Sonntag, 28. Juni 2009

(Tag 179) labuitje

Am vergangenen Freitag wurde der "Betriebsausflug" unseres Instituts, das "labuitje" abgehalten. Es wurde im Vorfeld eine ziemliche Geheimniskrämerei aus dem tatsächlichen Ziel der Reise gemacht -- aber der Tip, Badesachen, Wechselkleidung und alte Schuhe mitzunehmen, deutete auf das Meer hin. Es war eine durchorganisierte, ganz schön ereignisreiche Angelegenheit, muss ich sagen.
Zu nachtschlafender Zeit, um 7:30, fuhren wir mit dem Bus nach Norden. Schnell stellte sich heraus -- das Ziel der Busfahrt war Den Helder. Und in Den Helder kann man nichts weiter tun, als mit der Fähre nach Texel überzusetzen.
So war es dann auch. Dort angekommen wurden wir, Stichwort "forced socializing" auf Tandems verteilt und mit einer fahrlässig-schlecht kopierten Wegbeschreibung quer über die Insel gejagt. Die Schwierigkeiten der Tandemfahrt, die Größe der Gruppe (~90 Leute) und die chaotische Routenplanung sorgten dafür, dass bald schon diverse Zweier- bis Viererteams verloren über die Insel radelten.
Ich hab letztlich, mit nur kleineren Blessuren durch wirbelnde Pedale (es ist KEINE gute Idee während der Fahrt nicht mehr mittreten zu wollen), das Ziel der ersten Etappe erreicht: der Ort, wo wir Lunch einnehmen sollten. Es war ein Schrottplatz. Dachte ich zumindest. Aber bald stellte sich heraus, der Hof gehörte einer Gruppe oder Organisation namens "De Vriendschap", die unseren weiteren Tag unter ihre Fittiche nahm. Es war eine Mischung aus verstrahlten Hippies, starrköpfigen Einsiedlern und abgebrühtem Touristennepp -- aber sehr zu empfehlen. Der Hof sah aus wie ein Schrottplatz, weil alles dort gefunden oder geschenkt oder selber gesammelt war. Also, vom Strand aufgeklaubt. Für uns Städter wurde ein extra rustikales Essen aus selber gefangenem und geräuchertem Fisch (lecker!), selbst gemachtem Käse und vermutlich gekaufter Wurst bereitet, dazu gab es Wein (vermutlich von Albert Heijn), ein Lagerfeuer und Akkordeonmusik von einem schrägen Opa. Ansonsten schwirrten der freundliche braungebrannte Kerl im löchrigen Hemd und die Frau mit Kopftuch und Batikrock herum. und verbreiteten gute Laune. Eigentlich ganz nett.
Richtig skuril wurde der erste Programmpunkt nach dem Essen: ein alter Typ im schmierigsten Overall aller Zeiten gekleidet, zeigte uns sein privates "Zeuch-das-ich-am-Strand-fand" Museum und erzählte in einem total widrigen Akzent diverse Rollen Seemannsgarn, von angeschwemmten Containern voller Zigaretten, deren Inhalt er des Nachts durchs Wattenmeer schleppte und so. Sehr bizarr.
Dann ging es Schlag auf Schlag: wir machten uns auf zum Strand und fuhren mit dem Schiff der "Vriendschap" auf die "robbentocht", also die Robbentour -- die texelsche Variante des Whale-Watching. Wir haben also ein paar Bierchen getrunken, die Nase in den Wind gehalten und dicken, faulen Meeressäugern beim Abgammeln zugeschaut. Auch nett.
Zeit zum Erholen blieb nicht. Denn sofort ging es in die Hände des nächsten Insel-Faktotums auf einen Spaziergang durchs Watt. Auftritt, alte Schuhe. Das ganze Ereignis hatte eine tolle Dramaturgie. Zu Beginn, nah am Ufer -- lange Gesichter: der Matsch war fest und kaum knöcheltief. Aber der harmlose alte Mann mit dem Rauschebart und der Mistgabel, mit der er hin und wieder Getier aus dem Schlick baggerte, war ein beinharter Fiesling: er führte uns tiefer und tiefer in suppige, sumpfige Schlammgruben. Ganz am Ende, schon in Sichtweite des Ufers, führte er uns Zivilisationsmenschen durch den Rand einer gebaggerten Fahrrinne... also, ich bin - ohne angeben zu wollen - groß und stark genug um nicht in Panik zu geraten, wenn ich bis zur Hüfte im schlürfenden Modder feststecke... aber die spitzen Schreie und Angstseufzer der kleingewachseneren Mitreisenden um mich herum hüllten die Szenerie in gruseliges Wehklagen. Horror auf dem Schlammplaneten! Das Beste: bei jedem Schritt in den cremigen Morastbrei entwichen Dämpfe, die man nur als schweflig-faulig bezeichnen kann. Wenn da nicht der Teufel im Spiel war, dann weiß ich es nicht... oder zumindest sauerstoffmeidende Bakterien und jede Menge organischer Materie...
Als wir es wieder an Land geschafft hatten, schwarz und verschlickt wie wir waren, kam Horror, Phase zwei: der Opi erwartete, dass wir uns mit nur zwei Eimern und dem brackigen Wasser aus der ausgebaggerten Fahrrinne reinigten: während schon der Bus ungeduldig wartete, um uns zum Abendessen zu befördern. Großartige Szenen spielten sich ab, Szenen des Mitleids und der gegenseitigen Hilfe. Ich sag es euch, das Teambuilding-Konzept ist voll aufgegangen!
Solcherart oberflächlich gereinigt, aber geruchlich nicht von einem Wattwurm zu unterscheiden, fuhren wir mit dem Bus zurück zum Fährhafen wo wir Dinner einnehmen sollten. Ich machte mir Gedanken, wie ich mit meinen schlammverkrusteten Händen ordentlich an einem Restauranttisch sitzen sollte. Aber weit gefehlt! In ihrer unendlichen Weisheit hatten uns die Organisatoren des Labuitje in eine Imbissbude eingeladen, wo die Friteusen auf Hochtouren liefen; und zum Dosenbier wurden so tablettweise die niederländischen Spezialitäten wie "kroket", "frikandel", "kipcorn" oder auch "kaassouffle" gereicht, und natürlich Pommes und Mayo. Großartiger Abschluss für einen großartigen Tag. Abgekämpft, stinkend und mit Fett eingeschmiert machten wir uns auf den Heimweg...

