Dienstag, 24. Februar 2009

(Tag 55) Edgar Wallace Gedächtnisabend

Heute ist definitiv der Edgar-Wallace-Gedächtnisabend: das hat zwar absolut nichts mit den Niederlanden zu tun, aber heute kommt "Der grüne Komet" der Erde am nächsten. Es heisst, man könne (bei guten Bedingungen) das Ding tatsächlich mit bloßem Auge am Himmel sehen. Heute. Mitternacht oder so.
Während "der grüne Bogenschütze", "der schwarze Abt" oder "die blaue Hand" mit einer gewissen Regelmäßigkeit im Fernsehen auftauchen, lässt sich "der grüne Komet" wohl nur alle 20 Millionen Jahre mal blicken! Da soll mal einer sagen, den hätte er schon gesehen!
Naja, ich denk mal hier ist zu viel Licht (jaja, die Lichter der Großstadt), obwohl der Himmel sternenklar ist. Ausserdem bin ich glaub ich zu faul, um zu nachtschlafener Zeit draussen rumzurennen. Mein Balkon ist ja immer noch in ein Baugerüst eingepackt.
Also werd ich den Kometen wohl nicht sehen. Muss ich wohl auf die Wiederholung warten...

Sonntag, 22. Februar 2009

(Tag 53) Hafen

Hab heute, weil ich mal wieder für ein paar Stunden ins Institut wollte, einen kleinen Umweg mit dem Fahrrad gemacht. Wollte doch mal sehen, ob ich nicht einen Blick in den Hafen werfen kann. Also bin ich Richtung Westen in den Stadtteil "Delfshaven" geradelt, um dort einen Blick auf die innenstadtnahen Hafenteile zu werfen. Das war zunächst mal ein deprimierendes Erlebnis. Wer hätte das gedacht: ein Hafen ist ein großes, unübersichtliches Industriegebiet am Wasser, wo ein paar Krähne, ganz wenige Schiffe und jede Menge heruntergekommene Hallen und rostige Schienen zu sehen sind. Dazwischen ein paar miese Wohnhäuser. Ich weiß auch nicht, was ich mir vorgestellt hab, vielleicht schummrige Tavernen, betrunkene Kerle in blau-weiß gestreiften Hemden, die sich volltrunken Prügeleien am Hafenkai liefern, während zeitgleich duftende Waren aus aller Herren Länder von Horden singender Lastenträger ausgeladen werden... so eine Mischung aus Moby Dick und dem Playmobil-Piratenschiff.
Ähem. Wie gesagt, echte Häfen sind eher langweilig.
Trotzdem hatte ich Glück, während ich da so sinnlos herumradelte, kam ein recht großes Schiff herangetuckert, dass in den Waalhaven (google-maps link auf meine Ausguckposition) einfuhr, wie ich von der anderen Seite des Flusses aus beobachten konnte ("Bartel Wiltonkade"). Hier mal ein Bild(1) des Potts, der verwirrenderweise einen Schlepper hinter sich herzog :

Und von der Seite, in aller maritimen Schönheit (2):Ich hab dann, als ich im Institut war (ähem...) gleich mal nach dem Schiffsnamen ("Maerks Batam") gegoogelt, und bin auf diese ausgesprochen informative Webseite gestoßen: www.marinetraffic.com, wo ich rausgefunden hab, dass die in Singapur registrierte Maersk Batam aus Harwich, GB gekommen ist und es sich um einen 223m langen Gefahrgutfrachter handelt. Seeeehr interessant. Ich glaub, das wird nun ein Hobby von mir... mal sehen wo die Maersk Batam, die ja eher noch ein kleines Containerschiff ist, in einer Woche so rumdümpelt...



