Es ist ja schon ein Allgemeinplatz, dass Einkaufen in den Niederlanden unterhaltsam ist. Weil, das Angebot im Supermarkt ist durchaus unterschiedlich, obgleich man ja wirklich nicht weit weg von zu hause ist. Zwar muß ich an dieser Stelle vorwegschicken, dass nicht "die anderen" Ländern merkwürdig sind, was das Angebot im Supermarkt angeht, sondern Deutschland merkwürdig ist. Zumindest ist das, was ich anhand meiner europäisch-amerikanischen Einkaufserlebnisse bisher schlussfolgern würde. Deutsche Einkaufsgewohnheiten sind merkwürdig, im internationalen Vergleich. Das fällt uns nur eben nicht auf, weil wir daran gewohnt sind.
Trotzdem, heute bin ich in der Stimmung die berühmten "kleinen Unterschiede" einzumassieren. Also, hier meine Top 5 der auffälligsten Unterschiede, wenn man in den Niederlanden Lebensmittel einkaufen geht:
Platz 5. Hagelslag: Kennt man im "Buitenland" das Zeug überhaupt? Ja, man benutzt es in der Weihnachtsbäckerei! Was zu hause auf Omas Kekse kommt, schmeißen die Niederländer sich geradezu mit fanatischem Genuss aufs Frühstucksbrot -- kleine, bunte Krümel. Mehr noch als von Leberwurst (siehe weiter unten in diesem Text), gibt es von den Dingern einen Zoo aus Sorten, deren Unterschiede und kulinarische Anziehungskraft sich mir gänzlich nicht erschließen. Aber bitte, wers mag.
Platz 4. Kein Wasser im Kasten -- ich weiß nicht, wie niederländische Großfamilien das machen, mit 7 durstigen Blagen, die ausgedörrt vom Fussballtraining kommen. Aber es gibt Mineralwasser, auch in gut sortierten Getränkeabteilungen, irgendwie nicht im Kasten. Die größte "Darreichungsform" ist 6 x 1,5 Liter aus der Plastikflasche, alle anderen Sorten Mineralwasser kommen als Einzelflasche daher. Seeeehr merkwürdig. Naja, vielleicht wird im niederländischen Normalhaushalt auch lieber Wasser aus dem Hahn getrunken?? Mich stört es jedenfalls nicht -- so ein Riesensixpack reicht für meine Zwecke perfekt aus ("eine Flasche pro Tag") und das Mineralwasser ist sehr lecker und ziemlich günstig. Vermissfaktor: fast null
Platz 3. Erstaunlich viele Sorten Leberwurst: mir scheint, der Niederländer an sich ist besessen von Leberwurst, oder in der frankophilen Version, von Paté. Es gibt auch in kleinen Supermärkten weitaus mehr verschiedene Sorten, als ich aus dem üblichen Aldi, Kaisers oder sogar Akzenta-Regal kenne. Und: das Zeug schmeckt lecker! Daumen hoch für die Leberwurst!
Wenn man aber versucht eine schmeckende (!) Fleischwurst (oder gar, eine Knoblauchfleischwurst) zu kaufen -- Fehlanzeige. Das was man dahingehend findet ist, trügerischerweise, zwar von der Form her ähnlich, schmeckt aber erschütternd. Vermissfaktor dahingehend: hoch
Platz 2. Geschnibbeltes Gemüse und Salat in Tüten: Vielleicht liegt es an der Größe der Stadt, in der ich nun lebe. Von wegen, der moderne Zivilisationsmensch hat keine Zeit mehr, kommt abends unglaublich gestresst aus dem Büro (oder Bürro, wie man in Hessen sagt, gell Holger?), und bevor er zum Entspannungstraining in die Yogaschule oder so hetzt, MUSS ja ein Salat gegessen werden. Und da kommt nun die riesige Kühltheke mit den vorgeschnibbelten Gemüsen, Salaten, Obst und was weiß ich nicht alles ins Spiel. Wenn im Kaisers in Aachen die eingetüteten Salatfetzen beschämt neben der Gemüsetheke zittern, protzt hier das Plaste-Gemüse mit breiter Brust aus einem Kühlregal hervor, das es an Volumen und vor allem Auswahl mehr als locker mit der "normalen" Gemüsetheke aufnehmen kann. Ich verschliesse nicht meine Augen vor dem praktischen Nutzen eines in Sekunden aus der Tüte gefetzten Salats, schnell noch Dressing aus der Flasche drüber und jut is. Klar, auch ich habe abends manchmal keine Lust noch zu werkeln, ehe ich was zwischen die Beißer bekomme. Aber dann schieb ich mir ne Tiefkühlpizza rein, und lüg mir nicht mit einem pseudogesunden FastFood-Salat in die Tasche. Jedenfalls, ich versteh ja diesen Trend noch. Aber zum Beispiel vorgeschnittenes Suppengemüse (Möhren, Sellerie und Lauch) oder vorgestiftelte Möhren (vermutlich für die fettarme Küche) würde ich nicht kaufen. Wo ist das der Spaß am Kochen? Wo ist der Nervenkitzel, wenn die größte Gefahr darin besteht, sich beim Tütenaufreissen eine Druckstelle am Daumen zu holen??? Wozu hab ich dann die Messer, die rasiermesserscharfen Mordwerkzeuge, das männlich-riesige Gemüsebeil der aus der China-Kollektion?? Nein, ich will mein Gemüse selber erlegen, das ist der animalische Jagdinstinkt in mir. Das scheint dem niederländischen Gemüsefreund zu fehlen.