Hier noch ein paar Impressionen vom Tag...
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-ein echter Räucherfisch ohne Gene und Atome:

-ein fetter Meeressäuger:

-verschlammte Neurowissenschaftler:

Donnerstag, 25. Juni 2009

(Tag 176) Sommer, Lärm, etc

Hui, hier ist der Sommer ausgebrochen! Bei 25° und Sonne kann man sich nun wirklich nicht beklagen.
Weniger schön ist -- auf Markplatz vor meinem Apartmenthaus ist wohl gestern eine Sommeraktion gelaufen, jedenfalls haben sie gestern früh von circa 5 Uhr an mit einem monströsen Radlader und einigen Lastwagenladungen von Sand sowas wie Beachvolleyballplätze gebaut. Kann nicht sagen, dass das rangieren und schaufelkratzen von einem Radlader mit dem morgentlichen Schlaf besonders gut zu vereinbaren ist.
Und heute morgen... jaaa, klar, das Zeug muss ja auch wieder weg. Weil Freitag ist ja Markt, da ist der Sand nur im Weg. Drööööän. Rangier. Rumpel. Kratz.
Wie man sieht: ich bin begeistert. Aber ich muss sagen, es sah eigentlich ganz nett aus so mit der Sonne und dem Sand... ich poste mal ein Bild.
So, jetz wisst ihr bescheid... :-)

Montag, 15. Juni 2009

(Tag 166) Du weißt, dass du in den Niederlanden bist, wenn...