1: FujiFinePix S8000fd, ISO100, 1/280sec, f/4,5, skaliert mit The Gimp
2: FujiFinePix S8000fd, ISO100, 1/350sec, f/4,5, skaliert mit The Gimp

Samstag, 21. Februar 2009

(Tag 52) Einkaufen

Es ist ja schon ein Allgemeinplatz, dass Einkaufen in den Niederlanden unterhaltsam ist. Weil, das Angebot im Supermarkt ist durchaus unterschiedlich, obgleich man ja wirklich nicht weit weg von zu hause ist. Zwar muß ich an dieser Stelle vorwegschicken, dass nicht "die anderen" Ländern merkwürdig sind, was das Angebot im Supermarkt angeht, sondern Deutschland merkwürdig ist. Zumindest ist das, was ich anhand meiner europäisch-amerikanischen Einkaufserlebnisse bisher schlussfolgern würde. Deutsche Einkaufsgewohnheiten sind merkwürdig, im internationalen Vergleich. Das fällt uns nur eben nicht auf, weil wir daran gewohnt sind.

Trotzdem, heute bin ich in der Stimmung die berühmten "kleinen Unterschiede" einzumassieren. Also, hier meine Top 5 der auffälligsten Unterschiede, wenn man in den Niederlanden Lebensmittel einkaufen geht:


Platz 5. Hagelslag: Kennt man im "Buitenland" das Zeug überhaupt? Ja, man benutzt es in der Weihnachtsbäckerei! Was zu hause auf Omas Kekse kommt, schmeißen die Niederländer sich geradezu mit fanatischem Genuss aufs Frühstucksbrot -- kleine, bunte Krümel. Mehr noch als von Leberwurst (siehe weiter unten in diesem Text), gibt es von den Dingern einen Zoo aus Sorten, deren Unterschiede und kulinarische Anziehungskraft sich mir gänzlich nicht erschließen. Aber bitte, wers mag.

Platz 4. Kein Wasser im Kasten -- ich weiß nicht, wie niederländische Großfamilien das machen, mit 7 durstigen Blagen, die ausgedörrt vom Fussballtraining kommen. Aber es gibt Mineralwasser, auch in gut sortierten Getränkeabteilungen, irgendwie nicht im Kasten. Die größte "Darreichungsform" ist 6 x 1,5 Liter aus der Plastikflasche, alle anderen Sorten Mineralwasser kommen als Einzelflasche daher. Seeeehr merkwürdig. Naja, vielleicht wird im niederländischen Normalhaushalt auch lieber Wasser aus dem Hahn getrunken?? Mich stört es jedenfalls nicht -- so ein Riesensixpack reicht für meine Zwecke perfekt aus ("eine Flasche pro Tag") und das Mineralwasser ist sehr lecker und ziemlich günstig. Vermissfaktor: fast null

Platz 3. Erstaunlich viele Sorten Leberwurst: mir scheint, der Niederländer an sich ist besessen von Leberwurst, oder in der frankophilen Version, von Paté. Es gibt auch in kleinen Supermärkten weitaus mehr verschiedene Sorten, als ich aus dem üblichen Aldi, Kaisers oder sogar Akzenta-Regal kenne. Und: das Zeug schmeckt lecker! Daumen hoch für die Leberwurst!
Wenn man aber versucht eine schmeckende (!) Fleischwurst (oder gar, eine Knoblauchfleischwurst) zu kaufen -- Fehlanzeige. Das was man dahingehend findet ist, trügerischerweise, zwar von der Form her ähnlich, schmeckt aber erschütternd. Vermissfaktor dahingehend: hoch