Platz 1. Das Brot: jaaa klar, das ist ja fast schon ein weltweiter Standard, dass man als Deutscher grundsätzlich "nicht-deutsche" Brotsorten scheisse findet. Da wird gejammert und gemeckert, was das teutonische Mundwerk hergibt... "zu pappig", "zu weiß", "zu fad", "zu gummi-artig", "zu langweilig", "zu... zu... zu..."
Und soll ich was sagen -- das alles stimmt sogar! Aber trotzdem muss man sich, auch als Schwarzbrot-Verfechter, für die versteckten Qualitäten des niederländischen Backprodukts öffnen. Natürlich ist es "etwas gewöhnungsbedürftig", das typische niederländische Brot, aber es ist wenigstens unterhaltsam! Es gibt zum Beispiel eine unübersichtliche Zahl von Sorten, von denen man jeweils hofft "diesmal schmeckt es bestimmt", und dann doch wieder nur schwer enttäuscht wird. Das ist charakterbildend! Da lernt man, mit seiner Naivität umzugehen.
Nein nein, nun mal Spaß beiseite: da kann ich noch so niederlando-phil sein wie ich will -- euer Brot ist einfach scheisse! Das wird wohl auch der Grund sein, warum "Franse Baguette", "Rheinlander Brood" und "Oberlander Brood" IMMER als erstes ausverkauft sind, in meinem Supermarkt um die Ecke. Selbst die Niederländer mögen ihr eigenes Brot nicht so gerne, wie diese Importmarken. Das Zeug schmeckt einfach um Lichtjahre, um Galaxien, um Universen besser.
Vermissfaktor: hoch genug, um mir aus Wuppertal Brot zu importieren und es einzufrieren
Naja... ähem... ein Nachtrag noch: natürlich esse ich auch das niederländische Brot ganz gern -- mit ner Scheibe Käse UND Salami UND Ketchup UND überbacken im Ofen schmeckt es sogar annehmbar.
Trotzdem, heute bin ich in der Stimmung die berühmten "kleinen Unterschiede" einzumassieren. Also, hier meine Top 5 der auffälligsten Unterschiede, wenn man in den Niederlanden Lebensmittel einkaufen geht:
Platz 5. Hagelslag: Kennt man im "Buitenland" das Zeug überhaupt? Ja, man benutzt es in der Weihnachtsbäckerei! Was zu hause auf Omas Kekse kommt, schmeißen die Niederländer sich geradezu mit fanatischem Genuss aufs Frühstucksbrot -- kleine, bunte Krümel. Mehr noch als von Leberwurst (siehe weiter unten in diesem Text), gibt es von den Dingern einen Zoo aus Sorten, deren Unterschiede und kulinarische Anziehungskraft sich mir gänzlich nicht erschließen. Aber bitte, wers mag.
Platz 4. Kein Wasser im Kasten -- ich weiß nicht, wie niederländische Großfamilien das machen, mit 7 durstigen Blagen, die ausgedörrt vom Fussballtraining kommen. Aber es gibt Mineralwasser, auch in gut sortierten Getränkeabteilungen, irgendwie nicht im Kasten. Die größte "Darreichungsform" ist 6 x 1,5 Liter aus der Plastikflasche, alle anderen Sorten Mineralwasser kommen als Einzelflasche daher. Seeeehr merkwürdig. Naja, vielleicht wird im niederländischen Normalhaushalt auch lieber Wasser aus dem Hahn getrunken?? Mich stört es jedenfalls nicht -- so ein Riesensixpack reicht für meine Zwecke perfekt aus ("eine Flasche pro Tag") und das Mineralwasser ist sehr lecker und ziemlich günstig. Vermissfaktor: fast null
Platz 3. Erstaunlich viele Sorten Leberwurst: mir scheint, der Niederländer an sich ist besessen von Leberwurst, oder in der frankophilen Version, von Paté. Es gibt auch in kleinen Supermärkten weitaus mehr verschiedene Sorten, als ich aus dem üblichen Aldi, Kaisers oder sogar Akzenta-Regal kenne. Und: das Zeug schmeckt lecker! Daumen hoch für die Leberwurst!
