch politisch was nachkommt.
Ein weiterer Effekt dieser Sache: es wird viel diskutiert, wie man ein "sicheres" Fest in Zukunft zu organisieren hat. Bei dem pauschalen Verbot von frei zugänglichen Veranstaltungen, wie es der Bürgermeister hier für die nächsten paar Jahre vorschlug, kann es ja wohl nicht bleiben.
Was für mich zu kurz kommt in der Debatte, die zumindest ich in der Lage bin zu verfolgen, ist die rassistische Desinformation, die in der Folge der Vorfälle z.B. die Landschaft der Umsonst-Tageszeitungen (von denen es in Rotterdam drei oder vier an Bahnhöfen usw einzusammeln gibt) zu sehen war... obwohl es einfach anscheinend keine wirklichen Informationen gab und sie im Nachhinein auch völlig falsch lagen, haben diese Medien ja sofort Jugendliche von den Antillen ("antilliaanse jongen") als Täter fest gemacht. Das hat mich ziemlich bestürzt, den das ist schon echt happig wie unverfroren da rassistische resentiments geschürt wurden.
Was bleibt, ist die große Angst in der niederländischen Gesellschaft vor "den Hooligans", die immer brutaler und hemmungsloser mit der Polizei und sonst allen umspringen. Wie groß diese Angst ist sieht man daran, dass über die Stadt Enschede, wo morgen das Länderspiel Niederlande - Japan stattfindet, eine Art Notverordnung verhängt wurde, die mehr Möglichkeiten der Sicherheit bieten soll und es der Polizei erlaubt, Menschen aus der Stadt zu verbannen etc... dort haben sich wohl Anhänger verschiedener Hooligan-Clubs (und, pikant, auch deutsche Hools) angekündigt. Ob die Hooligan-Gruppen wohl vorhaben, die Eskalation, die in Hoek van Holland vorerst ihren Höhepunkt erreicht hat, weiter zu treiben? Man wird sehen. Aber ich kann verstehen, dass man sich als Gemeinde gerne, was die Sicherheit angeht, vorbereiten möchte. Eine ausser Kontrolle geratene Gruppe von ein paar hundert völlig enthemmten Schlägertypen, die auch vor dem gezielten Angriff auf Polizisten nicht halt machen, ist auch nichts was man bei sich in der Innenstadt oder so gerne erleben mag.

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