Platz 2. Geschnibbeltes Gemüse und Salat in Tüten: Vielleicht liegt es an der Größe der Stadt, in der ich nun lebe. Von wegen, der moderne Zivilisationsmensch hat keine Zeit mehr, kommt abends unglaublich gestresst aus dem Büro (oder Bürro, wie man in Hessen sagt, gell Holger?), und bevor er zum Entspannungstraining in die Yogaschule oder so hetzt, MUSS ja ein Salat gegessen werden. Und da kommt nun die riesige Kühltheke mit den vorgeschnibbelten Gemüsen, Salaten, Obst und was weiß ich nicht alles ins Spiel. Wenn im Kaisers in Aachen die eingetüteten Salatfetzen beschämt neben der Gemüsetheke zittern, protzt hier das Plaste-Gemüse mit breiter Brust aus einem Kühlregal hervor, das es an Volumen und vor allem Auswahl mehr als locker mit der "normalen" Gemüsetheke aufnehmen kann. Ich verschliesse nicht meine Augen vor dem praktischen Nutzen eines in Sekunden aus der Tüte gefetzten Salats, schnell noch Dressing aus der Flasche drüber und jut is. Klar, auch ich habe abends manchmal keine Lust noch zu werkeln, ehe ich was zwischen die Beißer bekomme. Aber dann schieb ich mir ne Tiefkühlpizza rein, und lüg mir nicht mit einem pseudogesunden FastFood-Salat in die Tasche. Jedenfalls, ich versteh ja diesen Trend noch. Aber zum Beispiel vorgeschnittenes Suppengemüse (Möhren, Sellerie und Lauch) oder vorgestiftelte Möhren (vermutlich für die fettarme Küche) würde ich nicht kaufen. Wo ist das der Spaß am Kochen? Wo ist der Nervenkitzel, wenn die größte Gefahr darin besteht, sich beim Tütenaufreissen eine Druckstelle am Daumen zu holen??? Wozu hab ich dann die Messer, die rasiermesserscharfen Mordwerkzeuge, das männlich-riesige Gemüsebeil der aus der China-Kollektion?? Nein, ich will mein Gemüse selber erlegen, das ist der animalische Jagdinstinkt in mir. Das scheint dem niederländischen Gemüsefreund zu fehlen.

Platz 1. Das Brot: jaaa klar, das ist ja fast schon ein weltweiter Standard, dass man als Deutscher grundsätzlich "nicht-deutsche" Brotsorten scheisse findet. Da wird gejammert und gemeckert, was das teutonische Mundwerk hergibt... "zu pappig", "zu weiß", "zu fad", "zu gummi-artig", "zu langweilig", "zu... zu... zu..."
Und soll ich was sagen -- das alles stimmt sogar! Aber trotzdem muss man sich, auch als Schwarzbrot-Verfechter, für die versteckten Qualitäten des niederländischen Backprodukts öffnen. Natürlich ist es "etwas gewöhnungsbedürftig", das typische niederländische Brot, aber es ist wenigstens unterhaltsam! Es gibt zum Beispiel eine unübersichtliche Zahl von Sorten, von denen man jeweils hofft "diesmal schmeckt es bestimmt", und dann doch wieder nur schwer enttäuscht wird. Das ist charakterbildend! Da lernt man, mit seiner Naivität umzugehen.
Nein nein, nun mal Spaß beiseite: da kann ich noch so niederlando-phil sein wie ich will -- euer Brot ist einfach scheisse! Das wird wohl auch der Grund sein, warum "Franse Baguette", "Rheinlander Brood" und "Oberlander Brood" IMMER als erstes ausverkauft sind, in meinem Supermarkt um die Ecke. Selbst die Niederländer mögen ihr eigenes Brot nicht so gerne, wie diese Importmarken. Das Zeug schmeckt einfach um Lichtjahre, um Galaxien, um Universen besser.
Vermissfaktor: hoch genug, um mir aus Wuppertal Brot zu importieren und es einzufrieren
Naja... ähem... ein Nachtrag noch: natürlich esse ich auch das niederländische Brot ganz gern -- mit ner Scheibe Käse UND Salami UND Ketchup UND überbacken im Ofen schmeckt es sogar annehmbar.