Wenn man aber versucht eine schmeckende (!) Fleischwurst (oder gar, eine Knoblauchfleischwurst) zu kaufen -- Fehlanzeige. Das was man dahingehend findet ist, trügerischerweise, zwar von der Form her ähnlich, schmeckt aber erschütternd. Vermissfaktor dahingehend: hoch
Platz 2. Geschnibbeltes Gemüse und Salat in Tüten: Vielleicht liegt es an der Größe der Stadt, in der ich nun lebe. Von wegen, der moderne Zivilisationsmensch hat keine Zeit mehr, kommt abends unglaublich gestresst aus dem Büro (oder Bürro, wie man in Hessen sagt, gell Holger?), und bevor er zum Entspannungstraining in die Yogaschule oder so hetzt, MUSS ja ein Salat gegessen werden. Und da kommt nun die riesige Kühltheke mit den vorgeschnibbelten Gemüsen, Salaten, Obst und was weiß ich nicht alles ins Spiel. Wenn im Kaisers in Aachen die eingetüteten Salatfetzen beschämt neben der Gemüsetheke zittern, protzt hier das Plaste-Gemüse mit breiter Brust aus einem Kühlregal hervor, das es an Volumen und vor allem Auswahl mehr als locker mit der "normalen" Gemüsetheke aufnehmen kann. Ich verschliesse nicht meine Augen vor dem praktischen Nutzen eines in Sekunden aus der Tüte gefetzten Salats, schnell noch Dressing aus der Flasche drüber und jut is. Klar, auch ich habe abends manchmal keine Lust noch zu werkeln, ehe ich was zwischen die Beißer bekomme. Aber dann schieb ich mir ne Tiefkühlpizza rein, und lüg mir nicht mit einem pseudogesunden FastFood-Salat in die Tasche. Jedenfalls, ich versteh ja diesen Trend noch. Aber zum Beispiel vorgeschnittenes Suppengemüse (Möhren, Sellerie und Lauch) oder vorgestiftelte Möhren (vermutlich für die fettarme Küche) würde ich nicht kaufen. Wo ist das der Spaß am Kochen? Wo ist der Nervenkitzel, wenn die größte Gefahr darin besteht, sich beim Tütenaufreissen eine Druckstelle am Daumen zu holen??? Wozu hab ich dann die Messer, die rasiermesserscharfen Mordwerkzeuge, das männlich-riesige Gemüsebeil der aus der China-Kollektion?? Nein, ich will mein Gemüse selber erlegen, das ist der animalische Jagdinstinkt in mir. Das scheint dem niederländischen Gemüsefreund zu fehlen.
Platz 1. Das Brot: jaaa klar, das ist ja fast schon ein weltweiter Standard, dass man als Deutscher grundsätzlich "nicht-deutsche" Brotsorten scheisse findet. Da wird gejammert und gemeckert, was das teutonische Mundwerk hergibt... "zu pappig", "zu weiß", "zu fad", "zu gummi-artig", "zu langweilig", "zu... zu... zu..."
Und soll ich was sagen -- das alles stimmt sogar! Aber trotzdem muss man sich, auch als Schwarzbrot-Verfechter, für die versteckten Qualitäten des niederländischen Backprodukts öffnen. Natürlich ist es "etwas gewöhnungsbedürftig", das typische niederländische Brot, aber es ist wenigstens unterhaltsam! Es gibt zum Beispiel eine unübersichtliche Zahl von Sorten, von denen man jeweils hofft "diesmal schmeckt es bestimmt", und dann doch wieder nur schwer enttäuscht wird. Das ist charakterbildend! Da lernt man, mit seiner Naivität umzugehen.
Nein nein, nun mal Spaß beiseite: da kann ich noch so niederlando-phil sein wie ich will -- euer Brot ist einfach scheisse! Das wird wohl auch der Grund sein, warum "Franse Baguette", "Rheinlander Brood" und "Oberlander Brood" IMMER als erstes ausverkauft sind, in meinem Supermarkt um die Ecke. Selbst die Niederländer mögen ihr eigenes Brot nicht so gerne, wie diese Importmarken. Das Zeug schmeckt einfach um Lichtjahre, um Galaxien, um Universen besser.
Vermissfaktor: hoch genug, um mir aus Wuppertal Brot zu importieren und es einzufrieren
Naja... ähem... ein Nachtrag noch: natürlich esse ich auch das niederländische Brot ganz gern -- mit ner Scheibe Käse UND Salami UND Ketchup UND überbacken im Ofen schmeckt es sogar annehmbar.
2 Kommentare:
Heute bin ich zu müde für nen Kommentar, aber Du kannst Dir denken, dass ich nicht mit allem übereinstimme...mmh...morgen vielleicht...vielleicht...gaaanz vielleicht...
NICHT mit allem übereinstimme? Wie das? Gibt es womöglich andere Meinungen zum Brot? Bist du etwa ein Fan des fluffigen Gepappes? Nun bin aber gespannt...
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