Letztens stand ich im Histologie-Labor und hab mich, naja, mit Histologie(1) eben beschäftigt. Das Histologie-Labor ist eine von vielen Arbeitsgruppen und von viele Leuten gemeinsam genutzte Einrichtung unseres Instituts, und entsprechend voll und stressig ist es da immer. Ausserdem ist Histologie ja eine Disziplin, die mit diversen Leckereien wie Schwermetallsalzen, krebserregenden Substanzen wie DAB (alle Kenner "der Szene" werden das das Diaminobenzidin kennen) oder auch Methanol herumhantiert. Alles nicht schön. Ausserdem ist das Histologie-Labor die angestammte Domäne der fest angestellten und alt eingesessenen technischen Assistentinnen, und jeder weiß dass die mit harter Hand regieren.
Aber hier ist eine ulkige Geschichte.
Ich stand, wie gesagt, letztens im Histologielabor und hab vor mich hingewerkelt. Es war Mittagszeit, und ich hab mich etwas in meine Gedanken zurückgezogen, weil es so langweilig Arbeit ist und ich dem fortwährenden niederländischen Geschnatter, das da herrscht, eh nicht folgen kann. Plötzlich merke ich, dass meine Gedanken mehr und mehr zum Thema Essen abschweifen. Dann bilde ich mir sogar ein, den Duft von frisch Fritiertem in der Nase zu haben. Mit einem Mal bekomme ich sogar Halluzinationen -- neben mir an der Workbench isst jemand eine Frikandel mit Majonaise drauf. Bilde ich mir das wirklich ein? Der Duft ist schon enorm intensiv. Als ich mich umdrehe wird der Wahnsinn deutlich: haben die TA's doch tatsächlich eine Friteuse in den Abzug gestellt, in dem sonst die DAB-Färbungen gemacht werden!! Und in dem Moment wird gerade eine große Ladung frischer Pommes abgeschöpft -- denn es scheint Frikandel mit Pommes zum Mittag zu geben. Sehr, sehr ungesund ... in mehrerer Hinsicht!
Naja, als mir eine Pommes angeboten wurde konnte ich nicht nein sagen (nicht eine Schale voll, nur eine einzelne Pommes). Ich muss sagen -- mit Schwermetallen und anderen Giften garniert schmecken die Dinger noch besser, als nur mit Acrylamid angereichert... hehehe...


(1): für alle nicht-Biologen: die Wissenschaft von den Gewebe, also Verbünden von Zellen, die in der Gesamheit ein Organen ergeben, in unserem Fall natürlich geht es nur um Gehirngewebe und Gehirnzellen.