Donnerstag, 19. Februar 2009

(Tag 50) Der Automat

Ich muss nun mal ein wenig mit meinem Arbeitsplatz prahlen. Der ist soooo toll, der ist himmlisch, der ist perfekt für mich... denn vor einiger Zeit (ich glaube Ende Januar) wurde bei uns im Institut ein Kaffeeautomat von der Firma Douwe-Egberts aufgestellt. Und zwar zur kostenfreien Verfügung für alle Mitarbeiter. Die Dinger stehen überall im Krankenhauskomplex herum, aber sind für gewöhnlich kleiner. Wir haben einen neuen, großen, der kann alle möglichen und unmöglichen Kombinationen aus Kaffee, Schokolade und sogar Tee zaubert. Mjam.
Ich hab erst kürzlich gelesen, dass die Niederlande das Land mit der höchsten Dichte an Kaffeeautomaten sind! Ich werde immer überzeugter davon, dass es eine gute Idee war, hier hinzuziehen.
Und wenn ich meine Tasse in den Automaten reinstelle, merkt er das sogar ganz von allein und spuckt keinen Becher aus! Schlaues Gerät. Herrlicher, heißer, köstlich cremiger Kaffee. Ich ertappe mich jedesmal wieder dabei, wie ich mit einem glücklichen Grinsen im Gesicht zusehe, wie meine Tasse auf der kleinen Plattform ein paar Zentimeter nach oben gefahren wird, und das köstliche Zeug (erst der Milchschaum, dann der Kaffee) hinein splattert.
Jaja, ich hab schon einen knallharten Job.
Jetzt fehlt nur noch ein Käsekuchenautomat und vibrierende Entspannungs-Sessel an jedem Arbeitsplatz. Oder vielleicht noch beruhigende Musik. Buntes Licht wär auch nicht schlecht. Vielleicht eine kleine Armee von Masseurinnen, die auschwärmen, um den ganzen Tag die angespannten Nackenmuskeln der hart arbeitenden Wissenschaftler zu kneten? Ja, das wär was, das könnte ich mal anregen.
Naja, und bis es soweit ist, bin ich erstmal mit dem leckeren Kaffeeautomaten zufrieden. Ich freu mich schon jetzt auf morgen früh, wenn ich wieder einmal "Cafe Creme mit Milch und Zucker" und einmal "Kaffee, schwarz, stärker" in meiner Tasse zusammenmischen lasse, von R2D2's großem, roten Bruder... :-)

Dienstag, 17. Februar 2009

(Tag 48) Niederländisch, Lektion 0.5

Also, ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich noch nicht wieder wirklich begonnen habe systematisch Niederländisch zu lernen, seit ich hier angekommen bin. Ich war, und bin immer noch, fest davon überzeugt, dass ich es lernen will. Natürlich, ich müsste es nicht -- ich könnte mich die restlichen 22 1/2 Monate genauso durchschlagen, wie die ersten 1 1/2: Englisch im Institut, und "kaum reden / Bruchstücke" im Alltag oder beim Einkaufen. Aber das will ich eigentlich nicht. Naja, es ist wohl nicht so, dass ich keine Zeit habe. Es ist eher eine Frage der geistigen Energie.
Immerhin, meine passiven Sprachkenntnisse haben sich erkennbar verbessert. Ich kann die Nachrichten schauen und verstehe so ungefähr was gerade besprochen wird. Das ist glaub ich der Verwandschaft von Deutsch und Niederländisch geschuldet -- es ist relativ einfach ein "Ohr" für die Sprache zu finden. Natürlich, wenn ich irgendwie müde bin oder keine Lust habe, dann fühle ich mich wie der Hund aus dem einen Gary-Larson Cartoon... dessen Herrchen mit ihm redet, aber der Hund versteht immer nur "blablabla" und seinen Namen. So ist es dann bei mir auch ... ein unverständlicher Teppich aus Tönen, aus dem hin und wieder verstehbare Worte auftauchen. Es gibt aber auch ein paar Worte, die überdurchschnittlich oft vorkommen, finde ich. Zum Beispiel "precies!", das bedeutet soviel wie "eben" oder "genau". Das darf in keinem Gespräch fehlen. Der Niederländer an sich gibt seinem gegenüber gern recht. Das ist sehr höflich.
Oder das Wort "maar", was ich bisher immer nur für "aber" gehalten habe. Es kann jedoch auch, und wird viel, in Konstruktionen wie "vertel maar" (sag mal ruhig) oder "doe maar" (schon ok / mach mal) benutzt... sehr vielseitig... und platzsparend in meinem, für niederländische Vokabeln zuständigen Gehirnteil.
Ansonsten bin ich in der "einige Sprach-Klischees sind wirklich wahr!" Phase. Es ist wirklich ulkig, was die Niederländer mit ihrer ultimativen Lieblings-Wortendung, dem diminutiven -je oder -tje, machen. So ist zum Beispiel ein "praatje" ein Plausch oder Gespräch, (heute erst in einer Institutsemail: ein kleiner Vortrag) sozusagen eine verkleinerte und substantivierte Form des Verbs "praten" (reden). Sehr kreativ. Überhaupt wird so viel der Diminutiv benutzt, dass es fast unheimlich ist. Vermutlich kommt man selbst als Schwerverbrecher nicht in den "bak" sondern ins "bakje", und man ist nicht "dood", sondern erleidet ein ganz kleines "doodje"... hehehe... meine (bösartige) Vermutung, warum so viel der Diminutiv benutzt wird ist diese: weil selbst die Niederländer sich nicht merken können, welcher Artikel ("lidwoord", also entweder "de" oder "het") zu einem gegebenen Substantiv gehört, benutzt man die Verkleinerungsform. Denn, praktisch praktisch, alle Verkleinerungsformen werden mit dem Artikel het gebildet. Also, es mag "het boek" und "de tent" heissen, aber es heisst auf jeden Fall "het boekje" und "het tentje". Problem gelöst.

