Am vergangenen Freitag wurde der "Betriebsausflug" unseres Instituts, das "labuitje" abgehalten. Es wurde im Vorfeld eine ziemliche Geheimniskrämerei aus dem tatsächlichen Ziel der Reise gemacht -- aber der Tip, Badesachen, Wechselkleidung und alte Schuhe mitzunehmen, deutete auf das Meer hin. Es war eine durchorganisierte, ganz schön ereignisreiche Angelegenheit, muss ich sagen.
Zu nachtschlafender Zeit, um 7:30, fuhren wir mit dem Bus nach Norden. Schnell stellte sich heraus -- das Ziel der Busfahrt war Den Helder. Und in Den Helder kann man nichts weiter tun, als mit der Fähre nach Texel überzusetzen.
So war es dann auch. Dort angekommen wurden wir, Stichwort "forced socializing" auf Tandems verteilt und mit einer fahrlässig-schlecht kopierten Wegbeschreibung quer über die Insel gejagt. Die Schwierigkeiten der Tandemfahrt, die Größe der Gruppe (~90 Leute) und die chaotische Routenplanung sorgten dafür, dass bald schon diverse Zweier- bis Viererteams verloren über die Insel radelten.
Ich hab letztlich, mit nur kleineren Blessuren durch wirbelnde Pedale (es ist KEINE gute Idee während der Fahrt nicht mehr mittreten zu wollen), das Ziel der ersten Etappe erreicht: der Ort, wo wir Lunch einnehmen sollten. Es war ein Schrottplatz. Dachte ich zumindest. Aber bald stellte sich heraus, der Hof gehörte einer Gruppe oder Organisation namens "De Vriendschap", die unseren weiteren Tag unter ihre Fittiche nahm. Es war eine Mischung aus verstrahlten Hippies, starrköpfigen Einsiedlern und abgebrühtem Touristennepp -- aber sehr zu empfehlen. Der Hof sah aus wie ein Schrottplatz, weil alles dort gefunden oder geschenkt oder selber gesammelt war. Also, vom Strand aufgeklaubt. Für uns Städter wurde ein extra rustikales Essen aus selber gefangenem und geräuchertem Fisch (lecker!), selbst gemachtem Käse und vermutlich gekaufter Wurst bereitet, dazu gab es Wein (vermutlich von Albert Heijn), ein Lagerfeuer und Akkordeonmusik von einem schrägen Opa. Ansonsten schwirrten der freundliche braungebrannte Kerl im löchrigen Hemd und die Frau mit Kopftuch und Batikrock herum. und verbreiteten gute Laune. Eigentlich ganz nett.
Richtig skuril wurde der erste Programmpunkt nach dem Essen: ein alter Typ im schmierigsten Overall aller Zeiten gekleidet, zeigte uns sein privates "Zeuch-das-ich-am-Strand-fand" Museum und erzählte in einem total widrigen Akzent diverse Rollen Seemannsgarn, von angeschwemmten Containern voller Zigaretten, deren Inhalt er des Nachts durchs Wattenmeer schleppte und so. Sehr bizarr.
Dann ging es Schlag auf Schlag: wir machten uns auf zum Strand und fuhren mit dem Schiff der "Vriendschap" auf die "robbentocht", also die Robbentour -- die texelsche Variante des Whale-Watching. Wir haben also ein paar Bierchen getrunken, die Nase in den Wind gehalten und dicken, faulen Meeressäugern beim Abgammeln zugeschaut. Auch nett.
Zeit zum Erholen blieb nicht. Denn sofort ging es in die Hände des nächsten Insel-Faktotums auf einen Spaziergang durchs Watt. Auftritt, alte Schuhe. Das ganze Ereignis hatte eine tolle Dramaturgie. Zu Beginn, nah am Ufer -- lange Gesichter: der Matsch war fest und kaum knöcheltief. Aber der harmlose alte Mann mit dem Rauschebart und der Mistgabel, mit der er hin und wieder Getier aus dem Schlick baggerte, war ein beinharter Fiesling: er führte uns tiefer und tiefer in suppige, sumpfige Schlammgruben. Ganz am Ende, schon in Sichtweite des Ufers, führte er uns Zivilisationsmenschen durch den Rand einer gebaggerten Fahrrinne... also, ich bin - ohne angeben zu wollen - groß und stark genug um nicht in Panik zu geraten, wenn ich bis zur Hüfte im schlürfenden Modder feststecke... aber die spitzen Schreie und Angstseufzer der kleingewachseneren Mitreisenden um mich herum hüllten die Szenerie in gruseliges Wehklagen. Horror auf dem Schlammplaneten! Das Beste: bei jedem Schritt in den cremigen Morastbrei entwichen Dämpfe, die man nur als schweflig-faulig bezeichnen kann. Wenn da nicht der Teufel im Spiel war, dann weiß ich es nicht... oder zumindest sauerstoffmeidende Bakterien und jede Menge organischer Materie...