Sonntag, 14. Juni 2009

(Tag 165) Avondvierdaagse

Letzte Woche bin ich zweimal auf dem Heimweg am Abend in gewaltige Horden von Kindern im Grundschulalter geraten. Teilweise mit orangenen Mützen bewehrt. Irgendwie hinter der Ecke, um die die Zwerge in langen Schlangen auf dem Bürgersteig gepilgert kamen, spielte Musik, Getrommel und so. Und am Donnerstag, dem zweiten Vorfall dieser Art, waren die alle auch noch ganz aufgekratzt, wurden von überglücklichen Eltern mit Urkunden fotografiert oder waren allgemein in besonders guter Stimmung.
Was ging da vor?
Ich konnte in Erfahrung bringen -- die Veranstaltung heisst "avondvierdaagse", was ein wenig schwer zu übersetzen ist. Heisst in etwa "Abend-Viertage". Hilft nicht weiter, ne? Es handelt sich dabei um eine Form der organisierten Massen-Leibesertüchtigung. Das zeigt mal wieder, dass die Niederlände schon in jüngsten Jahren auf putzig-sympathische Weise einen an der Waffel haben. Also, beim "Avondvierdaagse", welches immer im Juni überall in den Niederlanden an hunderten von Orten (vermutlich) stattfindet, wandert man an vier Abenden in Folge 5-15km (5,10 oder 15) auf vorbereiteten Routen und bekommt am Ende dafür eine Auszeichnung. Ist also sowas wie eine gesellige Version der deutschen Bundesjugendspiele, nur in langweilig. Naja, für so einen Gnom von 7 Jahren sind bis zu 60km schon kein Pappenstiel.
Jedenfalls scheint es für die Stöpsel ein echtes Erlebnis zu sein, die Augen meines Kollegen leuchteten richtig, als er mir sagte, dass er dies als Kind sehr oft mitgemacht hätte. Meine Erinnerungen an Bundesjugendspiele und Sportfeste sind eher negativer Natur. Knöcheltiefe Pfützen auf roten Aschenbahnen. Weitsprungversuche, die in Zentimetern gemessen wurden. Und immer wieder diese poplige "Siegerurkunde", nie eine der machomässigen "Ehrenurkunden". Klar. Ein Sieger war ich, aber Ehre hab ich keine besessen? Was sollte mir das sagen?
Zurück zum Thema. Diese Abendwanderveranstaltungen sind sozusagen die kleinen Verwandten der echten "vierdaagse", bei denen täglich Distanzen von ca. 30-5okm gewandert werden und wo man am Ende eine offizielle königliche Medaille bekommt. Das größte Event dieser Art findet in Nijmegen statt. Und das muss monstermässig sein, weil da auch schon mal Leute gestorben sind (vor Hitze) und weil da manchmal, so hab ich mir sagen lassen, im gewaltigen Gedränge die Geschwindigkeiten in Hundert Meter pro Stunden gemessen werden. Das nijmeegse vierdaagse ist übrigens eine der größten Sportveranstaltungen der Welt (angeblich) bzw der Niederlande (ganz sicher). War das irgendjemanden ausserhalb der eingeschworenen Gemeinde der Wander-Vögel bekannt? Mir nicht.
Interessanterweise werden diese Veranstaltungen (jedenfalls die großen vierdaagse, an denen regelmässig auch Militärangehörige in Uniform teilnehmen) für ihren militaristischen Charakter kritisiert. Kann man nicht leugnen. Aber da tun sich unsere Bundesjugendspiele ja auch keinen Abbruch, mit den Disziplinen (Handgranaten-)Werfen, in Sand(bunker) springen und (vor dem Feind weg)laufen wurden wir als Kids ja auch schon ordentlich paramilitärisch gedrillt. Abteilung Grundschule am Dohr, stillgestanden.
Wobei die niederländischen kilometerweiten Massenmärsche ja eher displaced-person mässig sind, mithin also zivil... :-)

Mittwoch, 10. Juni 2009

(Tag 161) Mehr lustige Worte

Also, eine liebe Kollegin aus Aachen hat mir per Mail mitgeteilt, dass sie sich für die Kategorie "lustige Worte aus dem Niederländischen" durchaus begeistern könne, und hat zwei weitere Beiträge vorgeschlagen:
bromfiets -- das gute alte Brumm-Brumm-Fahrrad (ein Moped, also
tussenvorm -- nein, es geht hier nicht mehrere eingebildete Frauen, sondern um eine Zwischenform
da will ich natürlich in nichts nachstehen und werf noch ein paar "Bonmots" ins Rennen. Also, Worte die jeder Niederländer ganz normal findet, die aber in De-Land ein herzhaftes Kichern auslösen...

huren -- natürlich keine Prostituierte, sondern ein Verb: mieten, leihen
verkocht -- sieht man oft an einem Haus oder Auto kleben, bedeutet aber nicht, dass dies zu lange gegart wurde, sondern: verkauft!
knutselen (sprich: knüttselen) -- bedeutet basteln oder tüfteln
borsten -- gaaaaanz prekär, hier in den Niederlanden ist es nämlich etwas positives, wenn eine Frau "lekker borsten" hat ... aber damit sind natürlich keine drahtigen Haare gemeint sondern, naja, man kann es sich denken (Brüste, natürlich)
bellen -- immer wieder schön, wenn man vor der Tür steht und kläfft... aber damit ist natürlich klingeln gemeint
ok, einen hab ich noch...
tandenborstel -- na, geht es doch wieder um eine haarige Tante? Nein, das bedeutet Zahnbürste (tanden = Zähne, borstel = kleine Bürste)
mehr, wenn mir mehr einfällt, muss nun essen...