Donnerstag, 12. Februar 2009

(Tag 43) blog.new_post(Random_Stuff)

Wow, wie die Zeit vergeht. Da ist es doch glatt schon wieder Donnerstag, und die Woche ist fast rum.
Was hab ich diese Woche gemacht? Nun, ich habe etwas sehr internationales gemacht, wofür ich nicht hätte in die Niederlande kommen müssen... ich habe Computerprogramme geschrieben. "Laaaaaaaaangweilig" sagt ihr? Ja, und nein. Natürlich, es war sehr anstrengend und auch irgendwie öde, aber andererseits -- nun weiss ich wie man, zumindest einfache, Windows-Applikationen in C++ schreibt. Ich habe "meinem" im Setup nun beigebracht, wie er mit dem Meßgerät (ein luxuriöser Multiclamp 700B Verstärker... **ugh ugh ugh**) reden kann um es dazu zu bewegen, verschiedene Betriebsmodi anzunehmen. Und auf das, was das Meßgerät als Antwort sagt, hören kann der Computer nun auch. Und weil wir ja mit einer unfertigen "Zwischenlösung" als Meßanlage (O-TON, mein Boss: "an intermediate hack solution") arbeiten, gibt es noch ein drittes Programm, dass die ganze Zeit darauf wartet, dass ein anderer Computer über das Netzwerk eine Datei schickt, in der Informationen über den zu erwartenden Audio-Stimulus enthalten sind... blablabla... ihr hört schon, das Techno-Gebrabbel, damit kann man eine Woche Zeit totschlagen. Der Funktionsaufruf Sleep(3.45e8) [natürlich sagten wir vorher: #include "windows.h"] hätte den gleichen Effekt gehabt... argh, ich dreh schon völlig durch, das ganze gecode hat mein Gehirn völlig weich gemacht. Das war aber auch ein Rythmus -- aufstehen, mit der Straßenbahn (es war wieder mal widerliches Wetter Anfang der Woche) oder dem Rad ins Institut fahren, tipp tipp tipp tipp, heim fahren, schlafen. Zurück zum Anfang.
So ist das Leben, als Postdoc im Ausland, völlig öde und eintönig... ;-)