Als wir es wieder an Land geschafft hatten, schwarz und verschlickt wie wir waren, kam Horror, Phase zwei: der Opi erwartete, dass wir uns mit nur zwei Eimern und dem brackigen Wasser aus der ausgebaggerten Fahrrinne reinigten: während schon der Bus ungeduldig wartete, um uns zum Abendessen zu befördern. Großartige Szenen spielten sich ab, Szenen des Mitleids und der gegenseitigen Hilfe. Ich sag es euch, das Teambuilding-Konzept ist voll aufgegangen!
Solcherart oberflächlich gereinigt, aber geruchlich nicht von einem Wattwurm zu unterscheiden, fuhren wir mit dem Bus zurück zum Fährhafen wo wir Dinner einnehmen sollten. Ich machte mir Gedanken, wie ich mit meinen schlammverkrusteten Händen ordentlich an einem Restauranttisch sitzen sollte. Aber weit gefehlt! In ihrer unendlichen Weisheit hatten uns die Organisatoren des Labuitje in eine Imbissbude eingeladen, wo die Friteusen auf Hochtouren liefen; und zum Dosenbier wurden so tablettweise die niederländischen Spezialitäten wie "kroket", "frikandel", "kipcorn" oder auch "kaassouffle" gereicht, und natürlich Pommes und Mayo. Großartiger Abschluss für einen großartigen Tag. Abgekämpft, stinkend und mit Fett eingeschmiert machten wir uns auf den Heimweg...
Hier noch ein paar Impressionen vom Tag...
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-ein echter Räucherfisch ohne Gene und Atome:
-ein fetter Meeressäuger:
-verschlammte Neurowissenschaftler:
Zu nachtschlafender Zeit, um 7:30, fuhren wir mit dem Bus nach Norden. Schnell stellte sich heraus -- das Ziel der Busfahrt war Den Helder. Und in Den Helder kann man nichts weiter tun, als mit der Fähre nach Texel überzusetzen.
So war es dann auch. Dort angekommen wurden wir, Stichwort "forced socializing" auf Tandems verteilt und mit einer fahrlässig-schlecht kopierten Wegbeschreibung quer über die Insel gejagt. Die Schwierigkeiten der Tandemfahrt, die Größe der Gruppe (~90 Leute) und die chaotische Routenplanung sorgten dafür, dass bald schon diverse Zweier- bis Viererteams verloren über die Insel radelten.
Ich hab letztlich, mit nur kleineren Blessuren durch wirbelnde Pedale (es ist KEINE gute Idee während der Fahrt nicht mehr mittreten zu wollen), das Ziel der ersten Etappe erreicht: der Ort, wo wir Lunch einnehmen sollten. Es war ein Schrottplatz. Dachte ich zumindest. Aber bald stellte sich heraus, der Hof gehörte einer Gruppe oder Organisation namens "De Vriendschap", die unseren weiteren Tag unter ihre Fittiche nahm. Es war eine Mischung aus verstrahlten Hippies, starrköpfigen Einsiedlern und abgebrühtem Touristennepp -- aber sehr zu empfehlen. Der Hof sah aus wie ein Schrottplatz, weil alles dort gefunden oder geschenkt oder selber gesammelt war. Also, vom Strand aufgeklaubt. Für uns Städter wurde ein extra rustikales Essen aus selber gefangenem und geräuchertem Fisch (lecker!), selbst gemachtem Käse und vermutlich gekaufter Wurst bereitet, dazu gab es Wein (vermutlich von Albert Heijn), ein Lagerfeuer und Akkordeonmusik von einem schrägen Opa. Ansonsten schwirrten der freundliche braungebrannte Kerl im löchrigen Hemd und die Frau mit Kopftuch und Batikrock herum. und verbreiteten gute Laune. Eigentlich ganz nett.