Montag, 8. Juni 2009

(Tag 159) Wort der Woche

Um es gleich vorweg zu sagen: Nein! Es geht nur um den Wortwitz! Keine weiteren Bezüge zu mir.

So, nun zum Lacher der Woche:
das Wort "voetschimmel" (wörtlich übersetzt: Fuß-Schimmel) bedeutet "Fußpilz." Hab ich in einer Fernsehwerbung gehört. Goldig, oder?

Sonntag, 7. Juni 2009

(Tag 158) Eurowahlen

Mittlerweile ist es ja schon ein alter Hut, aber ich find es immer noch witzig, dass die Europaparlamentswahlen hier schon am Donnerstag durchgeführt wurden -- und prompt entgegen der "Vorschriften" der EU die Ergebnisse der Wahlen herausposaunt wurden! Also, eigentlich sollten die Wahlergebnisse europaweit erst heute abend herausgegeben werden. Aber, so wurde mir gesagt (ich simultan-dolmetsche): "in den Niederlanden sind die Wahlen immer wochentags, und wenn man schon wählt, dann will man auch abends im Fernsehen über die Ergebnisse reden!"
Gesagt getan, quasi sehenden Auges und wissentlich die Anweisungen des "obersten Wahlleiters" der EU misachtend. Ich bin sehr stolz auf die Niederlande, so ein renitentes kleines Land. Gallisches Dorf und so. Da klettert der Spaßfaktor hier zu wohnen gleich um 2-5% in die Höhe...
War aber vielleicht alles in allem nicht so erfreulich der Wahlausgang. Mittlerweile ja schon Medienthema europaweit, hat eine rechtspopulistische Partei namens PVV (partij voor de vrijheid) angeblich "gewonnen", was aber nur heisst, dass sie beunruhigend viele Stimmen bekommen haben für eine lobotomierte Protestpartei (17% nämlich). Ich fand interessant -- insbesondere im Südosten (bei Aachen) haben die wohl teilweise über 30% abgesahnt. Was komisch ist, denn die Partei hat ja neben Islamfeindlichkeit auch strikte Ablehnung der EU im Programm. Das passt ja voll nicht zur "Euregio" da unten. Naja.
Ich hab mit meinen Arbeitskollegen (alle eher im Sozialdemokratischen oder "Groenlinks" Lager zu finden) beraten. Die sind einhellig der Meinung, dass die PVV unsäglich und blöd ist, aber ihr "Anführer" (eine durchgeknallte politische "One-man-Band" namens Geert Wilders) ein ziemlich talentierter und gefährlicher Populist. Mit allen ekligen Themen wie Immigration (natürlich nicht, bzw. nur wenn die Immigranten sich 1o0% anpassen) und Sicherheit und dergleichen punkten die aber anscheinend ordentlich bei einer ganzen Anzahl der Bevölkerung. Naja, ob das nun das "Ende der liberalen Niederlande" bedeutet glaub ich nicht -- das ist ja eh schon länger im Wandel, das mit der Liberalität und so. Ich bleibe bei meiner Meinung -- die PVV ist als Protest- und Symbolpartei gewählt worden, um die allgemeine Unzufriedenheit und Angst des Wählers auszudrücken. Das ist zwar nicht weniger gefährlich (nun sind die Politclowns eben dummerweise im Europaparlament, Protest hin oder her), aber eben auch kein Ausdruck eines enormen Rechtsrucks und so hier in den Niederlanden.
Ich will noch etwas anderes, vielleicht ein wenig provokant, aufwerfen: während man hier in den Niederlanden über den Wahlerfolg der PVV erschrocken die Augenbrauen hob oder sich eher beschämt abwandte, ist das anscheinend in Deutschland tierisch aufgebauscht worden. Mag das wohl an einer gewissen Befriedigung der deutschen Medien liegen, dass die "ach so moralisch überlegenen Niederländer" (bezieht sich natürlich auf WWII und so) eeeeendlich auch mal ein Problem mit Nazis haben. So nach dem Motto: "Na seht ihr, gibt es nicht nur bei uns in Deutschland. Ätsch!". Ich weiß nicht ob es stimmt, aber den Eindruck hatte ich jedenfalls.