Sonntag, 8. Februar 2009

(Tag 39) Ausflug ans Meer

Es ist Sonntag, und trotz des merkwürdig erscheinenden Wetters (Hagel? Schnee? fester Regen?) haben wir uns entschlossen ans Meer zu fahren. Also hinein in den Astra und auf die A20... es sind nur 30km runter ans Meer, nach "Hoek van Holland". Das Örtchen ist Teil von Rotterdam (sowas wie "Kreis Rotterdam"?), liegt direkt an der "Ausfahrt" des Hafens gegenüber des Europoort. Ausserdem gibt es da einen schönen Strand mit viel Sand und Dünen (die man sogar betreten darf) und ein paar Strandbars und so. Nett. Naja, wir haben uns natürlich nicht in der Sonne geaalt, bei 3°C ist das nicht das richtige. Aber ein paar schöne Impressionen vom Strand haben wir gesammelt...Wenn man den Blick nach links wendet, sieht man ab und an schon mal ein Containerschiff oder einen Tanker...Und dann gab es noch ein paar ganz Bekloppte, welche wohl statt 3° gedacht haben, das Thermometer zeige 30° an...
Na, die konnten wohl dem beeindruckenden Wellengang nicht widerstehen -- und waren ja auch gut geschützt, in diesen wärmenden Anzügen. Aber mir wäre das trotzdem, Anzug hin oder her, zu kalt gewesen -- es ist ja allein der Gedanke an das kalte Wasser, der einen Bibbern lässt...

Freitag, 6. Februar 2009

(Tag 37) Ich liebe den Geruch...

...von Pommes am Morgen.
Heute ist wieder Markt in meinem Viertel. Und direkt unter meinem Balkon (auch wenn der nun in ein Baugerüst gekleidet ist, weil Malerarbeiten) steht ein Pommes-Frittes Wagen mit einer fetten Friteuse (in jedem möglichen Bedeutungssinne). Lecker, wie man beim Aufwachen, denn die heizen seit 7 Uhr ihre Kartoffelschnitzel da durch, vom zarten Duft des FastFood gekitzelt wird...

Donnerstag, 5. Februar 2009

(Tag 36) "Pinnen" und "Chippen"

Heute bin ich mal wieder mit der Tram gefahren -- die vereisten Straßen heute morgen (es war wirklich rutschig!) haben mich davon überzeugt, ein sichereres Verkehrsmittel zu wählen und das Rad in seiner Stallung ("fietsenstalling") zu lassen.
Allerdings war meine OV-chipkaart* leer und ich musste dort Geld drauf laden -- an einem der Automaten in der Metro. Allerdings stand ich da vor einem "Problemchen", ich hatte keine Münzen ("contant", also "bar" zahlen). Die anderen Zahlungsmöglichkeiten waren "PIN" (merkwürdiges blaues Symbol), "CHIPKNIP" (orange Raute) oder Mastercard.
OK, ich weiss was eine Mastercard ist... aber die wollte ich nicht benutzen. Und ich wusste auch, dass "Chipknip" das gleiche ist, wie "Geldkarte" in Deutschland. Man lädt einen kleinen Geldbetrag auf den Chip und kann ihn dann, ohne Eingabe von Pin o.ä. zum Zahlen benutzen. Aber ich musste jemanden fragen, um mir sicher zu sein, dass PIN (komisches blaues Symbol) das gleiche ist, wie "EC" in Deutschland -- also man steckt seine Bankkarte in den Automaten, tippt die Pinnummer ein und der Betrag wird vom Konto abgebucht.
Muss man ja erstmal wissen. Und tatsächlich, man benutzt "pinnen" und "chippen" als Verben, für den jeweiligen Zahlvorgang. Niedlich. Wie wohl das Zahlen mit einer Mastercard heisst? Vielleicht "mastern"???
Naja, jedenfalls hab ich nun die Chipknip-Funktion meiner Bankkarte aktiviert und kann nun auch, da es (anders als das Geldkarte-System in Deutschland) hier recht verbreitet ist, kleine Bezahlungen (Parkschein; in der Cafeteria etc) bequem und schnell erledigen. Wie praktisch. Ach ja, und meine OV-chipkaart* konnte ich auch aufladen. Hab also letztendlich Geld von meinem Konto auf eine Karte geladen, um es auf eine andere Karte zu transferieren. Grmpf. Das sind die Segnungen der modernen Zeiten. Andererseits wäre es noch unpraktischer dem Tramfahrer beim Einsteigen eine Schaufel Kartoffeln, ein Viertel Huhn oder einen äquivalenten Tauschwert in die Hand zu drücken... :-)


*: ein gerade in den Niederladen in der Einführung befindliches System, das in Rotterdam besonders stark eingeführt wird. Man scanned seine Karte beim Ein- und Aussteigen, und vom Guthaben auf der (anonymen Karte) werden ca. 20 cent/km plus einmalig 70 cent abgezogen. Soll angeblich bald überall in den Niederlanden in Nah- und Fernverkehr eingesetzt werden. Wird sehr kontrovers diskutiert. Webseite hier.

