Dienstag, 7. Oktober 2008

(Tag -86) Behörden, Freundlichkeit und persönliche Schicksale

Ich hatte letzte Woche in Heerlen beim belastingdienst einen Termin, um mir eine niederländische Sofinummer (Sozialversicherungsnummer) zuteilen zu lassen. Die benötigt man natürlich, wenn man wie ich in den Niederlanden arbeiten will. Bin also da hingefahren. Das Gebäude ist in Heerlen nah am Bahnhof, also alles kein Problem. Nümmerchen gezogen, 10min gewartet -- und mich dann in einer kleinen, einen Schreibtisch breiten Zelle wiedergefunden.
Nach einiger Zeit kam auch ein ganz nett anmutender Herr und begrüßte mich. Ich erklärte ihm auf meinem gebrochenen niederländisch (ich geb zu, ich hab mir die Sätze vorher zurechgelegt!) was ich benötige und warum. Er nickte und fragte mich etwas, was ich nicht verstand. Als ich mich (immer noch auf niederländisch) erkundigte, ob er vielleicht Deutsch spräche, wurde er komisch. Er sagte, ja natürlich, aber es wär "scheiße", das ich kein Niederländisch spräche, "ne?" (O-Ton). Er pflaumte mich an, dass ja in Deutschland auch keine Behörde niederländisch spräche und so. Ausserdem wollte er mir erklären, dass ich nun die Sofinummer nicht haben könnte, weil ich ja dann bei der Anmeldung in der Gemeinde Rotterdam möglicherweise doppelt registriert würde. Grmpf. Ich blieb aber beharrlich und erklärte ihm nochmal, dass ich die Nummer aber für den Vertragsabschluß mit dem Arbeitgeber benötigen würde.
Wortlos knallte er mir ein Formular (mit Erklärung der Punkte in deutsch, das find ich super nett!) hin und liess mich in der Zelle hocken. Nach ein paar Minuten kam er wieder und nahm das Formular und meinen Reisepass mit, und verschwand wieder. Etwa nach 10 Minuten kam er wieder, erklärte mir (ganz förmlich beamtenmässig nun) meine Sofinummer und die dazugehörigen Infos (wem ich sie wie aushändigen darf/muss und so). Also doch.
Als ich ihm dann zum Abschluß des Gesprächs "versprach" ganz sicher bald Niederländisch zu lernen, nur noch nicht so viel Zeit hatte, da wurde mir ein wenig klar, wieso er sich so verhalten hatte. Er würde nämlich in Deutschland wohnen, und die Beamten da auf den Behörden würden sich gar keine Mühe geben und wären auch nie sonderlich kooperativ. Nun ja... da kann ich nun nix für, muss ich sagen. Und es ist auch weder fair noch sonderlich professionell seinen persönlichen Rachefeldzug an mir durchzuziehen. Egal, ich war weiter nett und sagte, ich würde in einem Jahr mal wiederkommen und dann würden wir uns auf Niederländisch über alles unterhalten und ich wünschte ihm auch noch einen schönen Tag, und da lächelte er endlich auch mal. Na also. Vielleicht hab ich ja sein Bild vom "bösen Deutschen" ein wenig aufgehellt, wer weiß?

(kleiner Nachtrag -- bei der Bank, wo ich eine Stunde später ein Bankkonto eröffnete, war es überhaupt kein Problem, dass ich nicht so gut Niederländisch sprach. Die boten mir sogar "preferred language english" für alle schriftlichen Interaktionen und das online-banking an. Geht doch auch!)