Oh, eine Sache muss ich noch zugeben: ich hab nicht gewählt! Ich hätte es gekonnt -- als EU Bürger kann man sich auch im "Ausland" ins örtliche Wahlregister aufnehmen lassen, für die EU Wahlen nur versteht sich. Ich hab auch von der Stadt einen ordentlichen Stapel Formulare zugesandt bekommen, die ich für die Aufnahme ins Wahlregister hätte ausfüllen müssen... da war ich zu faul... ausserdem hab ich bisher bis auf eine (da war ich Sonntags morgens mal zu verkatert) noch nie eine Wahl verpasst, sonst mach ich mein blödes Kreuzchen ja immer! Mach ich beim nächsten Mal eben zwei Kreuze ... dann gleicht sich alles wieder aus.
Immerhin hab ich heute morgen in Deutschland noch den Wahlzettel mal angesehen, war ja berühmt berüchtigte 94cm lang das Teil. Ganz so viel Auswahl gab es hier in den Niederlanden wohl nicht, denk ich. Jedenfalls, gottchen, hab herzhaft gelacht, über das Panoptikum politischer Parteien, über das Potpourri schrägster und allerschrägster Grüppchen. Von den ekligen Ökofaschos wie ödp und Tierrechtspartei oder wie die heissen (die natürlichen Erzfeinde des Wissenschaftlers an sich), über die spiritistisch-violette Ufo-Partei ("nehmt mich mit!"), bis hin zu einer Gruppierung namens FBI...
kaum zu glauben, dass die amerikanische Bundespolizei hier bei uns in Europa zur Wahl antritt... hallohallo...
das klingt nach einer Szene aus dem Kartenspiel "Illuminati"... vermutlich hat es keiner bemerkt, aber das ist ein NATÜRLICH KEIN Grund mistrauisch zu werden... FNORD!

Mittwoch, 3. Juni 2009

(Tag 154) Auto und andere Reparaturfälle

Hui, wie die Zeit vergeht. Über das lange Wochenende war ich nicht hier, und gestern hab ich ein langes Experiment gemacht. Aber nun komm ich endlich mal dazu zu sagen:

Mein Auto hat TÜV!!

Das ist natürlich nichts spezifisch niederländisches, weil der Wagen ja in Deutschland zugelassen ist und meinem Dad gehört, quasi. Aber bei einem so alten Auto ist es doch immer wieder schön. War übrigens kein Problem die Plakette mit dem Freifahrtschein für die nächsten zwei Jahre zu bekommen -- nur kleinere Mängel. Naja, und wo er schon mal in der Werkstatt war, würde er gleich mal inspektionsmässig aufgepeppt und ist nun wieder topfit. Was man nicht für eine Erleichterung für 350€ erkaufen kann.
Bei meinem Fahrrad muss ich aber erneut das Brenner-Zitat bemühen: Jetzt ist schon wieder was passiert! Diesmal ist die Kette gerissen. Na, für das Austauschen von Kettengliedern fehlt mir sowohl das Werkzeug als auch das Geschick. Nun ist die Tretmühle in der Fahradwerkstatt, wo man mir versicherte, für aller-allerschlimmstens 30€ (das wär dann mit neuer Kette, wenn die alte nicht zu reparieren ist) macht man es wieder fahrbereit. Das ist doch ein Deal -- für ein Zehntel meines TÜV-Spaßes!