Richtig skuril wurde der erste Programmpunkt nach dem Essen: ein alter Typ im schmierigsten Overall aller Zeiten gekleidet, zeigte uns sein privates "Zeuch-das-ich-am-Strand-fand" Museum und erzählte in einem total widrigen Akzent diverse Rollen Seemannsgarn, von angeschwemmten Containern voller Zigaretten, deren Inhalt er des Nachts durchs Wattenmeer schleppte und so. Sehr bizarr.
Dann ging es Schlag auf Schlag: wir machten uns auf zum Strand und fuhren mit dem Schiff der "Vriendschap" auf die "robbentocht", also die Robbentour -- die texelsche Variante des Whale-Watching. Wir haben also ein paar Bierchen getrunken, die Nase in den Wind gehalten und dicken, faulen Meeressäugern beim Abgammeln zugeschaut. Auch nett.
Zeit zum Erholen blieb nicht. Denn sofort ging es in die Hände des nächsten Insel-Faktotums auf einen Spaziergang durchs Watt. Auftritt, alte Schuhe. Das ganze Ereignis hatte eine tolle Dramaturgie. Zu Beginn, nah am Ufer -- lange Gesichter: der Matsch war fest und kaum knöcheltief. Aber der harmlose alte Mann mit dem Rauschebart und der Mistgabel, mit der er hin und wieder Getier aus dem Schlick baggerte, war ein beinharter Fiesling: er führte uns tiefer und tiefer in suppige, sumpfige Schlammgruben. Ganz am Ende, schon in Sichtweite des Ufers, führte er uns Zivilisationsmenschen durch den Rand einer gebaggerten Fahrrinne... also, ich bin - ohne angeben zu wollen - groß und stark genug um nicht in Panik zu geraten, wenn ich bis zur Hüfte im schlürfenden Modder feststecke... aber die spitzen Schreie und Angstseufzer der kleingewachseneren Mitreisenden um mich herum hüllten die Szenerie in gruseliges Wehklagen. Horror auf dem Schlammplaneten! Das Beste: bei jedem Schritt in den cremigen Morastbrei entwichen Dämpfe, die man nur als schweflig-faulig bezeichnen kann. Wenn da nicht der Teufel im Spiel war, dann weiß ich es nicht... oder zumindest sauerstoffmeidende Bakterien und jede Menge organischer Materie...
Als wir es wieder an Land geschafft hatten, schwarz und verschlickt wie wir waren, kam Horror, Phase zwei: der Opi erwartete, dass wir uns mit nur zwei Eimern und dem brackigen Wasser aus der ausgebaggerten Fahrrinne reinigten: während schon der Bus ungeduldig wartete, um uns zum Abendessen zu befördern. Großartige Szenen spielten sich ab, Szenen des Mitleids und der gegenseitigen Hilfe. Ich sag es euch, das Teambuilding-Konzept ist voll aufgegangen!
Solcherart oberflächlich gereinigt, aber geruchlich nicht von einem Wattwurm zu unterscheiden, fuhren wir mit dem Bus zurück zum Fährhafen wo wir Dinner einnehmen sollten. Ich machte mir Gedanken, wie ich mit meinen schlammverkrusteten Händen ordentlich an einem Restauranttisch sitzen sollte. Aber weit gefehlt! In ihrer unendlichen Weisheit hatten uns die Organisatoren des Labuitje in eine Imbissbude eingeladen, wo die Friteusen auf Hochtouren liefen; und zum Dosenbier wurden so tablettweise die niederländischen Spezialitäten wie "kroket", "frikandel", "kipcorn" oder auch "kaassouffle" gereicht, und natürlich Pommes und Mayo. Großartiger Abschluss für einen großartigen Tag. Abgekämpft, stinkend und mit Fett eingeschmiert machten wir uns auf den Heimweg...
Hier noch ein paar Impressionen vom Tag...
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-ein echter Räucherfisch ohne Gene und Atome:
-ein fetter Meeressäuger:
-verschlammte Neurowissenschaftler: