Donnerstag, 29. Januar 2009

(Tag 28) Rotlichtmilieu

Jaaaa, das hab ich mir gedacht, dass der Titel dieses Postings euch interessiert. Na, da sind wir aber alle gespannt, was nun kommt... allerdings muss ich euch enttäuschen, nur eine weitere Geschichte aus der Rubrik "warum-Thommy-den-Straßenverkehr-meiden-sollte".
Also. Bin heute morgen, der eisigen Kälte trotzend, mit dem Rad zur Arbeit gefahren. An einer besonders windigen Ecke bog ich rechtsab, bzw. wollte das tun. Die Ampel war rot.
Hier ein wichtiger Einschub: jeder Radfahrer in Rotterdam fährt andauernd über rote Ampeln, insbesondere wenn der Radweg rechts abbiegt, kein Auto kommt und/oder es keinen Grund, gibt wie ein Depp vor dem Lämpchen zu stehen. Ausserdem, zweite Entschuldigung, ich hab schon dutzende Radfahrer an genau dieser Stelle, von der gleich noch die Rede sein wird, über die rote Ampel fahren sehen. Ich wollte mich nur anpassen. Assimilation und so. Dritte Entschuldigung: an ganz vielen Ampel ist das sogar explizit erlaubt "rechstaf" zu biegen bei rot.
Jedenfalls hab ich mich, weil ich bereits spürte, wie an dieser windigen Ecke mein Körper in den Bereich der Unterkühlung abrutschte, langsam vorgetastet und bin dann, illegalerweise aber völlig ungefährlich, bei rot rechtsab. Nichts geschah, ich hatte ja ordentlich geschaut, kein Auto weit und breit das, mich (oder das ich) gefährden konnte.
Dann, WUUUUSCH, ein Polizei (Politie) Wagen fährte neben mir und der Polizist auf dem Beifahrersitz bittet mich anzuhalten. Nachdem sie in der Seitenstraße einen Parkplatz gefunden haben, wurde ich zur Rede gestellt. Warum ich über rot gefahren sei? Ich sprach dann englisch. "Weil es so kalt ist, und ich schnell weiter wollte." Wohin ich wollte, wo ich wohnen würde, ob ich einen Ausweis dabei hätte... klare Sache... sie würden verstehen, dass es kalt sei, aber rote Ampel wäre rote Ampel. Es gäbe ein Ticket. Daraufhin setzten sich die beiden wieder in ihre warmes Auto und liessen mich bibbernd stehen. Fünf Minuten später gab es meine Reisepass zurück, mit der Ankündigung, die Aufforderung zur Bußgeldzahlung (immerhin im zwei- aber nicht dreistelligen Eurobereich) würde mir per Post zugestellt, da ich ja in Rotterdam wohnen würde (gut, dass ich mich diese Woche offiziell angemeldet hab...).
Na klasse.
Mein Kollege war entsetzt -- er sagte, JEDER führe über rot, so gut wie NIE würde die Polizei das interessieren. Seine These: entweder die beiden waren in besonders mieser Laune und wollten jemanden schikanieren, oder ich hätte "besonders deutsch" ausgesehen, da auf meinem Radel... hehehe... willkommen in den Niederlanden.
Naja, ich bin ehrlich: es war ganz offensichtlich, dass ich wissentlich das rote Licht misachtet hab, und ich seh ja auch ein, dass ich die Strafe verdient hab. Alle fahren über rot. Aber natürlich bin ich der Trottel, der dabei von einem Polizeiwagen gesehen wird. Grmpf. Ärgerlich. Das hat man davon, wenn man sich den lokalen Gepflogenheiten anpasst.
Immerhin -- bis auf das Geld wird es kein Nachspiel haben. Das beruhigt. Nicht, dass ich noch in zwei Ländern gleichzeitig meinen Führerschein wegen Ampelignorierens abgeben muss... :-)

Dienstag, 27. Januar 2009

(Tag 27) Zeevis Schmidt

Hier an dieser Stelle muss ich mal unverblümt Werbung machen. Ich war heute mittag "zur Feier des Tages" (endlich hab ich ALLE organisatorischen Dinge meines Umzugs erledigt!) mit meinem Kollegen bei oben erwähntem Fischladen mit "Lunchcorner", Zeevis Schmidt am Westzeedijk (bzw. Vasteland, heisst die Straße eigentlich). Mir wurde gesagt, dass es ein besonders guter, über die Grenzen der Stadt hinaus bekannter, Fischladen sei. Und das kann ich nur bestätigen. Ich hatte zum Lunch einen Bagel mit Frischkäse, Salat und geräuchertem Lachs, und zwar einem ganzen Stapel geräuchertem Lachs. Ich kann sagen, dass war der beste Lachsbagel den ich je in meinem Leben gegessen hab. Klar, die Preise waren im großen und ganzen (auch für die Fische und Fischstücke, die man da so zum zuhause zubereiten einkaufen konnte) ziemlich weit im oberen Niveau, war also ein edles Lunch. Aber gelohnt hat sich das.
Ausserdem hatten die ein echt eindrucksvolles Angebot. Mir ist richtig das (See-)Wasser im Mund zusammengelaufen und ich sofort eine Menge Rezeptideen bekommen. Ich werd hier noch so richtig zum Fischfreak... mjam!

Sonntag, 25. Januar 2009

(Tag 25) Radtour zur Arbeit

Wollte heute noch ein paar Stündchen im Institut was tun, bin aber, angesichts des schönen Wetters, vorher ein wenig drauflosgeradelt. Mein Weg führte mich auf die Erasmusbrücke, die ja (wie bereits erwähnt) ein Wahrzeichen der Stadt ist. Hab das mal photographisch festgehalten...

Von da aus hab ich dann auch, vielleicht weil das Wetter so gut war, mal einen Hinweis auf den "angeblich" ja vorhandenen Seehafen in dieser Stadt erblickt... hier ein Foto von der Erasmusbrug aus nach Westen, was wir sehen sind ein paar Krähne des "Waalhaven"-Gebiets, dem der Innenstadt am nächsten liegenden Hafenteil. Von dort aus, was wir im Bild nicht sehen, erstreckt sich der Hafen dann noch ca. 25km oder so hinunter bis zum Meer bzw. bis zu den Landgewinnungs-Gebieten, auf denen nun der Europoort und so zu finden sind. Hier jedenfalls das Foto......mehr gab das Teleobjektiv nicht her. Werde wohl um eine Hafenrundfahrt nicht herumkommen...

Samstag, 24. Januar 2009

(Tag 24) noch ne Autogeschichte

In der vergangenen Woche wollte ich mit meinem Kollegen zu unserem Chef nach Utrecht fahren -- wir wollten da zum einen einen Haufen Geräte und Computer abholen, die er mit nach Hause genommen hatte, die aber nun im Labor gebraucht wurden. Zum anderen wollten wir eine Art "Einstands-Arbeitsgruppen-Essen" veranstalten. Auf dem Wege dahin wollten wir beim IKEA in Utrecht noch einen Tisch fürs Labor besorgen. Mein Kollege hat, laut seiner Aussage, einige Zeit in Utrecht gewohnt -- er meinte, er kennt sich schon aus, daher hab ich mir noch grob die zu erwartende Strecke angeschaut.
Tja. Und so nahm das Schicksal seinen Lauf.
Zunächst einmal haben wir geschlagene 30min gebraucht, nur um von meinem Parkplatz vorm Haus bis zur Autobahnauffahrt zu kommen. Rush-Hour, oder wie man hier sagt: "avondspits". Ich sag: "der reine Terror!" Als wir es endlich an der Ampel vorbeigeschafft hatten, welche die Zufahrt auf die A20 reguliert, ging es im Schritt-tempo auf dem Ring Rotterdam weiter. Aber zum Glück legte sich der Verkehr etwas (es wurde zu etwas, das ich als "sehr, sehr voll Autobahn" bezeichnen würde, aber man konnte immerhin 80km/h fahren). Bis Utrecht kamen wir. Und wir wussten auch die Ausfahrt, die wir nehmen mussten um zum IKEA zu kommen. Blöderweise sind die Autobahnen, die den Stadting von Utrecht bilden, ganz besonders schlau organisiert -- es gibt eine durchgehende 3-spurige Autobahn OHNE Abfahrten, und es gibt parallel dazu jeweils in jede Richtung noch eine 1- oder 2-spurige Autobahn MIT Abfahrten. Man muss sich nur rechtzeitig, und zwar ca. 3 oder 4 Abfahrten vor derjenigen, die wir nehmen wollten, entscheiden auf welcher Seite der Leitplanke man fahren will. Und das ganz ohne (ersichtliches) Schild oder (vernünftigen) Hinweis. Grmpf-- also fuhren wir ein Dutzend Kilometer weiter, da es ja keine erreichbaren Abfahrten gab (wir waren ja auf der Durchgangsautobahn!) . Schliesslich wechselten wir an einem Autobahnkreuz die Autobahn und wendeten irgendwie in der Nähe des Unikliniks Utrecht. Also zurück Richtung IKEA. Geschafft? Denkste! Hier kam es nämlich noch bunter (und ich muss gestehen, wir stellten uns auch dämlich an... obwohl man zu unserer Entschuldigung auch sagen muss, dass es dunkel war und es dermaßen regnete, dass die Scheibenwischer in der höchsten Stufe rackern mussten), denn man hätte sich schon IN DER AUFFAHRT entscheiden müssen, ob man auf die Durchgangs- oder die Abfahrtenautobahn will... was aber wieder nicht wirklich ersichtlich ausgeschildert war. Man kann sich denken, was passiert ist: wir vertrottelten Wissenschaftler sind WIEDER falsch gefahren! Vermutlich schafft es jeder Depp, zum IKEA in Utrecht zu fahren, nur die zwei promovierten Flachpfeifen im Opel nicht... :-)
Zerknirscht entschieden wir, den IKEA den IKEA sein zu lassen und, es war ja auch schon spät, direkt weiter zu meinem Chef zu fahren. Naja, wenn man nun denkt das wäre einfach gewesen... dann hat man die Rechnung ohne die Bauarbeiten gemacht. Die Ausfahrt, die er uns genannt hatte, gab es nicht mehr! Gesperrt. Oder vielleicht hinter Baggern getarnt. Jedenfalls fanden wir sie nicht. Kein Schild. Kein Hinweis. Nada, zero, nix. Durch das Baustellenchaos fuhren wir weiter zur nächsten Abfahrt, die NATÜRLICH ca. 5km weiter nördlich war. Von da aus mussten wir uns dann irgendwie durch die Stadt zu besagter Adresse durchschlagen... nach einem Stop an einer Stadtkarte, völlig entnervt und um Jahre gealtert kamen wir endlich bei meinem Chef an.
Entschädigt wurden wir aber durch ein sehr leckeres und lustiges Pastaessen mit ihm und seiner Freundin sowie durch ein gutes Glas Wein. Ausserdem hat er ein sehr schönes Haus, ein kleines, schmales, verwinkeltes Stadthäuschen, dass irgendwie nur gefühlte 4m breit ist, dafür 4 Etagen hat. Nett.
Und die Rückfahrt, die haben wir problemlos gemeistert... ;-)

Donnerstag, 22. Januar 2009

(Tag 22) Briefkasten und die Wunder der Wahrnehmung

Auf dem Weg von meinem Institut nach Hause, den ich mit dem Rad zurücklege, befinden sich genau 7 Briefkästen. Hab ich vorhin gezählt. Also, ca. einer pro Kilometer. Dennoch hab ich heute nachmittag meinen Kollegen gefragt, wo denn verdammich nochmal in der Nähe des Instituts ein Briefkasten sei, mir sei bisher kein einziger aufgefallen. Jaja, man kann es sich denken: er hat sich ziemlich amüsiert. Netterweise hat er mir trotzdem einen Ort beschrieben, der auf meinem Heimweg liegt, wo "mindestens ein" Briefkasten steht. War aber gar nicht mehr nötig, denn als ich dann, ganz aktiv und mit dem Vorsatz den Brief einzuwerfen, nach hause geradelt bin, da sind mir die oben erwähnten 7 Stück aufgefallen.
Warum ist das so schwer? Naja, man hat ein inneres Bild von einem Briefkasten, glaub ich. Die haben quietschgelb zu sein, mit nem schwarzen Musikinstrument drauf, und müssen eine bestimmte Größe und Höhe haben. Niederländische Briefkästen hingegen sind weinrot (KPN) oder rot-orange (TNT), erscheinen mir ein wenig kleiner und niedriger und haben weder Musikinstrument noch sonstige Verzierung. Daher hat mein Gehirn die anscheinend stets komplett ausgeblendet. Vielleicht hab ich sie unterbewusst immer in die Kategorie Mülleimer oder Feuermelder gesteckt, wer weiß? Nun ist das Muster in meinem Hirn, das es bei dem Gedanken "Briefkasten" zu suchen gilt, hoffentlich auf den internationalen Standard angepasst, und ich werde in Zukunft keine Schwierigkeiten mehr haben, meine Post einzuwerfen...

Dienstag, 20. Januar 2009

(Tag 20) Update: Internet nun doch 100%

Ok, nicht ohne einen Hauch von Stolz kann ich vermelden: Internet funktioniert nun auch unter Linux.
Will es jemand wissen? Ok, ich habe herausgefunden, dass die MTU Größe (siehe hier) die mein System annahm, nicht mit der des Providers übereinstimmte. Hab ich geändert, klappte.
Schwierig war es, diese Änderung fest in das System einzutragen, aber auch das ist mir gelungen... dazu muss die Datei /etc/network/interfaces wie folgt aussehen:

thomas@wintermute:~$ cat /etc/network/interfaces
auto lo
iface lo inet loopback

auto eth0
iface eth0 inet dhcp
post-up /sbin/ifconfig eth0 mtu 1492

Interessant, gell? Naja, ich dachte ich geb ein wenig an... :-)

(Tag 20) Das 50% Internet

Puhhh... endlich, nach einer Ewigkeit des Wartens, hab ich hier in meinem Apartment Internet. Aber nur halb, sozusagen ... wenn ich meinen Rechner in den Windows-Zustand boote, dann hab ich Internet. Alles ok. Aber wenn ich mein, eigentlich bevorzugtes, Ubuntu Linux starte -- funktionert das Internet nicht. Grmpf. Wer versteht das? Der gleiche Recher, nicht mal die Kabel umgesteckt hab ich. Und es funktioniert auch "ein bischen", der Computer denkt er kann mit dem Internet reden, aber das Internet antwortet nicht...
Naja, Hauptsache ist ja, ich hab erstmal einen funktionierenden Rechner und kann alles tun, was ich so tun will. Vor allem Skype benutzen, damit mich die Telefonkosten nicht auffressen. Den Rest finde ich schon noch heraus...

Montag, 19. Januar 2009

(Tag 19) Die Autostory, Part 2

Es faehrt wieder!
Am vergangenen Donnerstagvormittag bin ich dann, wie zuvor berichtet, zu der Werkstatt bei mir um die Ecke gegangen. Ein netter Mechaniker hat mich dann zu meinem Auto begleitet. Nachdem er sich die Startversuche angehoert hat, hat er wild entschlossen circa 10min mit dem Starter (und zwei verschiedenen Starthilfenbatterien) herumgeorgelt. Dann sprang der Motor, mit einer riesigen weissen Rauchwolke, endlich an! Das war ein gutes Gefuehl, das kann ich sagen.
Begruendung: durch die Kaelte und die lange Standzeit ist das Oel komplett aus dem Motor gesickert und ausserdem noch zaeh geworden, so dass beim Startversuch nicht genug Oel mit Motor war -- damit der Widerstand zu hoch und die Kompression zu niedrig. Ich soll von nun an vermeiden das Auto mehrere Tage unbewegt bei Kaelte herumstehen zu lassen. Ok. Ausserdem empfahl er mir, 4 neue Zuendkerzen (kann nicht schaden) und Oelwechsel (das wusste ich), was ich in deren Werkstatt machen lassen werde. Der war naemlich so nett: wollte kein Geld fuer die Starthilfe. Das nenn ich Kundenwerbung. Mich haben sie ueberzeugt.

Inzwischen ist auch meine ANWB Mitgliedskarte eingetroffen. Wenn ich nun also irgendwo mit dem Auto liegenbleib, brauch ich auch keine Angst mehr zu haben, sondern nur die Nummer auf der Karte "op bellen" und schon wird mir geholfen. Very convenient.

Also, bin dann mit dem Auto auch schon uebers Wochenende heimgefahren, die laeppischen 520km hat er runtergeschnurt wie einmal kurz zum Baecker um die Ecke. Ich denk also, der Wagen ist noch 100% in Ordnung und wird die Zeit bis zum TUeV (schreib das mal ohne Umlaut!) im Sommer locker rumbiegen.

Ach, oh, eine kleine Story zum Auto noch... da bin ich doch, als ich Freitag daheim eingetroffen war, die liebe Freundin eingeladen hatte und auf dem Weg zum Supermarkt (also, eigentlich zur Bank/Post/Getraenkemarkt/Supermarkt-Session) erstmal voll ueber ein rote Ampel gefahren. Weiss auch nicht, ich war so vertueddelt von der langen Fahrt und hab mich so gefreut wieder daheim zu sein... FLASH... wird wohl 125Euro, 4 Punkte in Flensie und 1 Monat Fahrverbot. Es sei denn, sie werten den Fall netter, ich bin naemlich nicht wirklich drueber gefahren, sondern nur eine oder eineinhalb Wagenlaengen ueber die Linie, und dann zurueck. Es hat auch zweimal geblitzt. Hmmmm... muss man abwarten, bis der nette Brief mit dem Portraitfoto ankommt...

Mittwoch, 14. Januar 2009

(Tag 14) Die Autostory, Teil 1

Als wir Ende des letzten Jahres hier herfuhren, ging es dem Auto prima. Es war ein richtiger Umzugs-Astra, und hat die fremdländischen Autobahnkilometer gefressen wie nix. Auch in den ersten Tagen hier, schnurrte der Wagen zum IKEA und Shopping und so, problemlos. Dann kam die große Kältewelle, und er sprang nicht mehr an (das war letzte Woche). Von da an, hab ich gedacht -- "ach, wenn es wärmer wird, geht es schon wieder". Als es wärmer wurde (Anfang dieser Woche), ging es aber nicht. Also dachte ich -- "ach, die Batterie ist schwach", und hab ein Starthilfepack (ein fancy Ding, das 450A Spitzenstrom rausbollert, ugh ugh ugh) gekauft. Aber das hat nix geholfen. Dann dachte ich, auf Anraten eines Kollegen -- "hey, ich werd Mitglied beim niederländischen Pendant zum ADAC, dem sogenannten ANWB, und bestell mir Hilfe!". Gesagt, getan. Nachdem ich alles auf der Webseite ausgefüllt und abgeschickt hatte etc (70€/Jahr für die volle Hilfe daheim und unterwegs) erfuhr ich am Telefon, dass ich erst in ca. 8 Tagen, wenn ich meine Mitgliedskarte hab, die Hilfe in Anspruch nehmen kann. Im Moment müsste ich 220€ (!!) bezahlen, wenn ich Hilfe haben mag. Ächz. Also hab ich nun gedacht -- "such ich mir eine Werkstatt". Und tatsächlich, nur ca. 100m (aber gut versteckt) von meinem Apartment entfernt ist eine Werkstatt für alle Automarken, und der nette Kerl hat gesagt, morgen um 9 Uhr laufen wir gemeinsam zu meinem Auto und schauen es uns an. Puuuh. Nun denk ich natürlich -- "ach, ich hab es bestimmt zu oft versucht, die Zündkerzen sind verrußt, der kann mit seiner Erfahrung in ein paar Minuten feststellen was das Problem ist"... naja... wir haben ja gesehen, was passiert wenn ich denke. Also sollte ich vielleicht lieber nicht denken, und einfach abwarten was rauskommt bei der Untersuchung. Das wird dann berichtet in Folge 2 der Autostory, hier, gleiche Stelle gleiche Welle, zu späterem Zeitpunkt...

Seufz. Das musste ich loswerden. Nichts trifft einen mehr, als ein kaputtes Auto. Schlimm ist das. Meine Männlichkeit, meine Mobilität, sie ist dahin, zerschmettert, am Boden zerstört. Was soll nur aus mir werden, so zum Radeln (ich hab inzwischen eins, Bilder folgen bald) oder Zugfahren verdammt?! Es steht da, vor der Haustür, wie ein blechernes Mahnmal meines Scheiterns, meiner Unfähigkeit es selber zu reparieren. Wie ein Symbol der Vergänglichkeit allen Irdischen. Wie ein dräuendes Vorzeichen eines Untergangs, der allem von Menschenhand erschaffenen Dingen droht! Unerträglich, diese Qualen, diese seelische Grausamkeit. Ich häng an meinem Astra. Sehr.

Hoffentlich fährt er morgen wieder, ist ja nicht zu ertragen dieses Gejammer... :-)

Freitag, 9. Januar 2009

(Tag 9) Das Wetter

Weil, über das Wetter kann man immer reden. Und es ist wirklich kalt und winterlich, dieses Wetter. Jaaa, neeeein, mit so krassen Winterorten wie Bayern (-24°C, las ich) Aachen oder Wuppertal (Schnee ohne Ende, hör ich) kann Rotterdam nicht mithalten. Aber immerhin, man sagte mir, dass Schnee etwas sehr seltenes sei in dieser Gegend hier. Und, was ist los, kaum zieh ich hier her, schon hat es geschneit. Und Frost! Da denkt man, so nah am Meer und alles, da gibt es keinen richtigen Frost. Ha! Derben Kühltruhenfrost hat es, mein Auto springt nicht mehr an (ja, ich weiß, die Batterie) und überall sind tödlich-glatte Eispfützen. Was die Niederländer natürlich freut -- die gehen voll ab, was das Schlittschuhlaufen angeht. Ist aber auch cool hier, mit den kleinen Kanälen oder. Gestern abend auf dem Heimweg fiel mir auf, dass auf einem zugefrorenen Kanal in der Stadt ein richtiges Eishockeyfeld improvisiert war. Hehe. Man muss die Gegebenheiten nur zu nutzen wissen. Doof nur für die Leute, die hier in der Fussgängerzone von Rotterdam Centrum ein kleines, popeliges Eislauffeld mit Bar-Bereich hingestellt haben. Kostet natürlich Eintritt. Die machen glaub ich gerade den Verlust ihres Lebens. Bad timing, nennt man das wohl.
Etwas weiteres positives hat das Winterwetter auch (und das hat es mit mir gemeinsam, hehehe): es sieht einfach gut aus.


So am gestrigen Morgen, als ich auf dem Weg ins Institut dieses Bild hier gemacht hab, leider nur mit meinem ollen Nokia 1,3MP Kamerachen: man sieht, wie sich an der Spitze eines Wolkenkratzers (nah des Bahnhofs von Rotterdam) ein hübsches Phänomen abspielt -- Eisnebelwolken, wie sie sonst nur der Mount Everest hat, werden von irgendwelchen Winden zerfräst und dabei von der Morgensonne zum Leuchten gebracht. Schön. Dafür nimmt man doch gern ein eingefrorenes Auto in Kauf... ;-)

Mittwoch, 7. Januar 2009

(Tag 7) Von den Essgewohnheiten baumbewohnender Nagetiere

Jaja, mühsam ernährt es sich, das Eichhörnchen. In diesem Fall arbeitet das possierliche Waldwesen Stück für Stück eine lange Liste von zu organisierenden Dingen ab. Manche gelingen nicht sofort. Andere jedoch schon. Und so wird die Liste kürzer. Das mag das Eichhörnchen gern.
Ist schon ein ganz schöner Aufwand, so ein komplettes Leben (quasi) in einem fremden Land neu aus dem Boden zu stampfen. Besonders, wenn man noch mit der merkwürdigen Arbeitsweise von Vermieterfirmen-Mitarbeiterinnen zu kämpfen hat. Wer hätte gedacht, dass man explizit nach dem Briefkastenschlüssel fragen muss, ehe man ihn ausgehändigt bekommt?

Ach, Schlüssel. Das ist auch so ein Thema, dass dem Eichhorn die Plaque auf die Nagezähne treibt. Da arbeite ich doch im nunmehr dritten Tag in einem ziemlich großen, ziemlich erfolgreichen Forschungsinstitut. Wer hätte gedacht, dass sie keine Schlüssel mehr haben, für die Türen? Alle weg! Ausgeteilt, verloren, zerstört, gemopst. Was weiß ich. Angeblich hat es mal 500 Stück gegeben, sagte man mir. Keiner mehr da. Nachbestellung dauert 1-2 Monate! Da kommt mir der Gedanke: Wer hätte gedacht, dass es 1-2 Monate dauert, ein paar Schlüssel zu fräsen?? Ich beginne ein Schema zu entdecken!

Ich sag gar nicht, dass es nicht in jedem anderen Land auch hätte geschehen können. Das waren keine spezifisch niederländisch abgezielten Nörgeleien. Ich sag nur, dass dem Eichhörnchen dann doch seit seinem Umzug in den neuen Wald ein paar faule Nüsse zuviel hingeworfen wurden. Das Blatt könnte sich nun gern mal in eine Glückssträhne wandeln! Aber Grundfazit vom Eichhörnchen ist aber immer noch: Zähne und Krallen weiterhin scharf, alles in bester Ordnung eigentlich soweit! War nur aber auch mal an der Zeit eine der deutschen Tugenden Nr. 1 herauszukehren: das Nörgeln. Man sieht, als Expatriierter besinnt man sich mehr als daheim auf seine vermeindliche nationale Identität, sozusagen. Hüstel hüstel. Gerade ich! Nicht, dass ich mir nun bald auch noch Gartenzwerge kauf und unten vorm Haus schau, dass die Autos auch richtig parken... ;-)
In diesem Sinne, nagende Grüße!

Sonntag, 4. Januar 2009

(Tag 4) catching up

Uffz, ich bin umgezogen. Natürlich ist (gefühlt) ungefähr alles schief gegangen, was so schief gehen kann. Andererseits ist man so im Stress, dass man das alles schlimmer empfindet, als es war. Ok, ich hab noch kein Internet im Apartment und mein Briefkastenschlüssel liegt wohl immer noch beim Hauswart. Na, das lässt sich noch regeln. Und auch die tausend anderen Sachen (wer wusste, dass man Adressänderungen bei der Sparkasse in Deutschland NICHT telefonisch machen kann?) werden sich schon irgendwie in dem kommenden zwei Wochen richten. Es gibt nichts, was nicht ein Kaffee und ne heiße Dusche (Zentralheizung, yeah!) wieder geraderücken könnte.
Was hab ich schon erlebt?
An Sylvester haben wir Fondue gemacht und sind dann ein wenig abends in dem Viertel, in dem ich wohne, herumgewandert. Die Niederländer haben es ordentlich krachen lassen (in mehrerer Hinsicht), das war lustig. Ulkig war auch, dass sie am 31.12. offensichtlich "Oliebollen" (so fritierte Krapfen mit Rosinen) essen -- an einer Bude vor einem Supermarkt standen sie, ganz gesittet, in einer 50m langen Schlange an. Müssen wohl lecker sein, diese Oliebollen. Oder sie bringen Glück.
Ein witziges Einkaufserlebnis hatten wir auch schon: beim "Albert Hein", einem großen Supermarkt, gibt es ein Selbstscan-System: wenn man sich da angemeldet hat, dann kann man mit einem kleinen Handscanner durch den Laden laufen und seinen Waren scannen und dann am Ende, ohne Personal, an einem Terminal bezahlen. Baut auf Vertrauen auf, das System - am Anfang wird man wohl ein paar mal, später stichprobenhaft, kontrolliert. Interessante Idee. Ein weiteres Argument für Albert Hein: es gibt da deutsches Brot zu kaufen... jaaaa, ich weiß ich weiß, man sollte sich den lokalen Gepflogenheiten (Schlabberbrot) anpassen. Mach ich bestimmt auch noch. Aber den Übergang erleichter ich mir mit dem "Oberlander uit Duitsland".
Oh, und einen coolen Radiosender hab ich auch schon entdeckt (in Ermangelung eines TV-Empfangsgeräts): Arrow Classic Rock, 103.8FM. Da läuft eben Rockmusik, den ganzen Tag. Das ist ziemlich cool (auch wenn die Werbung sich leider immer wiederholt).
Im Grunde also vermelde ich aus Rotterdam: Daumen hoch für den Start!