Montag, 2. Februar 2009

(Tag 33) it's a mess...

...setup. Hehe. Und ein lahmes bilinguales Wortspiel-- also, was ich sagen will: ich hab heute zusammen mit meinen Kollegen unser neues Mess-Setup fertiggebaut. Woah, das sind eine Menge BNC-Kabel, die da kreuz und quer und hin und her durch unser Labor schlängeln und baumeln. Und zwei mannshohe "racks" (also, Einbauschränke) voller Geräte. Warum ist das so kompliziert -- das liegt vor allem daran, dass wir eigentlich 3 Setups in einem haben, allesamt nutzen die gleiche Schallkammer und einige Geräte sind "double-use", andere wieder nicht. Ich will ja elektrische Ableitungen im Hör-Stammhirn (von Zellen im Nucleus cochlearis... lern z.B. hier was darüber) machen, aber gleichzeitig werden noch Ableitungen vom Hörnerv und otoakustische Emissionen sowie neurophonische Potentiale mit der Anlage gemessen. 3 Computer. Einen halben Meter Geräte von TDT*. Meine Geräte für die in-vivo Patch-Ableitungen...
Ein herrliches Chaos. Aber wir können nun alle nur erdenklichen Arten von akustischen Stimuli (natürlich in "Stereo") generieren und sie unseren Versuchstieren vorspielen, während wir erforschen wie ihr Gehirn (oder ihr Hörnerv, oder ihre Cochlea... je nachdem) darauf reagiert.
Eigentlich ein Wahnsinn. So ein Chaos in ein Setup zu stecken. Dementsprechend sieht es auch aus. Und so richtig "fertig" ist es auch noch nicht (wird es das jemals, fragt man sich??). So sind die "TDT-Geräte" veraltet (für die Kenner: System 2). Obwohl wir die neueren Geräte auch schon haben (für Kenner: System 3) wird die Software dafür noch dafür angepasst. Da ich aber schon mit Experimenten anfangen wollte, nutze ich dereweil die alten Geräte...
Aber mir macht sowas ja Spaß. Hab nun die vergangen 10 Tage hauptsächlich Lötkolben, Schraubendreher und Klebebandrolle geschwungen. Da sieht man richtig was entstehen, sehr lohnenswerte und befriedigende Arbeit.
Tja, und morgen ist sozusagen Stapellauf -- das erste "echte" Experiment. Ich bin ja soooooo gespannt...

*: eine sehr beliebte Firma im Bereich der auditorischen Wissenschaften, deren Geräte eigentlich sowas wie große Soundkarten sind -- wobei sie sich in etwa zu einer Soundkarte verhalten wie ein Flugzeugträger zu einem Fischkutter, was Leistung und vor allem Preis angeht.

Sonntag, 1. Februar 2009

(Tag 32) Bob

"Bob blijft Bob, tot hij weer thuis is"(1) ... steht auf großen Plakaten an der Autobahn. Oder "Bob jij, of Bob ik?"(2) wird angezeigt, auf dem Verkehrsinformationssystem. Auch sieht man hin und wieder Menschen mit einem "Bob"-Schlüsselanhänger im gleichen, mysteriösen Schriftzug.
Wer oder was ist Bob? Geht es um den jamaicanischen Reggae-Star? Oder um den kleinen Baumeister, von dem Obama das "Yes we can!" geklaut hat?
Nein.
Des Rätsels Lösung ist eine Kampagne des niederländischen Verkehrsministeriums (Ministerie van Verkeer en Waterstaat) -- gegen Alkohol am Steuer. Und "Bob" ist in dieser Kampagne der Name für denjenigen Fahrer, der nüchtern bleibt und seine Kumpels nach hause fährt. Niedliche Sache, das. Endlich kapier ich das auch mal...

(1): Bob bleibt Bob, bis er wieder daheim ist.
(2): Bob du, oder Bob ich?